1594 - Das Böse in dir
Macht.«
Jetzt begriff ich. »Du meinst gegen das Böse?«
»Du nennst es vielleicht so. Aber…«, sie atmete immer schwerer, »… jetzt will es mich verlassen. Ich - ich habe dann gar nichts mehr, verflucht. Auch keine Seele.«
»Er wird sie dir auch kaum zurückgeben«, erklärte ich. »Was er einmal hat, das behält er auch. Aber ich weiß nicht, ob er mit deiner Seele noch etwas anfangen kann. Ich für meinen Teil denke nicht. Er wird sie vernichten, und er wird dich vergessen, denn mit Leichen kann Asmodis nichts anfangen.«
Es waren harte Worte, an denen sie mächtig zu schlucken hatte. Sie entsprachen jedoch der Wahrheit, wie wir beide wenig später mit eigenen Augen zu sehen bekamen.
Nicht weit von uns entfernt tanzte plötzlich ein Schatten.
Zuerst dachte ich, dass er dunkel war, aber das traf nicht so recht zu.
Wenn ich ihn beschreiben sollte, müsste ich ihn als farblos ansehen.
Auch Laurie hatte dieses amorphe Gebilde gesehen. Sie raffte noch einmal all ihre verbliebene Kraft zusammen und brachte mühsam die Worte hervor, die zugleich ihre letzten waren.
»Meine Seele! Ja, es ist meine Seele! Er will sie mir wieder zurückgeben. Er ist nicht so, wie du ihn beschrieben hast.«
Laurie irrte sich. Er war so, denn der Schatten, die Seele oder was immer es sein mochte, verlor seine Form.
Als wäre das Gebilde von unsichtbaren Klauen gepackt worden, wurde es vor unseren Augen in Fetzen gerissen, und aus einer nicht sichtbaren Welt hörte ich ein widerliches Lachen, das in dem Augenblick verklang, als die auf dem Boden sitzende Laurie ihren letzten Seufzer tat.
Anschließend kippte ihr Kopf zur rechten Seite, und ich sah, dass kein Funken Leben mehr in ihr steckte.
Wie so viele andere Menschen vor ihr hatte auch sie ihr Bündnis mit dem Satan mit ihrem Leben bezahlt.
Es war einfach traurig und tragisch, dass die Menschen immer wieder auf den großen Verführer hereinfielen…
***
»John? Bist du da?«
Die zittrige Stimme aus dem Nebenraum gehörte Glenda Perkins, die eine Sekunde später vor mir stand, nachdem ich mich umgedreht hatte.
»Alles in Ordnung«, sagte ich.
Glenda schaute an mir vorbei auf Laurie.
»Sie - ist sie tot, John?«
Ich nickte. »Ich denke, dass sie es sich selbst zuzuschreiben hat. Sie wollte wahrscheinlich alles vom Leben, aber das ist nicht möglich. Man kann mit dem Teufel keinen Pakt schließen.«
»Ja, ich weiß.«
Glenda trat dicht an mich heran und umfasste mit beiden Händen meine Schultern.
»Sie hätte mich abgestochen oder erschossen…«
»Und wie bist du ihr entkommen? Das Serum?«
»Ja, John. Es hat mir wieder mal das Leben gerettet. Sonst hätte ich keine Chance gehabt.«
»Okay«, sagte ich und ging zur Seite. »Wir müssen den Raum hier sperren lassen. Tu mir einen Gefallen und stell dich vor die Tür. Es werden sicherlich bald einige Frauen auftauchen.«
»Mach ich.«
Die Kollegen, die die tote Laurie wegschaffen sollten, rief ich noch nicht an.
Zuerst meldete ich mich bei den Conollys, die wohl allesamt unter Strom standen, Bill eingeschlossen, denn das hörte ich seiner Stimme an.
»John, was ist?«
»Laurie lebt nicht mehr.«
»Du sagst Laurie?«
»Genau.«
»Dann hat Johnny also recht gehabt. Es ist eine Frau gewesen. Oder sehe ich das falsch?«
»Nein, Bill, das siehst du nicht. Aber darüber lass uns bitte später reden.«
»He, Moment noch. Ich muss dir noch was sagen.« Er lachte plötzlich.
»Kirsten Weber hat es wohl überstanden. Die Operation ist gut verlaufen. Sie wird wieder okay werden.«
Endlich konnte auch ich wieder lächeln…
ENDE
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