1594 - Das Böse in dir
Zunge lag.
Der Wirt sorgte wieder für eine gruselige Atmosphäre. Schrille Musik dröhnte aus den Lautsprechern. Zugleich zischten Nebelwolken aus verborgenen Öffnungen und verteilten sich im Raum.
Die Gäste, die saßen oder standen, spielten wieder die verschiedensten Gruselgestalten.
Manche schrien, andere jammerten, wieder andere, die als Zombies gingen, taumelten von Tisch zu Tisch und taten so, als würden sie die Leute dort angreifen.
Eine fiel auf Mary Rowland, die aufschrie und in Panik machte. Zwei starke Hände griffen zu und zerrten sie vom Stuhl hoch.
»He, du Zombie, was soll das?«
»Ich hole dich in mein Grab.«
»Und dann?«
»Werde ich dich fressen.«
»Uuhuu - das ist spannend.«
»Dann komm mit mir…«
Mary lachte. Sie winkte Glenda zu und ließ sich vom Zombie willig mitziehen.
Glenda gönnte es ihr. Ihr Lächeln fiel gequält aus, denn ihre Gedanken drehten sich noch immer um Johns Anruf.
Sie stellte sich auch die Frage, ob John vielleicht übertrieben hatte, aber das glaubte sie nicht. Wenn John anrief und ihr eine derartige Nachricht mitteilte, gab schon einen ernsten Hintergrund.
Der Killer mit der Mayers-Maske!
Wo hielt er sich auf?
Da sich die Rauchwolken etwas verflüchtigt hatten, sah Glenda wieder besser.
Es hatte sich nichts verändert. Zwar waren noch einige Gäste gekommen, doch niemand mit dieser Maske. Und es waren auch nicht alle dem Anlass entsprechend verkleidet.
Eine Bedienung kam und fragte, ob Glenda noch etwas trinken wolle.
Das Mädchen trug ein rotes Teufelskostüm mit einem langen wippenden Schwanz am Hinterteil. Ihr Haar hatte sie in bunte Strähnen gefärbt.
»Diesmal nur ein Wasser.«
»Okay, kommt gleich.« Der Teufel huschte davon, und Glenda hatte wieder freie Sicht.
Sie sah ihre Bekannte dort, wo die Theke einen Knick machte und das Licht mehr als düster war. Mary und der Zombie hockten eng beieinander. Es sah so aus, als hätte Mary den Richtigen gefunden. Zumindest für diese Nacht. Glenda gönnte es ihr.
Sie hatte im Moment andere Sorgen. Sie drehte ihren Stuhl etwas herum, damit sie den Eingang besser im Auge behalten konnte. Den zweiten leeren Stuhl vor dem runden Tisch ließ sie an seinem Platz stehen.
Normalerweise hätte sie die Kneipe längst verlassen, aber sie musste ja bleiben, bis John erschien.
Es gab genügend Versuche einer Anmache. Auch wenn sie originell waren und alle irgendwie mit Halloween zu tun hatten, Glenda wehrte, sie alle ab.
Die Zeit zog sich in die Länge. Glenda wusste, dass John eine recht lange Strecke zurückzulegen hatte, und auch in der frühen Nacht war die Stadt nicht frei vom Verkehr.
Der neue Gast war plötzlich da.
Glenda hatte die junge Frau nicht eintreten sehen. Erst als sie in die Nähe ihres Tisches geriet und dort stehen blieb, wurde sie von Glenda entdeckt.
Auch sie war nicht verkleidet. Zwar trug sie ein dunkles Outfit, was auch zu den ebenfalls dunklen und lockigen langen Haaren passte, aber sie fiel ebenso auf wie Glenda. Zudem bewegte sie sich nicht vom Fleck und sie schaute sich nur neugierig um, als würde sie jemanden oder einen freien Platz suchen.
Bekannt war sie hier nicht. Dann hätte sie sich anders verhalten. Sie ließ sich auch nicht ansprechen, und als ein dürrer Typ mit Totenkopf maske sie umarmen wollte, zischte sie ihm etwas entgegen, was diesen nahezu in die Flucht trieb.
Erst jetzt schien sie den freien Stuhl neben Glenda zu entdecken.
»Darf ich?«
»Klar, bitte.«
»Danke.« Sie ließ sich nieder. Dabei lächelte sie Glenda zu, die das Lächeln neutral erwiderte.
Bei der Bedienung bestellte sich die Frau ein Bier.
»Tolle Stimmung hier, nicht?«
Glenda nickte. »Ja, das ist eben Halloween.«
»Das sieht und hört man überall.« Die junge Frau lächelte. »Ich heiße übrigens Laurie. Und Sie?«
»Glenda.«
»Aah…«
»Wieso aah?«
»Ach, ich hatte mal eine Freundin, die so hieß. Leider ist sie weggezogen und lebt jetzt in den Staaten, wo sie sicherlich auch Halloween feiert. Sie war ein Fan.«
»Sie nicht?«
Laurie hob die Schultern. »Sehe ich so aus? Sie sind doch auch mehr durch einen Zufall hier, denke ich mir.«
»Ja, mehr oder weniger. Eine Bekannte hat mich mitgeschleift. Aber die hat sich inzwischen von einem Zombie abschleppen lassen.«
»Das kann passieren.«
Das Getränk wurden gebracht. Es musste gleich bezahlt werden, dann zog sich der kleine Teufel zurück.
Die beiden Frauen prosteten sich zu, und Laurie sagte, nachdem sie den
Weitere Kostenlose Bücher