1590 - Prophet der Hölle
Es war keine normale Autofahrt gewesen. Man konnte sie schon als Flucht bezeichnen. Eine Flucht aus der Hölle, in der es keine Flammen gab und keinen Teufel, wie man sich ihn vorstellte. Dafür aber drei Mitspieler, die sich zusammen mit ihm zu einem Pokerspiel getroffen hatten. Eine Pokerhölle also.
Wie immer war es um viel Geld gegangen. Dick Rubin hatte verloren.
Dabei hatte er nicht verlieren wollen. Er hätte es sich gar nicht leisten können, nicht mehr, und deshalb hatte er zu einem Trick gegriffen, um die Mitspieler zu hintergehen.
Das war aufgefallen.
Keine Tricks. Das war vereinbart. Wer es trotzdem tat und dabei erwischt wurde, der hatte nichts zu lachen. Da gab es die große Abrechnung.
Dass Dick Rubin ihnen entwischt war und zuvor noch einige Scheine zusammengerafft hatte, das kam ihm auch jetzt noch wie ein gewaltiges Wunder vor.
Die Typen waren zu überrascht gewesen. Sie hatten einfach nicht damit gerechnet, und so hatte er die Sekunden ausnutzen können, war aus dem Raum geflohen, hatte zudem noch die Tür von außen verriegelt, war danach durch den Hinterausgang gerannt, um sich in seinen Wagen zu werfen, mit dem er geflohen war.
Nicht durch eine Stadt. Über flaches Land war er gerast. Die Panik hatte ihm dabei wie eine Peitsche vorwärts getrieben. Ihr hatte er schließlich Tribut zahlen müssen. Er war auf der schmalen Straße viel zu schnell gefahren und hatte in der Kurve die Gewalt über sein Fahrzeug verloren.
Dem Graben hatte er nicht ausweichen können. Er war voll hineingerutscht und hing nun mit seinem Seat in einer Schräglage fest.
Beide Vorderreifen hatten sich tief in die weiche Erde des Grabens gewühlt.
Ein Befreien ohne Hilfe war unmöglich. Das wusste Dick Rubin auch, der froh war, nur mit einer Beule am Kopf aus der Sache herausgekommen zu sein.
Der Crash war nicht ohne Geräusche über die Bühne gegangen. Jetzt war es wieder still geworden. Auch an den stechenden Schmerz im Kopf hatte er sich gewöhnt. Erhatte ihn einfach akzeptiert, denn eine Beule zu bekommen war besser, als ins Jenseits zu reisen.
Seine Pokerkollegen hätten ihn grausam bestraft. Sie hätten vielleicht sogar vor einem Mord nicht zurückgeschreckt.
Er musste weg. Im Wagen konnte er nicht bleiben.
Erneut fiel ihm ein, was man ihm vorhergesagt hatte.
Er war auf eine bestimmte Art und Weise abergläubisch. Andere hätten darüber gelacht, er nicht.
Seit er von dieser Voraussage des Propheten wusste, war er nicht mehr unbefangen gewesen. Den Gedanken daran hatte er nie ablegen können, und nun saß er hier fest. Ob es schon der Anfang vom Ende war, wusste er nicht zu sagen. Für ihn stand auf jedenfalls fest, dass er etwas unternehmen musste. Dazu war er durchaus noch in der Lage, denn abgesehen von der Beule ging es ihm recht gut. An den Beinen und auch am Oberkörper hatte er sich keine Verletzung zugezogen Nichts geprellt und auch nichts verstaucht.
Noch hielt ihn der Gurt. Er war froh, sich in der Eile und Hektik noch angeschnallt zuhaben Sekunden später glitt der Gurt an seiner Brust entlang in die Höhe.
Der Seat war zur linken Seite gekippt. Da sich das Lenkrad auf der rechten Seite befand, hatte er keine Probleme, die Fahrertür zu öffnen.
Er musste nur ein wenig mehr Kraft aufwenden, um sie in die Höhe zu drücken.
Danach kam er frei, stolperte, rutschte aus und kroch auf Händen und Füßen die ersten Meter über einen weichen Untergrund, bevor er sich wieder erhob.
Dick Rubin kannte die Gegend zwar nicht wie seine Westentasche, aber er würde sich nicht verlaufen. Er wusste genau, wohin er sich zu wenden hatte.
Natürlich wollte er nicht zurück in den Ort, in dem er gepokert hatte. Das auf keinen Fall. Es wäre auch lebensgefährlich gewesen.
Für ihn gab es einen anderen Weg, und der führte ihn quer durch das Gelände und über den vor ihm liegenden Hang, der recht flach war und an einem dunklen Waldsaum endete.
Danach würde er sich durch den Wald schlagen müssen, um das Dorf auf der anderen Seite zu erreichen.
Es war ein kleiner Ort, den er noch nie betreten hatte. Er sollte zu seinem Versteck bis zur Helligkeit werden. Dann wollte er sich darum kümmern, dass sein Seat aus dem Graben geholt wurde. Zum Glück hatte er das geraubte Geld nicht verloren. Da würde er sicherlich den einen oder anderen Bauern finden, der mit einem Tecker sein Fahrzeug aus dem Graben zog.
Er lief den Hang hoch. Rubin versuchte es mit raumgreifenden Schritten, musste allerdings schon bald
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