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1596 - Abgrund der Zeit

Titel: 1596 - Abgrund der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Komm herein", vernahm er eine leise Stimme. Aber da war er längst drinnen, und die Tür schloß sich. „Perry hat sich gemeldet", berichtete er. „Er befindet sich im Anflug auf das Solsystem. Der Nakk ist bei ihm, ebenso Tolot und Voltago, der Diener."
    „Dann bringen sie Informationen." Sato Ambush, um keinen anderen als den Pararealisten handelte es sich, ging gemessenen Schrittes auf Bully zu und gab ihm die Hand. „Du bist erregt", stellte er fest. „Man sieht es an deiner Gesichtsfarbe."
    „Unsinn. Ich bin gerannt. Das ist viel schlimmer." Er ließ sich in einen Sessel fallen und faltete die Hände über dem Bauch. „Aber ich werde es überleben. In dem Alter ist man an einiges gewöhnt.
    Ich habe übrigens eine Nachricht für dich. GALORS hat die Antwort auf deine Anfrage geschickt."
    „Welche Anfrage?" Ambushs verbindliches Lächeln verschwand. Die großen Augen blickten übergangslos traurig. Bully sagte es ihm, und der Pararealist schüttelte den Kopf. „Du mußt dich täuschen, Bully. Einen solchen Auftrag habe ich nie gegeben."
    „Du persönlich hast dem Syntron den Auftrag dazu erteilt, und vor wenigen Minuten kam die Meldung in. HQ-Hanse herein, Sato, du hast das gesamte GALORS-Netz und alle Wachschiffe beschäftigt, und jetzt erinnerst du dich nicht daran? Die Antwort auf deine Anfrage lautet: Entlang der von Myles Kantor für den Zeitraum von Anfang Januar bis jetzt berechneten hypothetischen Wandererbahn gibt es keine Bereiche, in denen Reststrahlung oder gar eine abweichende Rest-Strangeness angemessen wird."
    „O ja, jetzt erinnere ich mich." Satos Lächeln kehrte zurück. „Ich hatte eine Vermutung, die sich offenbar nicht bewahrheitet. Ich wollte wissen, ob Wanderer vielleicht materialisiert und sich dabei unsichtbar macht, so daß wir ihn nicht orten können. Ich danke dir, daß du mir das Ergebnis mitgeteilt hast. Es hat mit Sicherheit Einfluß auf Myles' Arbeit. Ich habe in seinem Auftrag eine Projektion erarbeitet. Myles hat sie sich angesehen und gemeint, daß sie sich unterscheidet. Er sagte nicht, wovon. Weißt du etwas Näheres, Bully?"
    Der untersetzte Terraner schüttelte den Kopf. „Du solltest ihn fragen", entgegnete er. „Nach meinen Informationen vergräbt er sich im Haus am See und läßt sich kaum noch hier am Ort seines Wirkens blicken."
    „Danke", sagte Sato. „Das hatte ich vor. Aber ich vergaß es. Ich denke, daß er kommen wird, sobald er von Perrys Rückkehr erfährt."
    Reginald Bull nickte grimmig. Offensichtlich litt Sato Ambush noch immer unter den Nachwirkungen des Schocks, den er durch das Erlebnis zusammen mit den Nakken erlitten hatte. Der Wahnsinn hatte ihn ebenso erfaßt wie diese unbegreiflichen Wesen. Nach Aussage der Mediker ließ sich derzeit nichts tun, um Sato wieder völlig herzustellen, und es gab Zeiten, da verhielt der Pararealist sich wie der sprichwörtliche zerstreute Professor.
     
    *
     
    Draußen war es heller Tag, aber Myles Kantor merkte nichts davon. Er hatte das Zimmer verdunkelt, um sich ganz dem Eindruck der Uhr hinzugeben. Der Syntron hatte das System aktiviert, und die unterschiedlichen Aufsätze leuchteten in hellem Blau. Das Licht erfüllte das ganze Zimmer, und Myles hielt die Augen halb geschlossen und musterte die Bewegungen der einzelnen Elemente der Uhr. Mitten im Zimmer entstand eine dreidimensionale Projektion der Milchstraße, und in sie eingebettet verlief eine rote Linie, die der Einfachheit halber Parabelform besaß. Die Parabel wanderte, und Myles verfolgte die Bahn, die sie beschrieb. Die Bewegung erinnerte an die, die auch die Polachse der Erde innerhalb von 26 000 Jahren vollführte, indem sie am Himmel einen Kreisel beschrieb.
    Die Astronomen bezeichneten diesen Vorgang als die Präzession der Polachse, die dazu führte, daß einmal der hinterste Schwanzstern des Kleinen Bären Polarstern war und dreizehntausend Jahre später die Wega. Der Unterschied zur Präzession bestand bei der Wandererbahn darin, daß ihre Scheitelbewegung sich nicht gleichmäßig vollzog und der Scheitelpunkt der Parabel keinen Kreis oder sonst eine geometrische Figur beschrieb. Alle vier Komponenten, die drei Raumkoordinaten ebenso wie die Zeitkoordinate, änderten sich sprunghaft, und es gehörte viel Phantasie dazu, irgendeinen Zusammenhang zwischen den einzelnen Bahnen zu erkennen. Damals, als Wanderer sich durch Materialisationen aus unterschiedlichen Realitätsebenen bemerkbar gemacht hatte, waren die Fakten von größerer

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