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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kleine Schmarre hinterlassen.
    „Wieder ein Zeichen der Tapferkeit, mein guter Bursche!“ sagte ich zu ihm. „Was wird Hanneh, die Perle ihres Geschlechtes, sagen, wenn sie diese Denkmäler deiner Kühnheit bemerkt?“
    „Sie wird denken, daß ich es für meinen Sihdi getan habe, den sie auch lieb hat. O, was werde ich von uns erzählen können! Es wird wenige unter den Beni Arab geben, welche solche Reisen gemacht haben wie wir! Und dann, wenn ich – horch!“
    Wir hörten einen fernen Ton, ein Klingen, wie das spitze Singen einer Mücke. Es wurde immer stärker, und bald erkannten wir den Schlachtmarsch des streitbaren Heeres, welches jetzt zurückkehrte.
    „Sie kommen!“ sagte der Wirt, indem er erst jetzt von seinem Stuhl aufstand. „Sie werden die Gefangenen bringen.“
    „Die indessen im Dorf gewesen sind, um auf mich zu schießen, während die tapferen Bewohner spazieren gingen“, erwiderte ich.
    „Herr, es war doch nur einer da! Die anderen drei sind sicher ergriffen worden.“
    „So zahle ich tausend Piaster für jeden!“
    „Noch wissen wir nicht, ob sie keinen Erfolg gehabt haben. Ich als der Oberste der Polizei muß sie empfangen.“
    Er ging, jedenfalls um den Polizisten zu warnen, mir ein Geständnis zu machen. Er ließ die Türen offen, so daß wir den Einzug des siegreichen Heeres sehen konnten.
    Zuerst erschien der Muschir, seinen Sichelknüttel schwingend wie ein Tambourmajor seinen Stock. Ihm folgte die Musikband, aus Leibeskräften musizierend, aber nicht nach Noten und nicht in Harmonie und Taktgleichheit, sondern ein jeder ganz nach seinem Geschmack.
    Hinter diesen kamen die Helden geschritten, jeder einzelne in einer Haltung, als ob er die Taten eines Roland oder Bayard auf dem Gewissen habe. Vier von ihnen trugen Bahren, aus jungen Stämmen und Laubholz gefertigt, auf denen die beiden Toten lagen – der Fleischer und der einstige Gefängnisschließer.
    In der vorderen Stube wurde angehalten. Die Musik machte einen Tusch, dann trat tiefe Stille ein.
    Der Duft der bratenden Hammel drang von draußen herein. Der Feldmarschall öffnete seine Nüstern weit, sog den Wohlgeruch behaglich ein und kam dann würdevoll zu uns.
    „Effendi“, sagte er, „der Feldzug ist beendet. Die beiden Aladschy habe ich allein erlegt. Mir gebühren also zwei Hammelfelle.“
    „Wo hast du ihre Leichen?“
    „In den Fluß geworfen.“
    „Und wo sind die beiden anderen Missetäter?“
    „Auch in der Sletowska. Wir haben sie elend ersäuft.“
    „Und wer hat sie erlegt?“
    „Das weiß man nicht genau. Wir werden losen müssen, wer die beiden anderen Felle bekommt.“
    „Sonderbar, daß ihr sie ersäuft habt, so daß man nicht zu ihren Leichen zu kommen vermag.“
    „Es ist das kürzeste Verfahren bei solchen Burschen.“
    „Ja, und man kann nicht gut nachweisen, daß der Feldmarschall Lügen macht.“
    „Herr, beleidige mich nicht!“
    „Seit wann kommen denn die Toten herein in das Dorf, um hier durch das Fenster auf meinen Kopf zu schießen?“
    Er erschrak.
    „Herr, was willst du sagen?“
    „Daß diese vier Männer, gegen die ihr ausgezogen seid, unterdessen hier hereingeschossen haben.“
    „So waren es ihre Geister!“
    „Du selbst bist ein Gespenst. Glaubst du denn an Gespenster?“
    „Jawohl, es gibt Gespenster.“
    „So empfehle ich dir, mit deinem tapferen Heer die Geister der vier Hammel zu verspeisen, denn die Leiber derselben werdet ihr nicht bekommen.“
    „Effendi, du hast sie uns versprochen! Wir halten dich beim Wort!“
    „Ich versprach sie euch unter Bedingungen, die ihr nicht erfüllt habt. Wenn du mich für einen Mann hälst, den man so anlügen darf, wie du es tust, so lasse ich dir die Peitsche geben. Ich habe die Macht dazu; frage den Kiaja, er wird es bestätigen.“
    Ich hatte in erhobenem Ton gesprochen, so daß alle, auch die draußen Stehenden, es hörten. Sie wurden sehr ernst und steckten besorgt die Köpfe zusammen. Der Polizist stand da wie ein armer Sünder. Der Kiaja, welcher sich in meiner unmittelbaren Nähe befand, glaubte sich seines Untergebenen annehmen zu müssen, aber ohne mir ein Zugeständnis zu machen. Er sagte also:
    „Effendi, du denkst grundfalsch. Es ist dir keine Unwahrheit gesagt worden. Wie könnten wir so etwas wagen!“
    „Ja, wie könnt ihr es wagen, mich zu belügen, zu täuschen und für einen Narren zu halten? Du weißt, daß ich mich des Schutzes des Großherrn und der Empfehlungen seiner obersten Behörden erfreue. Was ist

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