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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genug anhalten konnte, und stürzte über ihn hinweg. Das benutzte er, aufzuspringen und weiter zu rennen.“
    „Das war dumm. Er hätte sich auf dich werfen können.“
    „Freilich. Die Schurken haben kein Geschick.“
    „Wer schoß denn?“
    „Ich. Noch im Wiederaufstehen zog ich die Pistolen aus dem Gürtel und feuerte auf ihn. Aber auch ich war dumm und schoß im Laufen. Wäre ich stehengeblieben, um ruhig zu zielen, so hätte ich ihn sicher getroffen, denn meine Pistolen tragen weit. Es soll mir auch nicht wieder passieren.“
    Jetzt kam Omar mit dem Verbandzeug.
    „Draußen vor dem Fenster liegt Manachs Gewehr“, sagte ihm Halef; „hole es herein.“
    „Ich will aber deine Erzählung auch hören.“
    „Ich warte.“
    Als Omar die Flinte brachte, zeigte es sich, daß Manach eine gewaltige Ohrfeige erhalten haben müsse, denn der Kolben hatte einen Sprung. Man sah an der Mündung ganz deutlich, wo meine Kugeln aufgetroffen waren.
    „Aber sie ist doch nicht geladen“, meinte Halef, der sich fleißig das Blut aus dem Gesicht wischte. „Also muß er doch geschossen haben.“
    „Natürlich! Fast zugleich mit mir.“
    „So haben deine Kugeln seinen Flintenlauf nach oben geschlagen, und seine Kugel muß da drüben in der Wand, oben in der Nähe der Decke sitzen.“
    Osco nahm die Lampe und fand sehr bald das Loch, in welchem die Kugel steckte.
    „Da ist sie“, sagte er. „Die säße dir jetzt im Kopf, Sihdi, wenn ich das auf dich gerichtete Gewehr nicht noch rechtzeitig bemerkt hätte.“
    „Ja, dir verdanke ich mein Leben.“
    „Darauf bin ich stolz. Wir verdanken dir so viel, besonders ich, denn du hast meine Tochter aus der Hand dieses Abrahim Mamur befreit. Nun habe ich dir doch auch einmal einen kleinen Dienst zu erweisen vermocht.“
    „Klein kann ich diesen Dienst nicht nennen. Hab' herzlichsten Dank dafür.“
    „Du brauchst mir keinen Dank zu sagen. Ein anderer wäre trotz meiner Warnung erschossen worden, wie kamst du nur auf den Gedanken, ihm den Lauf wegzuschießen? Du durftest dich ja nur bücken.“
    „Er hätte doch abgedrückt und dann dich getroffen. Er lag im Anschlag.“
    „Also um auch mich zu retten?“
    „So dachte ich. Und da wir seine Kugel gefunden haben, können wir auch nach den meinigen suchen. Sie sind durch seinen Lauf ab- und nach oben und zur Seite gelenkt worden. Sehr euch einmal den Rand des Fensters an.“
    Richtig, sie steckten in dem weichen Luftziegel, ganz nahe nebeneinander. Osco grub sie heraus.
    „Und die da oben hole ich mir auch“, sagte er. „Ich muß mir die drei Kugeln aufheben zum Andenken an diese Stunde. Nun aber weiter, Halef!“
    Dieser erzählte:
    „Das übrige weißt du fast ebenso genau wie ich. Ich ereilte Manach und faßte ihn von hinten. Er tat einen gewaltigen Sprung zur Seite, riß sich darauf wieder los – ich stürzte. Diesmal war er klüger als vorher. Er warf sich auf mich nieder und packte mich bei der Gurgel. Eben zog ich das Messer, um es ihm von unten zwischen die Rippen zu stoßen, da griff noch ein anderer zu. Wer es war, weiß ich nicht; aber morgen würde ich ihn kennen, denn ich zog ihm das Messer so über das Gesicht herüber, daß er die Hand von mir lassen mußte. Dafür aber hielt er mir den Lauf der Pistole vor den Kopf. Das Blut mochte ihn blenden, denn er sagte: ‚Halte ihn fest, Manach.‘ Und dieser tat es redlich. Ich lag mit dem Gesicht zur Seite. Die Mündung der Waffe stieß mir an die Schläfe. Ich warf den Kopf zurück, und er drückte los. Es war mir, als hätte jemand mit einem glühenden Draht über meine Stirn gestreift; dann aber nahm ich alle Kräfte zusammen, um mich loszumachen. Das Messer war mir entfallen. Die beiden aber hielten fest, beim Hals und bei den Armen. Da bekam ich plötzlich Luft. Der eine stieß einen Fluch aus, denn er war von hinten gepackt worden.“
    „Von mir“, sagte Osco. „Ich nahm ihn bei der Gurgel, doch ich war zu eilig gewesen – es wir nicht der richtige Griff. Er riß sich los und entfloh.“
    „Ja, und indessen war Manach auch entwischt“, setzte Halef hinzu. „Der Atem war mir fast ausgegangen, und bis ich Luft bekam, hatte sich Manach ohne Abschied empfohlen.“
    Es ist ein eigentümliches und ganz unbeschreibliches Gefühl, sich so plötzlich im Angesicht des Todes zu befinden und sich ebenso schnell gerettet zu sehen. Millionen haben glücklicherweise keine Ahnung von diesem Gefühl.
    Die Wunde Halefs war sehr leicht zu verbinden und konnte nur eine

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