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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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feucht, daß höchstens eine Viertelstunde vergangen sein kann, seit sie entstanden ist.“
    „Wer soll es denn getan haben, und was geht es uns an? Warum interessierst du dich so sehr für diesen Zweig?“
    „Weil er mir eine ganze Geschichte erzählt.“
    „Eine Geschichte? Sihdi, ich weiß, daß du die Fährten und Spuren zu lesen verstehst wie sonst keiner. Nun, diejenige des Miriditen haben wir deutlich vor uns. Was aber haben wir mit diesem Zweig zu tun?“
    Der Schneider hielt abseits und blickte mich mit einem ruhig sein sollenden Ausdruck an. Aber einer seiner Mundwinkel war leise geöffnet und ein wenig seitwärts gezogen, was dem Gesicht den allerdings nur schwer bemerkbaren Ausdruck heimlichen Hohnes gab.
    „Wenn du es nicht weißt, was dieser Zweig mir erzählt, so wird vielleicht unser Führer Afrit scharfsinniger sein als du“, sagte ich.
    Der Schneider machte sogleich ein sehr erstauntes Gesicht und antwortete:
    „Herr, ich weiß nichts und ahne nichts, und auch du wirst nichts wissen. Was soll ein solcher Zweig erzählen?“
    „Sehr viel.“
    „Ja, er predigt die Vergänglichkeit alles Irdischen. Noch gestern grünte er und jetzt muß er welken und verdorren.“
    „Ja, und dabei soll er mir sagen, daß auch ich dem Tod geweiht bin.“
    „Wieso? Ich verstehe dich nicht.“
    „Nun, ich bin überzeugt, daß der Miridit ihn umgebrochen hat.“
    „Weshalb?“
    „In einer ganz besonderen Absicht. Hast du nicht schon auch andere Zweige bemerkt, die umgebrochen waren?“
    „Nein, Herr.“
    „Dieser hier wird der elfte sein, den ich bemerke.“
    „Das ist ein Zufall.“
    „Man kann im Gehen oder Reiten einmal ein Ästchen in Gedanken, im Spiel der Finger knicken, aber elf Zweige knicken, und zwar bald rechts und bald links, das kann nur in einer bestimmten Absicht geschehen.“
    „So möchte ich diese Absicht wissen.“
    „Du brauchst nur aufzupassen. Wir werden wahrscheinlich noch mehrere dieser Zeichen bemerken, und da wirst du sehen, daß sie alle nach einer Richtung geknickt sind.“
    „Natürlich, weil das betreffende Wild nach dieser Richtung gelaufen ist.“
    „Von einem Wild ist gar keine Rede. Die Knickungen der Zweige befinden sich nämlich genau so hoch wie die ausgestreckte Hand eines Reiters. So hoch kommt kein Reh und auch nicht das Geweih eines Hirsches. Und überdies führt die Fährte des Miriditen stets genau nach rechts oder links zu dem Busch, wo das Zeichen angebracht worden ist.“
    „Aber Herr, da du so scharfsinnig bist, so sage uns doch, was er damit beabsichtigt haben soll!“
    „Kennst du vielleicht einen Mann, welcher Suef heißt?“
    Dieser kleine Kerl, welcher sich so hartnäckig ein armes Schneiderlein nannte, mußte doch eine ungeheure Selbstbeherrschung besitzen, denn er zuckte mit keiner Miene. Wäre es nicht wie ein Schatten über das Licht der Augen, mit denen er mich anblickte, gegangen, so hätte ich leicht glauben können, daß ich mich irrte.
    „Suef?“ antwortete er. „Den Namen habe ich gehört, aber ich kenne keinen, der so heißt.“
    „Ich dachte, da du in dieser Gegend so bekannt wärst, würdest du den Mann kennen, den ich meine.“
    „Ich kenne ihn nicht. Was soll er sein?“
    „Ein Anhänger des Schut. Er soll uns heute dem Miriditen vor das Gewehr führen.“
    „Herr, was denkst du?“
    Jetzt verriet sein Gesicht wenn nicht Schreck, doch eine deutliche Besorgnis; aber er konnte dieselbe ja ebensogut um meinet- wie um seinetwillen hegen.
    „Ich weiß es“, fuhr ich fort. „Es wurde gestern ausgemacht, daß dieser Suef versuchen solle, sich unser Vertrauen zu erwerben und uns dann in die Falle führen.“
    „Herr, du scheinst allwissend zu sein!“
    „Nur aufmerksam bin ich, weiter nichts.“
    „Woher weißt du das?“
    „Darüber will ich nicht sprechen. Ich bin gewohnt, alles zu beobachten und meine Schlüsse daraus zu ziehen. Das wirst du auch jetzt an diesen Zweigen erfahren.“
    „Ist denn dieser Suef wirklich gekommen?“
    „Nein. Er sollte sich uns natürlich als Führer anbieten. Glücklicherweise aber haben wir dich vorher getroffen, und dieser Suef hat also eingesehen, daß er nun nicht bei uns anzukommen vermag.“
    „Wie aber hängt das mit diesen Zweigen zusammen?“
    „Der Miridit will Suef andeuten, wie er zu reiten habe.“
    „So würde also der Miridit noch nicht wissen, daß dieser Suef nicht bei uns ist.“
    „Freilich nicht. Der Spion und Verräter hat sich jedenfalls erst unterwegs an uns machen

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