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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wollen. Da hat er aus seinem Versteck dich gesehen und nun erkannt, daß wir keinen Führer brauchen. Jedenfalls schleicht er nun hinter uns her.“
    Das Gesicht des Schneiders erhellte sich. Er hatte wirklich besorgt, durchschaut worden zu sein. Nun aber war er beruhigt, denn ich glaubte ja, diesen Suef hinter mir zu haben. Er ahnte nicht, daß ich ihn kannte, und dabei mußte ich ihn lassen.
    „Aber ich denke doch, daß du dich irrst“, begann er wieder. „Dein Verdacht ist falsch.“
    „Wieso?“
    „Wozu brauchte der Miridit die Zweige zu knicken? Der Verräter, dieser Suef, würde doch diese seine Spur erkennen. Wenn eine Fährte so deutlich ist, bedarf es doch nicht noch gewisser besonderer Zeichen!“
    „O doch! Man kennt die Gegend noch nicht genau, durch welche man kommt. Der Boden kann hart sein, so daß er keine Spuren aufnimmt; da muß man also andere Zeichen haben.“
    „Aber hier ist er weich. Wenn das Umknicken wirklich den Zweck haben soll, wie du meinst, so hätte es hier unterlassen werden können.“
    „Auch nicht; denn die Fährte konnte durch irgendeinen Umstand verwischt werden. Andere konnten noch vor uns hierher kommen. Dann war die Spur des Miriditen nicht zu unterscheiden. Also hat er diese Zeichen für unbedingt notwendig gehalten. Aber das ist für mich noch immer nicht die Hauptsache.“
    „Noch mehr denkst du?“
    „Ja, und du hast mich falsch verstanden. Er will mit diesen Zeichen nicht sagen, wie er geritten ist, sondern wie Suef uns führen soll.“
    „Ist das nicht einerlei?“
    „Durchaus nicht. Ich bin vollständig überzeugt, daß es nicht lange dauert, so wird die Richtung dieser Zeichen von seiner Fährte abweichen.“
    „Allah! Was hast du für einen Kopf!“ rief er aus.
    Das war ein ungeheucheltes Erstaunen. Ich hatte also das Richtige getroffen und antwortete:
    „Mein Kopf ist nicht besser als der deinige. Ich überlege mir die Sache genau. Ich sehe im Geist den Miriditen hier warten, und ich sehe auch uns kommen, geführt von dem Verräter Suef. Wenn der erstere mich töten will, so muß er mir doch auflauern. Er wird also zur Seite hinter den Büschen stecken. Folglich muß er vorher von unserer Richtung abgewichen sein. Siehst du das nicht ein?“
    „O ja!“
    „Also muß er vorher ein Zeichen geben, daß Suef von dem betreffenden Punkt aus ihm nicht mehr folgen soll. Und dieses Zeichen werden wir bald finden. Reiten wir jetzt weiter!“
    Indem wir unsere Pferde wieder in Bewegung setzten, sagte der Schneider:
    „Ich bin ganz begierig darauf, zu erfahren, ob du recht vermutest.“
    „Und ich bin überzeugt davon, daß ich mich nicht irre. Ich weiß ganz genau, daß ich jetzt noch nichts zu fürchten brauche. Erst wenn sich die Richtungen getrennt haben, wird der Überfall erfolgen. Und so wie ich dir hier bewiesen habe, daß ich sämtliche Gedanken und Absichten des Miriditen und dieses Suef mir von den Zweigen habe erzählen lassen, so weiß ich auch noch mehr vorher, als du ahnst und denken kannst. Der Schut ist mir ein sehr ungefährlicher Bursche.“
    Wir kamen noch an mehreren umgebrochenen Zweigen vorüber. Ich machte den Schneider auf dieselben aufmerksam und bewies ihm, daß das Pferd des Miriditen stets ganz nahe an dem betreffenden Busch vorübergekommen war.
    Dann gelangten wir an diejenige Stelle, welche ich ihm vorhergesagt hatte. Die Pferdespur führte links ab, während geradeaus an zwei gegenüberliegenden Büschen die umgebrochenen Zweige noch vorwärts deuteten.
    „Siehe, da hast du den Punkt, welchen ich meine“, sagte ich. „Der Miridit ist nach links geritten, um den Hinterhalt zu gewinnen; Suef soll uns aber geradeaus führen, zwischen diesen Büschen hindurch. Bist du nicht auch dieser Ansicht?“
    „Herr, ich kann dir nicht antworten. Deine Gedanken sind mir zu hoch.“
    „Ich habe dir ja alles deutlich erklärt.“
    „Ja, aber dennoch kann ich deinen Schlüssen nicht folgen. Ich denke, du wirst dich wohl irren.“
    „Ich irre mich nicht.“
    „Was wirst du tun?“
    „Zunächst würde ich diesen Suef, wenn er bei mir wäre, hier an dieser Stelle so peitschen lassen, daß er nicht wieder aufstehen könnte.“
    „Ihm würde sein Recht werden! Leider aber ist er nicht da.“
    „Jedenfalls ist er hinter uns. Ich hätte große Lust, auf ihn zu warten.“
    „Er wird sich hüten, sich sehen zu lassen.“
    „Ganz richtig. Aber ich bekomme ihn doch in meine Hand; dann soll er seinen Lohn erhalten.“
    „Recht so,

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