16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren
auf dich zurück. Hättet ihr doch meinen Rat befolgt und die Halunken überfallen, als die ihn nach der Hütte trugen! Da waren sie uns sicher.“
„Der Mübarek verbot es uns.“
„Das war eine Dummheit von ihm!“
„Ja, wer konnte ahnen, daß es so kommen würde! Es war ja ein prachtvoller Gedanke, die Hunde da drinnen vor Hunger heulen zu lassen. Aber der Teufel hat sie unter seinen ganz besonderen Schutz genommen. Hoffentlich wird er sie uns nun überlassen.“
„Es ist zu toll, den Fleischer durch die Decke hindurch zu erschießen und dem andern das Bein zu zerschmettern! Der arme Bursche hat einen elenden Tod gehabt.“
„Es ist nicht schade um ihn“, meinte Barud el Amasat. „Er war mir schon längst im Wege, und verursachte uns nur Störung. Man konnte kein vertrauliches Wort sprechen. Darum habe ich ihm, als ihr ihn in die Hütte brachtet, gleich noch einen guten Kolbenhieb gegeben.“
Schrecklich! Der Gefangenenwärter war von demjenigen, den er befreit hatte, ermordet worden! So rächte sich seine Tat von selbst. Die vier Schurken waren doch wahre Hölleninsassen.
„Also entschließen wir uns, ehe die Zeit vergeht!“ sagte Sandar. „Greifen wir sie bei der Hütte an?“
„Nein“, antwortete Manach el Barscha. „Da ist es zu hell. Sie sehen uns, und dann sind wir verloren, weil sie schießen können, während unsere Kugeln ihnen nichts schaden. Wir müssen im Dunkel über sie herfallen, ohne daß sie es ahnen. Vier Hiebe oder Stiche, und sie sind abgetan.“
„Ich stimme bei; aber wo soll es geschehen?“
„Natürlich im Wald.“
„Nein, das gibt einen unsicheren Angriff. Lieber am Ende des Waldes, zwischen den Büschen. Wenn es auch nicht hell ist, so geben die Sterne doch so viel Licht, daß wir sehen können, wohin wir schlagen. Sie werden denselben Weg gehen, auf welchem sie gekommen sind, denn einen anderen kennen sie nicht. Wir können sie also gar nicht verfehlen. Am besten ist es, wenn wir sie am Ende des Gebüsches erwarten, wo das freie Feld beginnt.“
„Gut so!“ stimmte Bybar bei, dessen Stimme man anhörte, daß ihm der Mund und die Nase verwundet waren. „Wir sind vier, und sie sind vier. Jeder nimmt also einen. Nehmt ihr die Träger und den Kleinen; mir aber gebührt der Effendi. Er hat mir das Gesicht zerschlagen, und so muß ich ihn haben.“
„Er wird in der Sänfte sitzen, denn er kann nicht gehen. Wie kommst du also an ihn? Bevor du die Tür öffnest, hat du die Kugel seiner Pistole schon im Leibe.“
„Meinst du, daß ich mich so lange bei der Sänfte aufhalte? Das Häuschen besteht aus lauter dünnen Holzstäben. Ich mache rasche Arbeit, schlage mit meinem Czakan gleich die Sänfte in Trümmer, und dieser Hieb trifft den Kerl sicherlich so, daß er keines zweiten bedarf.“
„Und wenn es nicht gelingt?“
„Es muß gelingen, es muß!“
„Denke an das Geschehene! Überall und jedesmal haben wir gedacht, daß es gelingen muß, und doch sind diese Schützlinge des Scheïtan stets glücklich davongekommen. Man muß stets an alles denken. Wir können gestört werden; was dann?“
„Hm! Wenn man wüßte, wann sie von Sbiganzy aufbrechen!“
„Jedenfalls morgen. Sie werden meinen, daß wir Eile haben, und uns folgen.“
„Nun, dann führen wir den Plan aus, von welchem ich schon am Nachmittag sprach: wir schicken ihnen unseren Suef auf den Hals, der sie uns an das Messer liefert. Er ist der schlaueste Bursche, den ich kenne, und kennt die Gegend zwischen hier und Prisrendi so genau, wie ich meine Tasche. Ihm können wir die Sache überlassen.“
„So schlage ich vor, jetzt aufzubrechen. Wir wissen nicht, wann die Kerle die Hütte verlassen. Es wäre verdrießlich, wenn sie eher fortgingen, als wir.“
Länger konnte ich nicht warten und kroch rückwärts bis an den Felsen zurück, von wo ich weiter nach der Hütte hinschlich. Doch blieb ich in angemessener Entfernung versteckt, um mich genau zu überzeugen, daß sie auch wirklich aufbrachen.
Nur wenige Schritte kroch ich noch, dann aber erhob ich mich und ging, mich mit der Hand am Felsen haltend, humpelnd weiter. Das Zusammenbiegen des linken Beines war doch zu anstrengend gewesen. So aber konnte ich mit dem rechten Fuß allein weiter kommen. Ich verzichtete darauf, die Stimme des Frosches nachzuahmen, denn bald befand ich mich wieder in dem Schein des Feuers, und da ich aufrecht stand, sahen mich die Gefährten.
„Kommt herab!“ sagte ich.
Sie ließen sich nieder, und nun war ich so
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