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16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren

Titel: 16 - Im Schatten des Grossherrn 05 - Durch das Land der Skipetaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine Wut aus ihnen, wie ich sie noch niemals in irgend einem Auge gesehen hatte.
    „Lebst du noch, altes Skelett?“ fragte ihn Halef. „Es wäre auch jammerschade, wenn die Kugel dich zu Tod getroffen hätte; denn so ein Ende hast du nicht verdient. Du sollst qualvoll sterben, damit du einen Vorgeschmack der Freuden bekommst, welche dich in der Hölle erwarten.“
    „Hund!“ zischte der alte Bösewicht.
    „Scheusal! Verhungern sollten wir und verschmachten? Meinst denn du, Dummkopf, daß du solche berühmte und glorreiche Helden festhalten könntest? Wir dringen durch Stein und springen durch Eisen und Erz. Du aber sollst in deiner eignen Falle vergebens nach Hilfe und Labsal schreien.“
    Selbstverständlich war dies nur eine Drohung. Er wurde in die Höhle geschafft und zwischen die Leichen gelegt. Ein wenig Todesangst konnte dem Unhold gar nicht schaden.
    Als ich nun die Sänfte genauer betrachtete, ergab es sich, daß das Häuschen abgenommen werden konnte. Ich ließ es entfernen, denn dadurch bekam ich unterwegs freie Bewegung der Arme. Jetzt nahm ich die Büchse und den Stutzen auf, und wir traten, indem ich getragen wurde, den Rückweg an, nachdem wir das Feuer ausgelöscht hatten.
    Dem Mübarek hatten wir vorher den Strick gelöst. Er konnte also aufstehen und auf und ab gehen. Die eisenbeschlagene Tür aber war mit dem großen Riegel versperrt worden. Wir ließen ihn bei der Furcht, daß er hier stecken bleiben müsse, ohne Hilfe zu finden.
    Des Nachts ist im Wald, wenn es keine gebahnten Wege gibt, dicht gut wandern, zumal mit einer Sänfte. Dennoch blieben wir in der ordentlichen Richtung. Die Gefährten traten so leise wie möglich auf. Halef hielt seine Pistolen und ich die Revolver schußbereit – für alle Fälle.
    Als der Wald hinter uns lag, bogen wir rechts ab, nach den Wiesen der Sletowska zu, wo es freies Terrain gab. Es war dies ein Umweg, auf welchem wir dem Kampf entgingen, der uns, wenn auch nicht den Tod, doch Wunden bringen konnte.
    Wir langten glücklich in unserem Gasthof an, wo ich durch die vordere Stube, in welcher mehrere Gäste saßen, nach dem ‚guten Zimmer‘ getragen wurde.
    Da saß der Wirt. Als er uns erblickte, sprang er von seinem Sitz auf.
    „Du, Herr?“ rief er aus. „Du bist ja fort!“
    „Wohin denn?“
    „Nach Karatowa.“
    „Wer sagte das?“
    „Der Fleischer.“
    „So ist er also dagewesen?“
    „Ja, und er verlangte deine Pferde und war sehr ergrimmt, als ich ihm erklärte, daß ich sie ihm nicht geben könnte, weil du die Vollmacht wieder zurückgezogen hättest. Er aber drohte mir mit deinem Zorn. Du müßtest nach Karatowa getragen werden und bei deiner Ankunft die Pferde dort finden.“
    „Hatte ich es doch geahnt! Er wollte mich um meinen Rappen betrügen, und nicht nur um das Pferd, sondern auch um das Leben.“
    „Um das Leben, sagst du?“
    „Ja, wir haben dir viel zu erzählen. Der Fleischer ist tot.“
    „Ist ihm ein Unglück passiert?“
    „Ja, wenn du es nämlich ein Unglück nennst, daß ich ihn erschossen habe.“
    „Erschossen!“ rief er erschrocken. „Du? Freilich ist das ein Unglück, und zwar für ihn, für seine Familie und auch für dich.“
    „Inwiefern für mich?“
    „Hast du es mit Absicht getan?“
    „Nun, erschießen wollte ich ihn nicht, aber treffen sollte ihn meine Kugel.“
    „So hast du also mit Vorbedacht geschossen, und ich muß dich als Mörder festnehmen.“
    „Dagegen protestiere ich ernstlich.“
    „Das wird dir nicht viel helfen!“
    „O doch, denn ich muß dir dabei erzählen, wie es gekommen ist. Und selbst, wenn ich ihn aus freier Hand und ohne zwingenden Grund getötet hätte, so würde ich mich nicht so ohne weiteres festnehmen lassen. Hast du nicht am Nachmittag zugestanden, daß die Aladschy allbekannte Räuber und Mörder sind?“
    „Ja, denn das weiß doch jedermann.“
    „Und dennoch hast du Bybar nicht festgehalten, als er sich in deinen Händen befand! Mich aber, einen Mann, von dessen Vergangenheit du nicht das mindeste Ungesetzliche kennst, willst du ergreifen lassen? Wie stimmt das zusammen?“
    „Herr, es ist meine Pflicht“, antwortete er verlegen.
    „Ja, ich weiß wohl. Den Aladschy ließest du laufen, weil du die Rache seines Bruders und seiner Sippe und auch seine eigene Gewalttätigkeit zu fürchten hattest. Von mir aber denkst du, daß ich mich ohne Widerstand füge und auch als Fremder niemand habe, der dich mit dem Gewehr darüber zur Rede stellt.“
    „Oho!“ rief

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