1600 - Wenn die Sterne erlöschen
Translator in Form einer Gesichtsmaske aufzusetzen.
Der Kosmologe Jan Ceribo beschwerte sich nicht über diese Einschränkungen. Die Technik war sowieso nicht sein Fach, und die Xenologen waren damit zufrieden, die Gebeine der Arachnoiden untersuchen zu dürfen.
Auf halber Strecke zur Milchstraße wechselte ich während eines Zwischenstopps an Bord der FORNAX über, um mich über den Stand der Untersuchungen zu informieren. Das band mich zwar für zwei Wochen an das Experimentalschiff, weil wir die nächsten zwei Millionen Lichtjahre in einer einzigen Etappe zurücklegen würden, aber die Chance, mehr über die Arachnoiden zu erfahren, war mir diese Unannehmlichkeit wert. „Wir haben, was die Arachnoiden betrifft, einige bescheidene Fortschritte gemacht", empfing mich Zerberus mürrisch. „Mit Sicherheit wissen wir aber nur, was offensichtlich ist. Nämlich daß sie dreiundsiebzig Sonnensysteme in Novae verwandelt haben, und daß diese Sonnensysteme in Form eines fünfzehneckigen Radnetzes angeordnet waren. Aber die angenommene Form eines Spinnennetzes kann auch Zufall sein. Denn dreiundsiebzig Punkte lassen sich auf vielfältige Weise miteinander verbinden."
Der streitsüchtige Kosmologe führte mich in die Wissenschaftssektion und brachte mich mit einem Xenobiologen und einem Fachmann für allgemeine Xenologie zusammen.
Der Xenobiologe Lanc Marcarb war ein leutseliger kleiner, zur Dicklichkeit neigender Plophoser, der, bei aller Sachkenntnis, den Eindruck erweckte, daß er bei seiner Arbeit eine Art Spieltrieb austobte. Der Xenologe Gilnaesch dagegen war ein sich betont seriös gebender Ferrone, der so leise und dazu noch so undeutlich sprach, daß man ihm am liebsten einen siganesischen Verstärker angeboten hätte. „Die Arachnoiden sind ein uraltes Volk", flüsterte er. „Wir schätzen, daß sie sich bereits vor etwa zehn Millionen Jahren den Funken der Intelligenz erhalten haben. Und bestimmt sind sie bereit seit einer halben Million Jahre Beherrscher ihrer Galaxis. Die Tatsache, daß sie in dieser gewaltigen Zeitspanne lediglich dreiundsiebzig Sonnensysteme besiedelt haben, muß als Beweis dafür gewertet werden, daß sie alles andere als Eroberer waren."
Ich fragte nicht, wie es ihm möglich war, aus den kargen Unterlagen diese Schlüsse zu ziehen, sondern vertraute ihm einfach. „Über die kosmologischen Hintergründe können wir nur Vermutungen anstellen", ergriff Zerberus das Wort, der offenbar bemerkte, welche Anstrengungen es mich kostete, das Genuschel des Xenologen zu verstehen. „Wir wissen auch noch zu wenig darüber, nach welchem Schema die Verteilung der Lebenssamen durch die Sporenschiffe der sieben Mächtigen und die Zündung der Intelligenz durch einen Schwärm ablief. Bemerkenswert ist jedenfalls, daß die Arachnoiden rund zehn Millionen Jahre Zeit hatten, sich physisch zu entwickeln, bevor sie den Funken der Intelligenz erhielten. Und daß es dann fast noch einmal so lange dauerte, bis sie darangingen, die Sterne zu erobern. Aber ein Wunder ist dieses langsame Erklimmen der Evolutionsleiter für uns keineswegs, nicht wahr, Lanc?"
„Nein, an dieser langsamen Entwicklung ist nichts Rätselhaftes", beeilte sich der Xenobiologe zu sagen. „Diese Spezies hat lange gebraucht, um sich von Jägern zu Bauern zu entwickeln. Ihre Heimatwelt muß reichlich Nahrung geboten haben, so daß sie nach Herzenslust jagen konnten.
Erst als dieser Überschuß zur Neige ging, mußten sie Tiere domestizieren. Und Hand in Hand damit ging die Intelligenzsteigerung, die vermutlich zu Bruderkriegen und Machtkämpfen führte, die sich entwicklungshemmend auswirkten. Das kennen wir ja aus der galaktischen Geschichte zur Genüge. Leider wissen wir über ihren Ursprungsplaneten überhaupt nichts, abgesehen davon, daß er eine geringere Schwerkraft als die Erde gehabt haben muß. Aber wir können durchaus voraussetzen, daß sie erst nach der Entwicklung der Raumfahrt zu jenen überaus friedfertigen Wesen wurden, als die sie uns von den Ofener Hanseaten geschildert wurden."
„Und was hat sie dann wieder zu Mördern gemacht?" wollte ich wissen.
Der Xenobiologe hob um Geduld bittend die Hände und fuhr fort: „Ich habe die einzelnen Entwicklungsphasen der Arachnoiden im Simulator nachvollzogen und bin zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen. Alles aufgrund der beiden Leichenfunde und des zehn Jahre alten Skeletts. Ich habe ganz tolle Effekte erzielt. Willst du dir diese Simulation in Zeitraffer ansehen,
Weitere Kostenlose Bücher