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1600 - Wenn die Sterne erlöschen

Titel: 1600 - Wenn die Sterne erlöschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unfreiwillig, einem solchen gesteuerten Mutationsprozeß unterzogen. Keineswegs aber ist er im Zuge einer natürlichen Evolution entstanden."
    „Und was läßt das für Rückschlüsse zu?" erkundigte ich mich. „Den Spekulationen sind keine Grenzen gesetzt", antwortete der Xenobiologe. „Aber genauere Aufschlüsse werden wir wohl erst bekommen, wenn wir die Station untersucht haben oder die Signale des Kegelsenders entschlüsseln können. Aber darauf komme ich noch zu sprechen."
    Kaum daß Lanc Marcarb die seltsamen Signale erwähnt hatte, machten sich die faszinierenden Sphärenklänge in meinem Kopf bemerkbar. Der Wunsch, den Kegelsender gegen alle Vorsicht und Vernunft zur Untersuchung freizugeben, wurde in mir auf einmal übermächtig. Oder warum nicht einfach den Masken-Translator einsetzen...? „Willst du sehen, wie die Arachnoiden am Höhepunkt ihrer Entwicklung ausgesehen haben?" hörte ich den Xenobiologen fragen. Gleichzeitig ließ er ein anderes Hologramm eines Spinnenwesens entstehen.
    Dieses Exemplar war mit drei Metern wesentlich größer, was vor allem auf die über zwei Meter langen, unbehaarten Beine und den längeren Kopfbrustteil zurückzuführen war, und wirkte insgesamt schlanker und keinesfalls gedrungen oder gefährlich. Auf die feineren Unterschiede mußte mich aber erst Lanc Marcarb hinweisen. Etwa auf die Tatsache, daß eine Giftdrüse völlig fehlte, ebenso wie die Spinnwarzen, und daß die Zangenkiefer verkümmert und zu feinnervigen Instrumenten entwickelt waren. Meine Frage über die Unterschiede der Beschaffenheit des Gehirns, wurde mit „seltsamerweise keine" beantwortet. „Das ist ein Exemplar ohne Fehl und Tadel, ein Arachnoide auf dem höchsten Entwicklungsstand, den wir nach dem zehn Jahre alten Fund auf Ofen rekonstruiert haben", führte der Xenobiologe weiter aus. „Der Prototyp der raumfahrenden Spezies aus der Gegenwart. Einige biologische Merkmale beweisen, daß die Arachnoiden zuletzt überhaupt nicht mehr in der Lage waren, Verdauungssäfte zu produzieren, um sich auf traditionelle Weise zu ernähren. Sie mußten sich vermutlich ausschließlich von synthetischen, gewissermaßen vorverdauten Produkten ernähren. Ebenso sicher bin ich, daß sie sich nicht mehr auf natürliche Weise vermehrten, sondern in vitro für Nachkommenschaft sorgten. Der gesamte Metabolismus und Körperhaushalt spricht einfach gegen das Vorhandensein eines Tarsalanhangs beim Männchen und einer entsprechenden Genitalöffnung beim Weibchen. Dafür gibt es keinerlei Anzeichen. Der moderne Arachnoide war geschlechtslos. Nicht jedoch so die beiden mutierten Exemplare."
    Ich bildete mir ein, in meinem Kopf wieder die Sphärenklänge zu hören und erkundigte mich, wozu die Arachnoiden seiner Meinung nach noch immer Mundwerkzeuge besaßen, wenn nicht zur Vorbereitung und Verarbeitung ihrer Speisen. „Nur noch zur Lautgebung", antwortete Lanc Marcarb. Er machte ein verschmitztes Gesicht, als er eine Schaltung vornahm.
    Auf einmal war der Raum erfüllt von seltsamen Geräuschen, die mich entfernt an die Sphärenklänge des Kegelsenders erinnerten, jedoch weitaus disharmonischer klangen. „So ähnlich muß sich die Sprache der Arachnoiden anhören", sagte der Xenobiologe dazu. „Natürlich muß diese Simulation verfremdet und verzerrt klingen, weil mir der Zugang zur Sprache der Arachnoiden fehlt. Aber ich bin sicher, daß wir ihre Sprache entschlüsseln könnten, wenn wir den Translator einsetzen und die Signale des Kegels einer Sprachanalyse unterziehen würden."
    Ich war fasziniert. Aber ich widerstand der Versuchung, mich augenblicklich tiefer in diese Materie zu stürzen. Ich mußte warten, bis wir das Solsystem erreichten.
    Die Fragen nach dem Schicksal der Arachnoiden und dem Grund ihrer Entartung, beziehungsweise ihrer gezielten Mutation zur räuberischen Spezies ihrer Urahnen mußten solange auf ihre Beantwortung warten.
    Aber ich gestattete mir, mir die Zeit meines Aufenthalts auf der FORNAX mit Marcarbs Animation über die Tänze und die Gesänge der Arachnoiden zu vertreiben. Leider mußte ich mich mangels des Originaltons, den ich mir aus Verantwortungsbewußtsein selbst vorenthielt, mit den schaurig klingenden Nachahmungen begnügen.
    Aber nach unserer Heimkehr würde ich voll in die Welt dieser faszinierenden Spinnenwesen einsteigen können ... und ihren Geheimnissen nachgehen.
    Wir erreichten nach viereinhalb Monaten Flugdauer die Milchstraße. Die zwei Tage währende Quarantäne an

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