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1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bedenkzeit."
     
    *
     
    Kurz bevor die DENGAI Hangay erreichte, bat Tes-Tui-H'ar sie um ein Gespräch. „Ich tue es", sagte er geradeheraus. „Ich dachte zuerst, wenn ich mit dir gehe, verletze ich die Loyalitätspflichten meiner Familie gegenüber. Ich sehe ein, daß dem nicht so ist. Ab heute stehe ich ausschließlich dir zu Diensten."
    Dao-Lin nickte.
    Sie hatte gewußt, daß er es sich überlegen würde.
    Zwei Stunden lang klärte die ehemalige Wissende Tes-Tui über seinen Aufgabenbereich auf; daß es an ihm lag, ihre Umgebung so gut wie möglich zu organisieren. Und als sie im Halo der Galaxis in den Normalraum zurückfielen, hatte sie einen ersten Helfer gewonnen. Wenn sie in Zukunft ein Raumschiff brauchte, so war das seine Sache. Ebenso die Unterkunft auf fremden Planeten oder die Auswahl der Besucher, die zu ihr vorgelassen wurden.
    Im Augenblick jedoch war nichts davon aktuell.
    Der Diskusraumer nahm unverzüglich Kurs auf das System der Sonne Holler. Sie wollte keine Zeit verlieren. Gemeinsam mit Tes-Tui-H'ar erarbeitete sich Dao-Lin einen Überblick über die galaktopolitische Lage. Wenn sie schon eingriff, dann aufgrund exakter Daten.
    Ihr Ziel lag vom Rand der Galaxis über zwanzigtausend Lichtjahre entfernt, mitten in einem dicht besiedelten Gebiet. Wenn es einen Ort gab, an dem die verschiedenen Interessen der Völker geballt aufeinanderstießen, dann diesen. Zumindest waren die Hauri nicht beteiligt. Aber das war auch der einzige Vorteil. Ansonsten gab es nur einen Weg, die verfahrene Situation aus dem Dreck zu ziehen: Sie mußte die Ursache der Kriegstreiberei beseitigen. Anschließend galt es, Verhandlungen aufzunehmen und den Schatz zu teilen, und zwar genau in dieser Reihenfolge.
    Die Protektorin der DENGAI ließ das Schiff zehn Lichtminuten vom Holler-System entfernt in den Normalraum zurückfallen.
    Auf dem großen Orterschirm leuchteten Tausende von Reflexen. Der große Fleck in der Mitte stand für die rote Riesensonne Holler, der kleinere in einiger Entfernung für den einzigen Planeten Hollerdass. Und die vielen verschiedenfarbigen Punkte waren Raumschiffe - jedes davon eine bewaffnete Einheit.
    Käme es jetzt zum Ernstfall, die DENGAI würde unweigerlich zwischen den Fronten aufgerieben. „Viel zu viele Vennok", zischte sie. „Und zu viele Mamositu. Von den Karaponiden ganz zu schweigen. Was suchen sie hier?" Gleich darauf gab sie sich selbst die Antwort: „Sie wollen ihren Anteil sichern, wenn es zur Schlacht kommt. Nun, wir werden sehen. Maia-Sro-Than, suche uns einen schönen Landeplatz auf Hollerdass!"
    Die Protektorin befehligte das Landemanöver, während Dao-Lin-H'ay und Tes-Tui-H'ar auf die Bildschirme starrten. Unter der Zentralebesatzung machte sich Nervosität breit. Sie begaben sich direkt in die Höhle des Löwen. Oder, wie Ronald Tekener gesagt hätte: auf ein Pulverfaß, das jederzeit hochgehen konnte. Tekener... Was unternahm er in diesem Augenblick? Wie erging es ihm? Wahrscheinlich würde er sich wieder den Menschen zuwenden, so wie sie sich den Kartanin. Das Gefühl, das die Terraner Einsamkeit nannten, kannte sie nicht im gleichen Maß. Sie kam auch allein zurecht.
    Aber dennoch wuchs in ihr ein sonderbarer Schmerz, den sie nur mit Aktionen wie dieser betäuben konnte.
    Widerwillig gestand sich Dao-Lin ein, daß sie ihn jetzt gern hier gehabt hätte. Tes-Tui-H'ar konnte einmal ein Vertrauter werden, wenn alles gut lief. Doch er konnte niemals einen Partner ersetzen, der ihr gewachsen war, der sie verstand. Ein solches Wesen hatte Dao-Lin-H'ay in den vergangenen Jahrzehnten nur ein einziges Mal getroffen.
    Sie stieß ein erzürntes Fauchen aus und konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm.
    Hollerdass war ein Sauerstoffplanet. Intelligentes Leben hatte der Planet nicht hervorgebracht, dazu wären noch ein paar ungestörte Jahrmillionen mehr nötig gewesen. Doch tierisches Leben und stellenweise dichter Pflanzenwuchs existierten. Die Temperatur lag bei durchschnittlich 30 Grad, die Schwerkraft bei 0,7 g. Mehr als neunzig Prozent der planetaren Oberfläche bestanden aus Wasser, dessen rötliche Farbe auf intensives Leben schließen ließ. Wahrscheinlich Mikrolebewesen in den oberen Schichten. Den Daten hatte Dao-Lin entnommen, daß die hauptsächlichen Fundstellen des Drentmetalls unter Wasser lagen, also würde es eine Menge Unterseeboote und Frachter geben.
    Die DENGAI ging am Rand eines ausgedehnten Landefeldes nieder, nahe bei der einzigen Stadt, die der

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