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1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Planet Hollerdass besaß. Viele Schiffe standen nicht dort. Und das hatte seinen guten Grund, denn ein gelandeter Raumer war unbeweglich und verwundbar.
    Dabei hätte man meinen sollen, daß gerade die Oberfläche des Planeten außer Gefahr lag.
    Immerhin lagerte hier der unermeßliche Schatz, um den es ging. Fundorte solcher Art gab es selten.
    Wer würde auf Hollerdass auch nur einen einzigen Schuß abfeuern? Obwohl, in Todesgefahr, vielleicht durch puren Zufall... Denkbar war alles.
    Dao-Lin-H'ay bestieg lediglich mit Tes-Tui-H'ar als Begleitung einen Schweber. Zwar protestierte die Protektorin des Schiffes dagegen, doch Dao-Lin wollte lieber eine Gefährdung in Kauf nehmen als in dieser Phase zu sehr auffallen.
    Einen Namen hatte die Stadt nicht. Sie mochte etwa zwanzigtausend Einwohner zählen und wirkte auf diese Entfernung ruhig. Das Leben spielte sich hauptsächlich in der Nähe des Ozeans ab, wo immer wieder Boote anlandeten und ihre Ladung löschten. Aus dem Erz mußte das Drentmetall erst noch gewonnen werden, was ein langwieriger und teurer Prozeß war. Sobald eine bestimmte Menge erreicht war, landete einer der Frachter aus dem Orbit und übernahm das Erz. „Wohin jetzt, Dao-Lin?" fragte Tes-Tui-H'ar. „Wir fliegen einfach in die Stadt. Von da aus fragen wir uns durch."
    Ihr Helfer steuerte das Gefährt über den Stadtrand hinaus auf eines der zentralen Viertel zu. Es gab wenig Gleiterverkehr, überhaupt ließen sich nur wenige Intelligenzwesen sehen. Natürlich wunderte sich Dao-Lin nicht darüber, denn sie wußte ja, wie die Dinge lagen. Vennok und Mamositu so nahe beieinander, in der gleichen Stadt, auf die gleichen Straßen und Kraftwerke angewiesen.
    Niemand würde dem anderen trauen, keiner einem potentiellen Feind den Rücken zudrehen. Und doch hielten sie erzwungenermaßen Frieden. Das Drentmetall band sie aneinander, bis irgendein dummer Zwischenfall den Krieg ins Rollen brachte.
    Die Straßen wirkten unbefestigt - man konnte sehen, daß sie in großer Eile aus Plastikbausteinen entstanden waren. Ebenso die Häuser... Die Stadt war häßlich. Kartanin hätten nicht darin leben mögen, wenn es sich vermeiden ließ. „Lande jetzt!" wies sie den anderen an.
    Tes-Tui-H'ar wählte eine breite Kreuzung. Am Wegrand stellten sie den Gleiter ab und warteten so lange, bis der erste Passant vorbeikam.
    Es handelte sich um einen männlichen Vennok. Das Geschlecht erkannte sie allein an der Kleidung des Exoten; hohe, verdeckte Schaftstiefel und eine weitgeschnittene Hose, unter der sich die Kniegelenke deutlich abzeichneten. Da die Vennok pro Bein zwei Kniegelenke besaßen, ergab sich ein zugleich seltsamer und würdevoller Gang. Der Oberkörper war nackt. Lediglich ein breiter Waffengurt bedeckte eine Schulter. Über den Muskeln und Gliedmaßen hing faltige, lederartige Haut, die im roten Licht der Sonne einen dunkelbraunen Stich angenommen hatte.
    Das seltsamste an einem Vennok war jedoch der Schädel. Oder das, was man einen Schädel hätte nennen können; denn die Vennok waren sogenannte Kopfflügler. Am Ende der beiden Schädelschwingen saßen die beiden Augen, der Mund öffnete sich am Ende eines kurzen Rüssels.
    Und in diesem Moment verkrümmte sich der Rüssel zu einer mißtrauischen Geste. Die Kopfflügel mit den Augen richteten sich auf die beiden Kartanin aus.
    Dao-Lin-H'ay verstellte ihm den Weg. „Ich grüße dich", sagte sie rasch, bevor der Vennok in Panik geraten konnte. „Ich würde gern mit dem Befehlshaber der Vennok von Hollerdass reden."
    „Nun ..." Der Kopfflügler stieß trillernde Laute aus; doch ein Translator im Rüssel setzte sie in fließendes Hangoll um. „Einen Befehlshaber gibt es nicht. Nur einen Ältesten."
    „Das wäre in Ordnung. Wo kann ich den Ältesten finden?"
    Die Kopfflügel des Vennok schnellten vor, als wolle er damit die beiden Kartanin aufspießen.
    Doch er brachte nur seine Augen näher an die Besucher heran. „Weshalb willst du das?" fragte er mit schnalzenden Tönen. „Keine Angst", beschwichtigte sie. „Es geht um Verhandlungen, mehr nicht."
    „Dann geht in den Westen der Stadt. Es ist das größte Gebäude, der Hort. Ihr könnt es nicht verfehlen."
    Mit diesen Worten ließ der Vennok sie stehen. Er machte, daß er weiterkam, und schaute kein einziges Mal zurück.
    Dao-Lin-H'ay und ihr Begleiter stiegen in den Schweber zurück. Sie schlössen das Verdeck und ließen die Klimaanlage kalte Luft ins Innere blasen; für Kartanin war es auf Hollerdass

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