1607 - Totenlied der Diva
nicht weiß, wo sich die beiden befinden. Es gibt nicht die geringste Spur. Keinen Hinweis, Bill. Einfach gar nichts. So ist es.«
Bill Conolly schloss für einen Moment die Augen.
»Ja, Glenda, das habe ich mir beinahe gedacht. Ich wollte nur alles versuchen und dachte, dass ich es mal probieren könnte.«
»Danke, das ist lieb von dir. Das weiß ich auch zu schätzen, aber ich kann nichts machen. Hier scheint ein Gegner am Werk zu sein, der uns allen über ist.«
»Landru?«, flüsterte Bill.
Glenda stöhnte auf. »Ich weiß es nicht, Bill. Wenn er es tatsächlich sein sollte, dann ist er jedenfalls jemand, den man praktisch nicht greifen kann. Er ist wie ein Phantom, ein Geist, der sich auflöst und wieder erscheint.«
»Ja, schon gut. War auch nur eine Frage. Du kannst dir vorstellen, dass wir hier wie auf einem Pulverfass sitzen und uns große Sorgen machen.«
»Klar. Aber was ist mit Johnny? Er ist doch von dieser Suri Avila besucht worden.«
»Sie hat sich bisher nicht wieder gezeigt. Aber wir glauben nicht, dass sie verschwunden ist. Sie wird einen bestimmten Zeitpunkt abwarten und dann erscheinen.«
»Dann sagst du Bescheid?«
»Und ob. Vielleicht kennt sie einen Weg, um an John und Suko heranzukommen.«
»Gut, Bill, bis später.«
Das Gespräch zwischen den beiden war beendet, und Bill drehte sich langsam um. Auf seiner Stirn lagen Schweißperlen. Als er die Blicke seiner Frau und seines Sohnes auf sich gerichtet sah, konnte er nur die Schultern anheben.
»Nichts. Glenda hat auch nichts erfahren können.«
Johnny nickte.
»Das wissen wir, Dad, wir haben ja mitgehört.«
Die Conollys hielten sich im Arbeitszimmer des Reporters auf. Die unsichtbare Bedrohung hatte ihre Laune auf den Nullpunkt sinken lassen. Keiner war in der Lage, seine Gedanken auszusprechen.
Die Waffe der Suri Avila hatten sie mit in das Arbeitszimmer genommen.
Bei ihrem Angriff hatte Johnny sie ihr abnehmen können, und das Schwert war jetzt ihre einzige Spur.
Sie konnten sich vorstellen, dass Suri das Schwert zurückhaben wollte.
Wenn das eintrat und sie wieder hier im Haus erschien, gab es vielleicht eine Chance, mehr über John und Suko zu erfahren.
Suri Avila war ihnen näher als Godwin de Salier in Südfrankreich, der auch noch in diesen Kreislauf mit hineingezogen worden war.
»Man hat die beiden entführt!«, stellte Sheila fest. »Für mich gibt es keine andere Möglichkeit. Nur kann niemand von uns sagen, wohin sie geschafft worden sind.«
»In eine andere Zone«, sagte Johnny. »Was immer sie auch sein mag, wo immer sie auch liegt, ich glaube nicht, dass sich die beiden noch in unserer Welt oder Zeit befinden. Da muss irgendein Tor geöffnet worden sein, das wir nicht kennen. Aber dafür diese Macht im Hintergrund. Einen anderen Ausdruck weiß ich nicht.«
»Wer ist Landru?«, murmelte Bill. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es sich um einen normalen Menschen handelt.«
»Ein Dämon?«, meinte Sheila.
»Weiß ich nicht. Glaube ich auch nicht. Da hat jemand Fähigkeiten, von denen wir nur träumen können. Oder auch Albträume. Vielleicht etwas völlig Neues, das ich mir noch gar nicht vorstellen kann.«
»Ja, wir kennen den anderen Kosmos nicht.«
»Kosmos ist gut, Ma.«
»Wieso, Johnny?«
»Ich…«, er kratzte sich am Hinterkopf, »… ich denke da an gewisse Parallelwelten, die es ja wohl gibt.«
»Fremde Dimensionen?«
»Genau, Dad. Es kann doch sein, dass John und Suko dorthin verschleppt wurden.«
»Also, ich schließe nichts aus, gar nichts.«
Bill nahm seine Wanderung im eigenen Büro wieder auf, wobei er hin und wieder einen Blick auf den Monitor warf, der ihm auch keine Antwort gab. Er blieb grau. So sehr sich die Menschen auf den Computer verließen, auch er hatte seine Grenzen.
»Uns bleibt das Schwert, Dad.«
Bill hielt an.
»Wünschst du dir wirklich, dass Suri zurückkehrt, um ihre Waffe zu holen?«
»Na ja, es ist eine Chance.«
Sheila hatte Bedenken. »Es kann auch gefährlich sein, denn diese Frau ist eine zweifache Mörderin. Das sollten wir nicht vergessen. Keiner von uns weiß, ob sie richtig tot ist oder noch lebt oder beides ist.«
Darauf konnten Bill und Johnny auch keine konkrete Antwort geben. Sie mussten einfach warten, bis die andere Seite agierte. Alles andere war reine Spekulation.
Bill wandte sich an seinen Sohn. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, was diese Suri ausgerechnet von dir gewollt hat? Warum sie dich ausgesucht hat?«
»Habe ich.
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