1608 - Das siebte Opfer
Als ihr dieser Gedanke kam, versuchte sie, ihn so schnell wie möglich zu verdrängen. Es gelang ihr nicht, aber sie beschleunigte ihre Schritte.
Der große Platz war wie leergefegt. Nur ihr Wagen stand dort, der Corsa, der schon seine Jahre auf dem Buckel hatte, den sie aber so liebte.
Sie holte den Schlüssel aus der Jackentasche. Dabei ging sie weiter und schaute sich immer wieder um. Aber einen Verfolger konnte sie nicht entdecken.
Trotzdem hatte sie das Gefühl, nicht allein zu sein. Sie sah nichts, aber die Dunkelheit bot zahlreiche Verstecke, besonders dort, wo der Corsa stand, denn er befand sich im Schatten der Supermarktmauer. Dort erreichte ihn kein Lichtschein.
Jetzt waren es nur noch wenige Schritte. Sie spürte den kalten Wind auf der Haut und hatte den Eindruck, von Nadelspitzen getroffen zu werden.
Auf dem Dach des Autos sah sie ein helles Schimmern. Es stammte von einem grauen Belag, den das Eis hinterlassen hatte.
Die Temperaturen bewegten sich um den Nullpunkt herum. Da konnte es an einigen Stellen schon zu einer Eisschicht kommen. Die Scheiben waren zum Glück noch nicht zugefroren, und so war sie froh, keinen Kratzer benutzen zu müssen, denn das hätte sie noch mehr aufgehalten, was sie auf keinen Fall wollte.
An den Beinen fror sie. Die enge Hose konnte man schon als Leggins bezeichnen. Das war zwar chic und modern, doch den kalten Wind hielt der Stoff nicht ab.
Auch die Scheibe an der rechten Fahrerseite war nicht vereist. Nur beschlagen.
Den Schlüssel hielt sie parat.
Sie zögerte.
Es war ungewöhnlich, und sie wunderte sich über ihre eigene Erstarrung. Irgendetwas stimmte nicht Jetzt, wo sie das Geräusch ihrer Schritte nicht mehr hörte und sich eigentlich über die Stille hätte freuen können, war das nicht mehr der Fall.
Doch ein Geräusch oder?
Monas Herz schlug unregelmäßig. In ihrem Innern zog sich etwas zusammen.
Es war die Angst, die so plötzlich vorhanden war. Sie hatte et was gehört, was nicht hierher passte.
Sie begann wieder zu zittern.
Und plötzlich war es wieder da!
Sogar deutlicher Ein leises Pfeifen Genau hinter ihrem Rücken.
Es war nicht mal so klar zu hören. Es war mehr ein Zischen und mit, einem pfeifenden Geräusch untermalt.
Es kam der Augenblick, an dem sich Mona Hicks nicht mehr bewegte.
Sie geriet in den Zustand der berühmten Salzsäule, und zugleich stach die Kälte in ihre Haut Ich bin nicht mehr allein!
Es war schrecklich, sich an diesen Gedanken gewöhnen zu müssen. Er breitete sich in ihrem Innern aus wie Fieber, und sie glaubte, sich in einem Käfig zu befinden.
Trotz der Kälte war ihr das Blut in den Kopf gestiegen. Die Angst sorgte für diesen gewaltigen Druck, und die zweite Haut auf ihrem Gesicht wollte einfach nicht weichen.
Bleiben? Die Tür öffnen und sich in den Corsa werfen? Oder sich umdrehen und sich dabei dem Unbekannten stellen?
Sie wusste es nicht, aber sie musste eine Entscheidung treffen, die ihr dann etwas leichter gemacht wurde, weil sie das leise Pfeifen nicht mehr hörte.
War der oder das Unbekannte weg?
Mona hatte am Rücken keine Augen. Um etwas zu sehen, musste sie sich umdrehen, was sie auch mit einer blitzschnellen Bewegung tat, auch weil sie den Fremden überraschen wollte.
Sie schaute, in die Dunkelheit des Parkplatzes. Da hatte sich nichts verändert.
Aber vor ihr stand eine Gestalt, starr wie eine finstere Säule. In Kopfhöhe schimmerte ein Gesicht, das besonders auffiel, weil alles andere schwarz war.
Mona schnappte nach Luft und hatte den Eindruck, Säure zu trinken.
Ihre Beine wurden weich. Diese Gestalt bildete sie sich nicht ein, die gab es tatsächlich. Und sie war sicherlich nicht erschienen, um ihr einen guten Abend zu wünschen.
Bisher hatte sich der Unbekannte nicht bewegt. Sie hatte auch nur gesehen, dass es sich um einen Mann handelte, der nichts tat, noch nicht bis er seinen rechten Arm bewegte und die Hand dabei so hoch brachte, dass Mona etwas Bestimmtes sah.
Es war so blank, so hell. Erinnerungsfetzen schössen ihr durch den Kopf. Sie dachte an ihre Besuche beim Metzger. Da hatte sie den Meister manches Mal hinter der Theke mit diesem Instrument hantieren sehen. Mit einem Messer!
Und genau das hielt dieser Fremde in der Hand. Es war eine lange Klinge, zudem recht breit, und sie gab einen matten Glanz ab, der auf Mona wirkte wie ein tödlicher Schein.
Mona stöhnte leise auf. Zu einer anderen Reaktion war sie nicht fähig.
Die Angst ließ sie erzittern. Es erreichte
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