1611 - Im Dschungel der Sterne
hatte sich eine Zone gebildet, in der Aufladungen durch Störungen aus dem Hyperraum entstanden waren. Das energetische Feld unterlag starken Schwankungen, aber die Energiepegel lagen ständig über der Grenze, die für einen Durchflug noch hätten toleriert werden können. Die teilweise undefinierbaren Strukturen des mehrere Lichtjahre dicken Bandes wiesen eindeutig aus, daß die Störungen nicht nur im Normalraum, sondern auch im Hyperraum selbst vorhanden waren. „Das sieht nicht gut aus", stellte Alaska fest und erläuterte Gucky die Verhältnisse. Der nahm das schweigend und mit mürrischer Miene zur Kenntnis. Die nächste Verzögerung stand damit ja fest.
Ed hatte sich die Daten von Selma auf seinen Bildschirm überspielen lassen. Auch er studierte die Werte aufmerksam. „Das ist übel", meinte er. „Wir haben auf der Akademie solche Fälle simuliert, aber ein solches Energiechaos habe ich selbst dort nicht erlebt."
„Diese Verhältnisse trifft man nur in der Nähe des zentralgalaktischen Bereichs an", entgegnete Alaska. „Selbst hier sind sie eher selten. Auf bewohnte Planeten mit natürlicher Atmosphäre wirken sich diese Störungen fast gar nicht aus. Aber auf Raumschiffe, interstellare Satelliten und ähnliche Einrichtungen im Leerraum."
„Es bleibt uns keine andere Möglichkeit", stellte der junge Pilot fest, „als einen größeren Umweg in Kauf zu nehmen. Wir müssen vorübergehend aus dem Höllenwurz-Kegel hinaus, denn durch diese Hypergewitter kommen wir ohne Schaden nicht durch."
Widerstrebend stimmten die Gefährten zu.
Guckys Laune war auf dem Nullpunkt angelangt.
Eduard Morris gab der Space-Jet eine neue Richtung. In einer ersten Hyperraumetappe ging es hinaus aus dem sternenarmen Höllenwurz-Kegel und hinein in die Nachbarzone, wo die Lichterpunkte dicht bei dicht standen. Es folgte ein Orientierungshalt, bei dem neue Probleme entstanden.
Die Signale der Ortung wichen erheblich von denen der optischen Beobachtung ab. Eine Erklärung fand Selma dafür nicht. Der Verdacht, es könne ein technischer Fehler vorliegen, bestätigte sich nicht. „Vielleicht wirken die Ausläufer des Hypergewitters bis hierher", vermutete die Frau. „Obwohl das unwahrscheinlich ist. Die Entfernung beträgt fast fünfundzwanzig Lichtjahre."
„Ich denke eher", antwortete Ed, „daß die Gravitationsfelder der vielen Sterne für die Abweichungen verantwortlich sind. Ich komme mir hier vor wie ein Staubkorn in einem Bottich mit kochender Erbsensuppe. Die Erbsen sind die Sterne, und ich werde umhergerissen und versuche verzweifelt einen Weg ..."
„Spar dir deine Zerrbilder", verlangte Gucky, der immer noch seinem Humor hinterherlief. „Such eine Passage nach Höllenwurz-Vier!"
Ed murmelte etwas, das wie eine Beleidigung klang, aber er machte sich mit Selma daran, den weiteren Kurs festzulegen. Sie arbeiteten mehrere Minuten konzentriert. Dann waren sich die beiden einig. Auch der Bordsyntron stimmte den neuen Kursdaten zu, nachdem er alle Faktoren berücksichtigt hatte. „Wenn wir noch weiter ausweichen", sagte Ed, „dann wird der Karottenheini ganz verrückt."
Es war sein Glück, daß der Mausbiber die Kommandokuppel inzwischen verlassen hatte und ihn nicht hören konnte. Außerdem hatte Gucky sicher andere Sachen im Sinn, als den Blondschopf telepathisch zu belauschen.
Ed und Selma einigten sich auf die Länge der ersten Etappe. Alaska, der die Daten kommentarlos überwachte, fand daran nichts Falsches.
Gucky kehrte zurück, als die GECKO wieder in den Hyperraum eintauchte. Ed hatte nur eine kurze Entfernung von wenigen Lichtjahren vorgesehen. Dann wollte sich Selma erneut orientieren.
Der Flug sollte sieben Minuten dauern.
Auf dem Bildschirm des Piloten lief eine Uhr mit der einprogrammierten Zeitspanne rückwärts.
Drei Minuten der geplanten sieben waren erst vergangen, als ein kurzer, schriller Signalton sie aufschreckte. Die Männer blickten irritiert auf, und Gucky stieß einen Seufzer aus. „Fehlermeldung", meldete der Bordsyntron. „Fehlerkode Nullnullnullnull. Fehlerwiederholung."
„Was hat das zu bedeuten?" schrillte Gucky. „Ed! Du Unglücksrabe von Pilot! Was hast du wieder angestellt?"
Der junge Mann reagierte nicht auf die Worte. „Unbestimmbarer Fehler", half Selma aus. „Das heißt, der Syntron kann den Fehler nicht genau lokalisieren oder angeben."
An der hastigen Art, in der sie sprach, erkannte der Ilt, daß die Lage ernster war, als er vermutet hatte. „Ich kann die
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