1612 - Der Vampir-Töter
kurzer Zeit alles herausbekommen.«
»Ohne, dass dir ein Grund dafür gesagt wurde.«
»So ist es.«
»Du hast deinen Job gut gemacht. Ich glaube allerdings nicht, dass es deinem Auftraggeber gefallen würde, wenn er wüsste, dass du jetzt mit mir zusammensitzt und mir alles erzählst.«
»Das ist klar. Deshalb auch dieses geheime Treffen. Ich bin zudem nicht auf dem direkten Weg hierher gekommen.«
»Kann ich verstehen« sagte Jane. »Aber weißt du, warum du Sinclair hast ausforschen sollen?«
»Nein, Jane. Darauf hätte ich auch sicher keine Antwort bekommen. Es war ein Job, nicht mehr.«
Jane lächelte und schüttelte den Kopf. »Kommst du dir jetzt nicht wie ein Verräter vor?«
»Warum sollte ich das?«
»Ich würde mir so…«
»Hör auf, so zu reden. Ich bin kein Verräter. Ich will mich nur absichern, verstehst du? Ich weiß ja nicht, was dieser Typ mit Sinclair vorhat, aber sollte er ihn killen wollen, dann soll niemand sagen, dass ich nicht gewarnt hatte. Dabei glaube ich nicht, dass er mich ernst genommen hätte. Deshalb habe ich mich an dich gewandt. Das ist alles, und jetzt kannst du machen, was du willst.«
»Eine gute Rückversicherung«, gab Jane zu.
»So ist es.«
Sie stellte eine weitere Frage. »Und du bist dir sicher, dass du mir alles gesagt hast?«
»Ja, das bin ich. Ich kann dir nicht mehr sagen. Alles Weitere liegt in deiner Hand.« Er tippte gegen seine Brust. »Wenn du allerdings mich fragst, muss ich dir sagen, dass mit diesem Smith oder wie immer er heißt, nicht zu spaßen ist. Dafür habe ich ein Auge.«
»Aber du hast kein Foto?«
Parker war irritiert. »Wie meinst du das?«
»Von ihm?«
Der Detektiv warf den Kopf zurück. »Nein, das habe ich nicht. Er hätte es auch nicht zugelassen, wenn ich ihn mit dem Handy fotografiert hätte. Unmöglich.«
»Das kann ich nachvollziehen. Ich denke aber, dass du in der Lage bist, ihn mir zu beschreiben.«
Er überlegte.
Das ärgerte Jane, und sie hakte nach. »Was ist? Willst du nicht? Kannst du nicht?«
»Nein, nein, das nicht. Ich denke nur darüber nach, ob das noch im Honorar drin ist.«
Jane sagte zunächst nichts. Sie war auch nicht enttäuscht. Aber was hätte sie von einem Typ wie Charlie Parker auch anderes erwarten können? Nun wurde sie leicht sauer.
»Hör mal zu, du geldgierige Ratte. Ich habe dir tausend Pfund für deine Laberei gegeben, und jetzt will ich wissen, wie dieser Smith aussieht. Ist das klar?«
»Ja.« Er grinste. »Dann fang an.«
»Ich kann es ja mal versuchen. Jeder muss schließlich sehen, wo er bleibt.«
»Rede jetzt!«
Diesmal weigerte sich Parker nicht. Und Jane bekam die Beschreibung geliefert. Sie erfuhr von einem Mann mit dunklen Haaren und Bartschatten im Gesicht.
»Mir fielen noch seine Augen auf. Sie waren so hart. Ein unnachgiebiger Blick.«
»Augenfarbe?«
»Eher dunkel. Und dann habe ich noch erlebt, dass er nur wenig geatmet hat.«
»Was soll das denn heißen?«
»Er hat kaum Luft geholt. Aber da kann ich mich auch geirrt haben. Ich habe zwei Gläser Whisky getrunken.«
»Und wo habt ihr euch getroffen?«
»In einem Club, in den ich hin und wieder gehe. Smith wohl nicht. Er war dort fremd.«
»Hat dieser Club auch einen Namen?«
Parker winkte ab. »Der ist nicht interessant für dich. Er wird auch wohl keine Rolle spielen.«
Jane Collins gab nach. Wenn sie den Namen unbedingt brauchte, würde sie Charlie Parker noch anrufen.
»Fällt dir sonst noch etwas ein?«, fragte sie den Kollegen.
»Nein.«
Jane schaute ihm ins Gesicht. Er wich ihrem Blick nicht aus, und so war sie davon überzeugt, dass er alles gesagt hatte, und sie wollte das Gespräch auch beenden.
»Gut, du kannst wieder verschwinden. Sollte noch etwas sein, rufe ich dich an.«
»Kannst du.« Er nickte. »Und denk daran, dass mir dieser Sinclair etwas schuldig ist. Kann ja sein, dass ich ihn noch mal brauche. Das weiß man nie.«
»Gut, ich merke es mir.«
Charlie Parker drückte die Tür auf. Sekunden später war er in der Dunkelheit abgetaucht und ließ die Detektivin allein in ihrem Wagen zurück.
Jane fuhr noch nicht sofort los. Sie machte sich so ihre Gedanken über das Gehörte. Dabei fragte sie sich, ob sie Parker trauen konnte.
Sie war eine Frau, die in ihrem Leben schon allerhand durchgemacht hatte und mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt getreten war.
Es war immer schwer, einen Lügner von einem Menschen zu unterscheiden, der die Wahrheit sprach, doch in diesem Fall glaubte
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