1612 - Der Vampir-Töter
lassen.«
Ich tätschelte ihre Hand. »Das ist schon okay, Jane. Dafür bin ich dir auch dankbar.«
»Jedenfalls weißt du jetzt, dass die Zukunft nicht unbedingt freundlich für dich sein wird.«
»Das werden wir noch sehen.«
Jane deutete auf meinen Magen. »Was ist? Hast du etwas Hunger? Es wäre die Zeit.«
»Ich könnte schon was vertragen.«
»Dann lass uns was bestellen. Kleinigkeiten kann man hier gut essen. Vor allen Dingen Suppen.«
Ich war dafür.
Wir ließen uns die Speisenkarte bringen. Sie wurde von einer Kunststoffhülle umschlungen. Auf einer Seite waren die Suppen aufgeführt, auf der anderen die Salate.
Ich entschied mich für die Currysuppe, zu der es auch Brot gab. Jane aß Salat mit Shrimps.
Natürlich sprachen wir weiter über die ungewöhnliche Begegnung, und ich sagte zwischen zwei Löffeln Suppe: »Wenn dieser Smith nicht geatmet hätte, dann wäre mir ja klar gewesen, mit wem wir es zu tun haben. Da würde ich auf einen Vampir tippen. So aber kann ich mich nur darüber wundern.«
Jane nickte. »Na ja, so ungewöhnlich sehe ich das nicht, muss ich dir sagen. Charlie kann sich auch geirrt haben. Er war bestimmt nervös.«
»Das glaube ich auch.«
»Wie dem auch sei, du weißt Bescheid.«
Wir schafften es tatsächlich, das Thema zu wechseln. Ich berichtete darüber, was ich in der letzten Zeit so erlebt hatte, und hörte von Jane, dass es bei ihr ruhiger zugegangen war. Sie hatte nur einen Auftrag bekommen. Zum Glück brauchte sie von ihrem Job nicht zu leben, denn Lady Sarah, in deren Haus sie wohnte, hatte ihr ein großes Vermögen hinterlassen.
»Und wie verträgst du dich mit Justine?«, wollte ich wissen.
»Wir gehen uns aus dem Weg.«
Ich grinste. »Habe ich mir gedacht.«
Justine Cavallo war eine Vampirin, die sich in Janes Haus eingenistet hatte und sich auch nicht mehr vertreiben ließ.
Offiziell stand sie zwar auf unserer Seite, weil sie Dracula II ebenso hasste wie wir, aber sicher konnten wir uns nicht sein. Sie war jemand, die hin und wieder einen Blutschub brauchte. Das konnten wir ihr nicht abgewöhnen.
Die Suppe hatte mir gereicht. Danach leerte ich den Rest der Flasche.
Jane schaute mir zu und schlug dabei mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Ich denke, das ist es wohl gewesen.«
»Meine ich auch.«
»Hast du noch was vor?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nichts Besonderes. Ich fahre nach Hause, will noch etwas lesen und hocke mich ansonsten vor die Glotze. Alles ganz normal.«
Jane nickte mir zu, fing an zu gähnen und musste dabei lachen. »Du hast mich müde gemacht.«
Ich grinste. »Auch das noch.«
»So ist das.« Sie winkte der Bedienung. »Die Rechung übernehme ich heute.«
Ich deutete eine Verbeugung an. »Da bedanke ich mich doch sehr, Gnädigste.«
Sie drohte mir. »Hör auf, mich so zu nennen. Dann komme ich mir so alt vor.«
Eine Antwort konnte ich mir sparen, denn die Bedienung kam, um zu kassieren. Wir sagten ihr noch, dass es gut geschmeckt hätte, und da wurde ihr Lächeln noch breiter.
Ich legte meinen Arm um Janes Schulter, als wir den Bahnhof verließen.
»Ich verspreche dir, Jane, dass ich die Augen weit aufhalten werde. So leicht bekommt man mich nicht.«
»Tu das auch wirklich.«
»Versprochen.«
»Dann ist es gut.«
Janes Auto stand ebenfalls auf dem Parkplatz. Neben ihm stoppten wir, Jane drückte mir einen Kuss auf die Lippen.
»Und sollte etwas sein«, sagte sie danach, »dann gib mir Bescheid.«
Ich hob eine Hand. »Versprochen.«
»Gut.«
Ich hielt der Detektivin noch die Tür auf, ließ sie einsteigen und wartete, bis sie startete.
Wäre dieses ernste Gespräch nicht gewesen, hätte unser Zusammensein sicherlich noch länger gedauert. So aber lagen die Dinge anders. Da war die Stimmung nicht so gut.
Ich setzte mich hinter das Lenkrad, nachdem ich mich zuvor umgeschaut hatte, aber nichts Verdächtiges entdeckt hatte. Es gab keinen Menschen, der mich von irgendwoher beobachtete. Es war alles normal.
So stieg ich in den Rover und fuhr los.
***
Es hätte eine normale Fahrt werden können oder sollen, aber das wurde es nicht. Es lag auch nicht am Londoner Verkehr, sondern mehr an mir, denn ich war mit meinen Gedanken nicht so richtig bei der Sache. Was ich von Jane gehört hatte, wollte mir nicht aus dem Kopf. Ich sah ein, dass es mich belastete.
Wer hatte Interesse daran, sich auf diese Weise über mich zu erkundigen? Es hatte keinen Sinn, dass ich mir darüber Gedanken machte, aber ich kam einfach
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