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1615 - Jaobouramas Opfergang

Titel: 1615 - Jaobouramas Opfergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es nicht. Das Leben des Fremden war wichtiger.
    Schmerzen vergingen, aber der Tod konnte nicht rückgängig gemacht werden.
    Endlich bekam sie eines der Beine mit dem merkwürdigen Stoff zu fassen, an dem ihre schmalen, leicht gebogenen Klauen abrutschten. Sie achtete nicht darauf, zerriß ein Stück und packte das nackte Bein darunter. Es fühlte sich weich und schwammig an und stellte keinen brauchbaren Halt für eine glückliche Rettungsaktion dar.
    Der Riin schrie und pfiff etwas, das sie nicht verstand. Ihr hinteres Beinpaar verlor den Halt, und sie hatte keine andere Wahl, als ruckartig an dem Fremden zu ziehen und ihn in hohem Bogen zu sich herüberzuschleudern. Er prallte gegen sie und stürzte zu Boden. Sie fing ihn gerade noch ab, ehe er mit seinem schmalen Körper zwischen den Geländerstäben hindurch ins Bodenlose rutschen konnte.
    Mühsam drehte sie sich und zog ihn zu sich heran. Sie stellte ihn auf seine Beine und betrachtete ihn aus nächster Nähe. Der Riin wischte sich die Augen aus und starrte sie mit offenem Mund an. „Geht es dir gut?" sang sie erleichtert. „Bist du in Ordnung? Wie kommst du an die Mündung eines der Tunnel? Ich heiße Elowatar, bin Künstlerin und wollte mir nur ein wenig Protein für meine Farben besorgen. Es scheint, daß ich gerade noch rechtzeitig gekommen bin. Ich freue mich, dich zu treffen, Riin."
    „Ha, das ist ja das Letzte. Eine absolute Zumutung", erhielt sie zur Antwort. Der Riin sprach mit hoher, falsettartiger Stimme, die ihr Schmerzen in den Gehörgängen verursachte. „Du hast wohl nichts Besseres zu tun, als andere bei ihren Forschungsarbeiten zu stören, oder? Das ist ein Ding.
    Da drehen sich die Sterne im Kreis, und deine Gehirnwindungen produzieren einen Neuronen-Aussetzer nach dem anderen. Sag Bolo zu mir. So haben mich deine Artgenossen getauft. Bolo für Boloshambwer. Hoffentlich findet bald diese kniefige Konferenz statt!"
    Elowatar lauschte dem merkwürdigen Klang der Stimme nach. Der Riin brachte etwas fertig, was sie nie für möglich gehalten hätte. Mit den ovalen Sprechöffnungen seiner flachen Kopfvorderseite erzeugte er ein Singen, das dem der Arcoana nahekam, jedoch deutliche Unterschiede in der Artikulation aufwies.
    Die Arcoana musterte den Geretteten aufmerksam. Das flache Gesicht mit den Sinnesorganen wies eine deutliche Pigmentierung auf. Das wie Stroh wirkende Kopfhaar schimmerte in einem hellen, leicht rötlichen Ton. Die einzelnen Strähnen hatten das Wasser aufgesogen und klebten dicht am Kopf. Elowatar hatte noch nie ein Wesen kennengelernt, bei dem die Haare keine wasserabstoßende Eigenschaft besaßen. Die Farben seiner Kleidung leuchteten grell und taten ihr in den Augen weh. „Ich habe dich gestört?" sang sie verwirrt. Ihre Mundzangen erzeugten einen Mißton, den sie nicht beabsichtigt hatte. „Habe ich etwas übersehen, Bolo?"
    „Natürlich, natürlich. Elowatar. Hm. So, so. Wie kannst du nur denken, daß du mir helfen müßtest? Das ist ein absoluter Irrglaube. Wo hast du nur deine Gedanken gehabt? Ich habe mich dem Tunnel anvertraut, um sein Inneres zu erkunden. Ich habe mich von den Wassermassen mitreißen lassen, um zu sehen, wo die Mündung des Stollens ist. Ich habe sie gefunden und habe dem Wasser zugesehen, wie es aus der Öffnung schießt. Ist das etwa verboten? Also wirklich, Elowatar, ich hatte etwas mehr Gastfreundschaft von euch erwartet."
    Die Arcoana wich hastig ein Stück auf den Steg zurück. „Das ist ein bedauerlicher Irrtum, Bolo!" rief sie. „Es tut mir leid. Ich wußte nicht, daß du mit wichtigen Forschungen beschäftigt warst. Ich hielt dich für notleidend und wollte dich vor dem Tod bewahren."
    „Ja, ja, schon gut. Ich nehme es dir auch gar nicht übel", schrillte die Stimme und driftete bis in die Nähe der oberen Hörgrenze der Arcoana ab. „Vergiß es am besten so schnell wie möglich. Du bist noch nie einem Riin begegnet, nicht wahr? Sonst wüßtest du, daß wir nicht in Not geraten können."
    „Es tut mir leid", wiederholte Elowatar. „Ich habe es nicht bedacht. Natürlich habe ich schon von den Fähigkeiten deines Volkes gehört. Wenn du möchtest, befördere ich dich sofort wieder dort hinüber."
    „Ha, du bist vielleicht ein Witzbold. Aber wir können das ändern. Ganz gewiß können wir das ändern. Weißt du was, Elowatar? Ich spreche mit meinen Artgenossen. Es steht dem nichts entgegen, daß du uns näher kennenlernst."
    „Ich freue mich darauf. Mein Hain liegt oberhalb der

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