1620 - Affraitancars Uhrwerk
unbekannte Sporen gefunden hatte, die sie aus Rauppathebbe eingeschleppt hatten. Inzwischen hatten sich die Sporen zwar als offenbar harmlos erwiesen, um jedoch keinerlei Risiko einzugehen, wurde die Mannschaft der CQUTTRA zur Beobachtung auf Natrion behalten. „Die Mediziner wollen sichergehen, daß wir nicht irgendwelche Krankheitserreger mit langer Inkubationszeit in uns tragen", sagte Naonounaned. „Aber man hat uns in Aussicht gestellt, daß wir es bald überstanden haben."
„Ich hoffe nur, daß man dasselbe nicht auch mit uns vorhat", meinte Colounshaba unbehaglich. „Pulandiopoul würde es nicht ertragen, noch länger eingesperrt zu sein."
„Weißt du es denn nicht?" wunderte sich Vougasiura und mußte einen ermahnenden Seitenhieb von Naonounaned einstecken. Doch Vougasiura verstand den Wink nicht und plapperte munter drauflos: „Als Shanorathemas von Pulandiopouls Einlieferung erfuhr, hat er sich freiwillig zu ihm in Quarantäne begeben. Die beiden sind sich selbst genug.
Wenn die Floskel auf jemanden zutrifft, daß zwei Arcoana einander gefunden haben, dann auf diese beiden."
„Was habt ihr in Rauppathebbe über die Chouar herausgefunden?" erkundigte sich Colounshaba, um von diesem Thema abzulenken.
Naonounaned griff den Faden erleichtert auf und erzählte, was sie in Rauppathebbe erlebt hatten. Aber Colounshaba war nicht recht bei der Sache.
Alles, was sie mitbekam, war, daß die Nachfahren der Chouar im Sternenreich von Rauppathebbe lediglich den Status von Sklaven innehatten. Soweit Naonounaned und Vougasiura die Geschichte von Rauppathebbe rekonstruieren konnten, hatten die Chouar einst ein streng hierarchisch geordnetes Imperium aufgebaut und die einheimischen Völker zu Söldnern in ihren Diensten herangezüchtet. Nachdem sie diesen das Kriegshandwerk jedoch bis zur Perfektion beigebracht hatten, stürzten die ehemaligen Soldaten ihre Herren und hielten sie seitdem als auf absoluten Gehorsam konditionierte Kriegssklaven.
Vougasiura wußte darauf nichts anderes zu sagen, als daß es mit den Chouar einfach so hatte kommen müssen. Colounshaba hätte dem widersprechen und am Beispiel der Trixta aufzeigen können, daß Splittergruppen ihrer kriegerischen Ahnen unter anderen Voraussetzungen auch durchaus eine Entwicklung zum Guten hatten nehmen können und eine höhere Bestimmung erfahren konnten. Aber sie war an einem weiteren Gespräch nicht interessiert.
Colounshaba sehnte den Tag ihrer Entlassung herbei. Als es dann endlich soweit war, holte Affraitancar sie mit seinem mächtigen Operationsschiff FAURAX von Natrion ab.
9.
„Es tut gut, wieder zu Hause zu sein", gestand Colounshaba dem Saatmeister, nachdem sie in der Zentralmulde der FAURAX angekommen war. Und in Gedanken fügte sie hinzu: Eigentlich muß ich Pulandiopoul dankbar sein. Ich darf auch keinen Groll gegen ihn hegen, weil er sich Shanorathemas zugewandt hat. Unsere Gene hätten sich ohnehin nicht miteinander vertragen. „Es mag für die Heimkehrer eine Belastung sein und ihre Stimmung trüben, wenn sie so lange in Isolation gehalten werden", sagte Affraitancar. „Aber andererseits werfen die Fernreisenden auch einige Probleme für die auf Sicherheit bedachten Weisen auf, die alle Gefahren von der neuen Heimat fernhalten wollen."
„Ja, es wäre tragisch, wenn wir Zugvögel eine neue tödliche Bedrohung einschleppen würden, nachdem wir uns dem Zugriff der Sriin entzogen haben", stimmte Colounshaba zu.
Sie erzählte Affraitancar von ihrer Begegnung mit den Llallanee und der Gefahr, die daraus erwachsen wäre, hätte man diese Roboter als Diener akzeptiert. „Das Universum ist voll von Wundern, aber auch voller Gefahren", philosophierte Affraitancar. „Es wird einem nicht leichtgemacht, ein Bürger des Kosmos zu sein. In der Ära vor den Sriin hatten wir es leichter, wohlbehütet in unserem kleinen Sternenreich, abgeschirmt von allen Widernissen des Lebens. Wir sind noch in einem Prozeß des Umdenkens begriffen und werden erkennen müssen, daß noch nicht alles überwunden ist, sondern manches lediglich verdrängt wurde, was wir als vergangen und erledigt glaubten."
Affraitancar spielte offenbar auf etwas ganz Konkretes an.
Aber Colounshaba wollte jetzt keine Probleme wälzen, sondern sich von den Strapazen erholen und sich an Schönem ergötzen. „Zeig mir dein Wunderwerk, Affraitancar!" bat Colounshaba. „Ich möchte auf andere Gedanken kommen."
Und Affraitancar zeigte ihr sein vollendetes Werk, das
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