1625 - Botschaft von ES
der Haupteingangstür. Homer Adams wandte sich um. „Wer?" fragte er verwirrt. Der Servo schwebte heran, ein mattleuchtendes Energiebündel, etwa von der Größe einer kräftigen Männerfaust. Der Servo bildete die Schnittstelle zwischen dem allgegenwärtigen Netz der syntronischen Rechner und dem menschlichen Benutzer. Es gab Servos unterschiedlicher Qualität und Funktionsfähigkeit. Für den Chef der Kosmischen Hanse hatte man selbstverständlich das Beste vom Besten ausgewählt. Der Servo hielt über der Tischplatte an und entließ aus dem Griff seines Traktorfelds einen kleinen, glitzernden Gegenstand, der vor Homer Adams auf einen dünnen Stapel bedruckter Folien fiel. „Ein Besucher für dich", sagte die synthetische Stimme des Servo.
Das glitzernde Ding war würfelförmig. Homer Adams nahm es zur Hand. Im selben Augenblick entstand unmittelbar über der Tischplatte eine Leuchtschrift.
REUBEN SHAYN. NACHRICH-TENANALYSATOR.
Adams ließ den Würfel fallen. Er kannte diese neumodische Art von Visitenkarten. Er mochte sie nicht. Sie waren auf Effekthascherei aus. „Ich habe keine Ahnung, was ein Nachrichtenanalysator ist", murrte er. „Außerdem habe ich keine Zeit. Der Mensch soll sich auf die übliche Art und Weise anmelden."
„Ich werde es ihm ausrichten", versicherte der Servo und schwebte davon.
In diesem Augenblick glitten die beiden Flügel des Haupteingangs auseinander. Ein nicht sonderlich großgewachsener Mann erschien unter der Türöffnung und erklärte: „Ein Nachrichtenanalysator ist einer, der Nachrichten daraufhin untersucht, ob sie erstens von Bedeutung sind und zweitens veröffentlicht werden können, ohne Anstoß zu erregeri."
„Wer hat dich eingelassen?" fragte Homer Adams schroff.
Reuben Shayn war eine sorgfältig gepflegte, jugendliche Erscheinung. Es bedurfte einer gewissen Menschenkenntnis, die Weisheit zu sehen, die sich in seinem Blick spiegelte. Er wirkte locker und heiter, so daß man die Fältchen um seine Augen als Lachfalten hätte abtun können. In Wirklichkeit aber hatte Shayn die Achtzig längst hinter sich. „Wer?" tat er verwundert. „Ich mich selbst."
„Hör zu, mein Freund ..." Homer G. dams setzte mit Ernst und Autorität einer Strafpredigt an. „Vielleicht willst du mir einen Namen geben?" meldete sich in diesem Augenblick der Ennox zu Wort.
Reuben Shayn musterte das eigenartig gekleidete Wesen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Du erinnerst mich an meinen Onkel", sagte er. „Er heißt Zigmond. Gefällt dir der Name?"
„Ich nehme ihn!" strahlte der Ennox. „Jetzt hört mir mal zu...!" donnerte Homer G. Adams.
Aber Reuben Shayn wirbelte auf dem Absatz herum und stach mit dem Zeigefinger, als wäre er ein Dolch, in Richtung des Hansechefs. „Nein, mein Freund", sagte er scharf, woraufhin Homer Adams, der Widerworte nicht gewohnt war, vor Überraschung verstummte: „Jetzt hörst du mir zu !Die Liga Freier Terraner befindet sich nicht im Kriegszustand. Alle Handlungen, Aussagen, Entscheidungen und so weiter der regierenden Organe und verwandter Institutionen dürfen von der Bevölkerung zur Kenntnis genommen werden. Entsprechende Informationen sind auf Anfrage unverzüglich zu erteilen.
Das Prinzip der Freiheit der Information ist in der Verfassung der Liga Freier Terraner verankert: Charta der Bürgerrechte, Paragraph zwei."
Homer G. Adams sank in seinen Sessel zurück und gab ein ächzendes Geräusch von sich. „Du hast deine Paragraphen gut auswendig gelernt", sagte er in resignierendem Tonfall. „Also: Was willst du?"
*
„Auskunft", antwortete Reuben Shayn. „Man hat gehört, daß der Ilt Gucky spurlos verschwunden ist. Was weißt du darüber? Die Öffentlichkeit interessiert sich für den Verbleib ihres Lieblings."
„Gucky hält sich in der Dunkelwolke Provcon-Faust auf, nach letzter Information auf der Welt Gäa", antwortete Adams. „Von dort gibt es keine Neuigkeiten zu berichten."
Reuben Shayn lächelte. Adams konnte nicht umhin: Der Mann war ihm auf gewisse Weise sympathisch. Er gab sich betont unauffällig. Die Kleidung, die er trug, entsprach dem Modeverständnis von vorgestern. Im Gesicht wirkte er ein wenig eingefallen, als hätte er nicht immer genug zu essen; dabei war sein Teint gesund und sonnengebräunt. Das kurzgeschnittene, dunkle Haar war unbeholfen frisiert. Man sah ihm an, daß er sich Mühe gab, so durchschnittlich wie möglich zu wirken. Aber Homer Adams' Menschenkenntnis, die aus den Erfahrungen
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