1625 - Botschaft von ES
„Ich muß gehen", sagte er. „Was müßte ich tun, um dich zu halten?" fragte Reuben. „Es gibt noch viel, worüber wir sprechen könnten." Zigmond schüttelte den Kopf. „Nein, nicht im Augenblick. Du brauchst mich übrigens nicht zu halten. Ich werde wiederkommen."
„Wann?" wollte Reuben wissen.
Aber seine Frage ging ins Leere. Der Ennox war schon verschwunden. Reuben warf einen Blick auf das Chronometer. Was Zigmond über den 5-D-Boogo gesagt hatte, hatte einen tiefen Eindruck hinterlassen.
Es ging auf 18 Uhr. Er hatte noch Zeit, sich mit der Medotechnik in Verbindung zu setzen.
*
Taddus Herycz hatte diesen Patienten nie vorher zu sehen bekommen. Aber er hatte schon von Reuben Shayn gehört. Mit Reubens Einverständnis rief er dessen Anamnese-Daten aus einer zentralen Datei ab. „Man hat dich als Träger des Binderman-Syndroms diagnostiziert", sagte er, nachdem er die Informationen zur Kenntnis genommen hatte. „Frühzeitig, hm. Was kann ich für dich tun?"
Reuben hatte keine Lust, dem Medik-Spezialisten die schwer glaubliche Geschichte vom 5-DBoogo zu erzählen. „Ich hatte vor kurzem einen Schwächeanfall", antwortete er. „Der Anfall begann mit intensivem Kopfschmerz. Ich möchte, daß du mir ins Gehirn leuchtest und nachsiehst, ob bleibende Schäden entstanden sind."
„Kein Problem", sagte Taddus Herycz. „Der Medorobot besorgt das im Handumdrehen."
Reuben wurde an das robotische Gerät angeschlossen. Die Prozedur dauerte in der Tat nur ein paar Sekunden. Taddus Herycz war inzwischen in einem Nebenraum verschwunden. Als er wieder zum Vorschein kam, hielt er ein Stück Folie in der Hand, auf dem er sich anscheinend die Ergebnisse der Untersuchung hatte ausdrucken lassen.
Er wirkte bedrückt, fast verstört. Er ließ sich auf einen Schemel fallen.
Den Blick hatte er starr auf die Folie gerichtet. Er schüttelte den Kopf und murmelte unverständliche Dinge. „Mein Gott, ist es denn gar so schlimm?" fragte Reuben voller Unruhe.
Der Mediker sah auf und blickte seinen Patienten an, als sähe er ihn jetzt zum erstenmal.
Plötzlich erhellte sich sein Gesicht. Er sprang auf und lachte. „Nein, nein! Schlimm ist gar nichts, außer daß ich mir die Sache nicht erklären kann", rief er. „Dein Gehirn ist völlig in Ordnung. Und dein Binderman-Syndrom bist du los."
Reuben Shayn saß kerzengerade in dem Spezialsessel, in dem der Medorobot ihn untersucht hatte. „Kein ... kein Binderman-Syndrom mehr?" fragte er stockend. „Nein. Du bist der erste Fall einer Binderman-Heilung, die der modernen Medotechnik bekannt wird."
Es dauerte lange, bis Reuben den Schock überwunden hatte. Er war gesund. Er brauchte den plötzlichen Tod nicht mehr zu fürchten. Und dann dämmerte es ihm. Zigmond hatte von seiner Krankheit gewußt! Nicht der Sensationsstory wegen, sondern um ihn zu heilen, hatte er ihn zur Landung auf Titan überredet.
So mußte es gewesen sein.
Als Reuben Shayn per Transmitter zu Hause ankam, standen ihm Tränen in den Augen.
*
Perry Rhodan zog es vor, die Sendung des Solkom-Netzes in seinem Wohnhaus am Goshun-See zu empfangen. Voltago hatte sich in einen kleinen Raum im rückwärtigen Teil des Hauses zurückgezogen und verharrte dort im Zustand der Starre, wie er es so oft tat. Perry Rhodan hatte ihn gebeten, die Sendung mitzuhören. Aber der Kyberklon, der eigentlich sein Diener sein sollte, hatte seine eigenen Vorstellungen davon, wie er den Rest des Abends verbringen würde.
Ein Gefühl der Beklommenheit erfüllte den Großen Alten Mann von Terra, als er darauf wartete, daß die geräuschlos dahinspringenden Digitalziffern des Chronometers die 22-Uhr-Marke erreichteh.
Auf die Zehntelsekunde pünktlich erschien das Symbol, das eine Sondersendung der Solkom ankündigte. Unmittelbar danach erschien Ernst Ellert in der Bildfläche. Er wirkte wie am vergangenen Nachmittag: unbeteiligt, losgelöst von allem einschließlich der Botschaft, die er zu überbringen hatte.
Um ein Haar hätte Perry Rhodan Mitleid mit dem Freund aus alten Tagen empfunden. Er hätte ebensogut ein Roboter sein können. „Eine Botschaft der Superintelligenz ES", begann der frühere Mutant mit kräftiger, aber fast seelenloser Stimme. „Die Superintelligenz wünscht, ein vor sechsundzwanzig Jahren gegebenes Versprechen wahr zu machen. Diese Nachricht ist daher besonders wichtig für die zwei Spiegelgeborenen, die als Empfänger der beiden verbleibenden Zellaktivatorchips ausgewählt wurden. Sie
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