1625 - ... dann holt dich der Teufel
Stimme. Sie hätte der Frau gehören müssen, aber das traf nicht zu, es war eine andere. Eine hässliche Stimme, die zwar menschlich klang, aber bestimmt nicht menschlich war. Sie musste einem Dämon gehören. Einer Schreckensgestalt aus der Unterwelt, aber er konzentrierte sich auf einen Namen.
Das war der Teufel!
Ja, das musste er sein. Die Blonde hatte ihn sich auf den Körper tätowieren lassen, um damit zu beweisen, zu wem sie wirklich gehörte. Sie war eine Dienerin des Teufels, und sie war geschickt worden, um ihn zu vernichten. Dabei hatte er gedacht, seinen Häschern entkommen zu können.
Welch ein grausamer Irrtum!
Mike sagte nichts mehr. Er konnte nicht sprechen. Nur schauen, und er war nicht in der Lage, sich zu bewegen. Er stand da wie ein Ölgötze. Nur seine Gedanken arbeiteten, und die machten ihm klar, dass er das Ende seines Lebens erreicht hatte. Sie hatten das Spiel überreizt. Jetzt musste er dafür die Zeche zahlen.
Gab es noch einen Ausweg?
Mike Short wunderte sich über seine Gedanken. In dieser Lage sah er sie als unnormal an. Er hätte eigentlich auf die Knie sinken müssen, um die andere Seite anzuflehen, ihn doch bitte sehr am Leben zu lassen.
Das brachte er nicht fertig, weil er sich nicht bewegen konnte, und so blieb er stehen, ohne etwas zu unternehmen.
»Ich hole dich jetzt!«
Wieder war es nicht die Stimme der Frau, die ihn da erwischte. Der andere sprach, der Teufel, der Dämon, und er wiederholte genau das, wovor sich Mike gefürchtet hatte.
… jetzt holt dich der Teufel!
Dann geschah es. Die Frau bewegte sich auf ihn zu. Zugleich veränderte sich die Farbe ihres restlichen Körpers. Sie nahm das gleiche Rot an wie die furchtbare Fratze. Und die wiederum schien weiter gewandert zu sein, denn sie hatte das Gesicht der Blonden verändert. Da war nichts Puppenhaftes mehr zu sehen, diese Frau sah jetzt aus wie eine Gestalt aus der Hölle. Sie glich dem Teufel. Sie war voll und ganz dessen Dienerin. Aus ihr war so etwas wie ein Monster geworden.
Keine hellen Haare mehr. Dafür schwarze. Keine normalen Hände. Sie waren von Krallen mit schwarzen Nägeln abgelöst worden. Der Mund hatte sich in ein Maul verwandelt, in dem stiftartige Zähne zu sehen waren, die nur auf Beute lauerten.
Ein Arm zuckte vor.
Mike Short erhielt einen heftigen Schlag gegen die Brust, der ihm die Luft raubte. Er kippte nach hinten und landete auf seiner Bank. Plötzlich war es vorbei mit den Gedanken an Widerstand. Er wusste genau, dass er gegen die Bestie nicht ankam.
Sie warf sich auf ihn.
Dabei fauchte sie.
Mike Short wusste nicht, ob sie ein Mensch oder ein dämonisches Tier war. Vielleicht war sie beides, aber das war jetzt nicht mehr wichtig. Er hatte sich davor gefürchtet, dass ihn der Teufel holen würde, und das war jetzt eingetreten.
Die Krallen packten ihn.
Sie griffen brutal zu. Was sie genau mit ihm machten, bekam er nicht mit. Er fühlte für einen kurzen Moment den irrsinnigen Schmerz. Er glaubte auch, sich schreien oder stöhnen zu hören, aber das war auch sein letzter Gedanke.
Danach war die höllische Kreatur an der Reihe. Und sie brachte Mike Short einen grausamen Tod…
***
Bill Conolly runzelte die Stirn, denn er befand sich in einer Zwickmühle. Er wusste nicht, ob er zwei Türen weitergehen und sie aufreißen sollte. Er wollte eine private Atmosphäre nicht stören. Auf der anderen Seite konnte es sein, dass der Reisende Probleme bekommen hatte, bei denen Hilfe nötig war. Was also tun?
Bill wusste es selbst nicht. Er würde noch ein paar Sekunden warten.
Nicht mehr an seiner Abteiltür, sondern zwei weitergehen, um dort zu lauschen. Wegen des Vorhangs würde man ihn nicht sehen.
Er ging hin.
Der Wagen schwankte leicht, aber daran hatte sich der Reporter gewöhnt. Kalt war ihm geworden. Kalt und warm zugleich. Er bewegte sich nicht mehr und brachte seinen Kopf so dicht wie möglich an die Tür heran.
Still war es nicht im Abteil.
Bill lauschte intensiv, ohne allerdings herausfinden zu können, was da wirklich ablief.
Es waren keine Schreie, die ihn alarmierten, aber die anderen Laute gefielen ihm auch nicht. Er wäre froh gewesen, ein Schnarchen zu hören, doch den Gefallen tat man ihm nicht. Jemand kicherte…
Bill fand nicht heraus, ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelte. Vielleicht war es auch kein Kichern, sondern ein anderes Geräusch.
Wohl war ihm nicht. Noch immer hatte er sich nicht dazu entschlossen, die Tür zu öffnen. Zudem
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