1628 - Die Tür zum Jenseits
auf dem Friedhof. Am Tag und auch in der Nacht. Und gerade in der Nacht habe ich die Stimme gehört.«
»Wessen Stimme?«
»Die des Engels. Ja, er hat zu mir gesprochen.« Sie nickte heftig. »Er war nicht nur aus Stein. In ihm steckte ein Geist, und der hat mit mir Kontakt aufgenommen. Der hat mir erklärt, welchen Weg ich gehen muss. Er hat mir über das Jenseits berichtet. Ich habe lange gezögert, dann war ich überzeugt.«
»Und jetzt glauben Sie, dass die beiden jungen Frauen aus dem Jenseits zurückkehren und Ihnen Bericht erstatten?«
»So war es gedacht«, gab sie kleinlaut zu. »Ich habe mein Leben nur nach ihnen ausgerichtet, aber jetzt…«
»Hat man Ihnen die Wahrheit präsentiert. Keine der beiden hat den Weg ins Jenseits angetreten. Meryl und Isabel sind die Opfer eines Vampirs geworden. Dieser Blutsauger hat sich hinter einer steinernen Maske versteckt und auf Opfer gelauert. Und jetzt ist er frei.«
Doris Dooley sagte nichts mehr. Sie stand auf der Stelle und bewegte dabei ihre Füße. Suko kümmerte sich nicht weiter um sie. Er hatte genug gehört und wandte sich der Gestalt zu, die einmal ein Engel gewesen war.
Genau in diesem Moment bewegte sie sich, und Suko war klar, dass er jetzt kämpfen musste…
***
Es war einfach alles zu schnell gegangen, und ich hatte nichts gesehen.
Nur den harten Schlag in den Nacken bekommen, der mich zu Boden geschleudert hatte, auf dem ich jetzt lag und alten Staub an meinen Lippen spürte.
Es gab nur einen Vorteil für mich. Der Treffer war nicht so heftig gewesen, dass ich bewusstlos geworden wäre.
Ich war zwar im Moment außer Gefecht gesetzt, fühlte mich aber nur groggy und lahm. Ähnlich wie ein Boxer, der angeschlagen im Ring lag.
Den Hals spürte ich nicht mehr. Dort war alles taub. Im Kopf allerdings zuckten die Stiche hoch, und unter ihnen hatte ich schon zu leiden. Nur dachte ich nicht an Aufgabe. Hinzu kam, dass ich mich still verhalten wollte, um wieder zu Kräften zu kommen. Wer immer mich auch niedergeschlagen hatte, er würde es dabei nicht bewenden lassen.
Ich blieb weiterhin auf dem Bauch liegen, obwohl dies nicht eben das Wahre war. Den Kopf hatte ich etwas zur Seite gedreht, und ich sorgte zudem dafür, dass sich mein Luftholen reduzierte und möglichst unauffällig ablief.
War es still um mich herum?
In den ersten Sekunden nach dem Niederschlag hatte ich das Gefühl gehabt. Da war es mir nicht möglich gewesen, etwas aus meiner Umgebung mitzubekommen.
Das änderte sich jetzt. Es ging mir etwas besser. Mein Wahrnehmungsvermögen funktionierte wieder halbwegs, und so gelang es mir, mich auf die finstere Umgebung zu konzentrieren, in der es zwar düster, aber nicht still war.
Dass ich Stimmen oder Geräusche hörte, stellte ich zunächst mal zurück, denn ich hatte die Augen geöffnet und war leicht überrascht, denn ich lag nicht mehr in der absoluten Finsternis, wie es in diesem Stollen der Fall gewesen war. Auch stammte die Helligkeit nicht von meiner Lampe, denn die hatte ich verloren.
Es war wichtig, dass ich mir die äußere Umgebung einprägte, denn meine Ruhe würde nicht lange andauern.
Ich hörte in meiner Umgebung das Flüstern von Stimmen. Zwei Personen waren es. Und zwei Frauen, das fand ich auch schnell heraus.
Was gesagt wurde, bekam ich nicht mit. Hin und wieder wurde das Flüstern auch von einem heftigen Kichern unterbrochen, und sogar ein Schmatzen drang an meine Ohren.
Das Geräusch war mir nicht fremd. Es waren Laute, die eine gewisse Vorfreude ausdrückten, und ich ging davon aus, dass sich in meiner Umgebung zwei Vampire aufhielten.
Zum einen war es die Person im roten Kleid, die ich verfolgt hatte. Zum anderen konnte sie sich mit dem Wesen verbündet haben, von dem uns Rudy erzählt hatte. Die hatten Suko und ich noch nicht gesehen. Beide würden sich einen Spaß daraus machen, sich mein Blut zu teilen. Und gegen zwei Gegnerinnen anzukommen war nicht eben leicht.
Zudem nicht in meinem Zustand, denn fit war ich noch längst nicht. Aber ich dachte auch nicht an Aufgabe. Man hatte mich zwar niedergeschlagen, mir aber nicht die Waffen genommen, und durch sie sollte die andere Seite noch ein paar böse Überraschungen erleben.
Solange sie nur miteinander redeten, war ich nicht in akuter Gefahr. Ich wollte mich schon erheben, aber dieses Vorhaben konnte ich vergessen, denn eine Stimme flüsterte: »Wir sehen uns ihn mal genauer an. Dann packen wir ihn von beiden Seiten. Er hat genügend Blut für uns
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