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Die Frau des Germanen

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Titel: Die Frau des Germanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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    |7| PROLOG
    P latz für meine Herrin!«
    Der Sklave in der weißen Tunika wedelte mit einem Palmenzweig alles aus dem Weg, was der Sänfte zu nahe kommen konnte: das
     Pferd eines römischen Offiziers, einen Händler, der tropische Früchte feilbot, andere Sklaven, die ihren Herren den Weg bahnten.
     Der dreibeinige Hund erhielt einen wütenden Tritt, dem Bauern, der sich mit einem Korb voller Kräuter näherte, fuhr der Palmenzweig
     durchs Gesicht.
    »Platz für meine Herrin!«
    Sie beugte sich über ihren Obstkarren, als die Sänfte sich näherte. Von vier Sklaven wurde diese getragen, kräftige, tief
     gebräunte Kerle, deren Muskeln unter der Sonne glänzten. Blau bestickte Vorhänge verschlossen die Sänfte, nur für wenige Augenblicke
     war die zarte Hand zu sehen, mit den kunstvoll bemalten Nägeln, wie es zurzeit unter den Damen der römischen Gesellschaft
     Mode war. Sie riskierte einen schnellen Blick, dann zog sie ihren Umhang über den Kopf, so dass ihr Gesicht nicht zu erkennen
     war. Ja, das war die Sänfte der edlen Severina. Jetzt nur nicht aufblicken!
    So lange blieb sie gebeugt stehen, bis sie sicher sein konnte, dass niemand ihr Beachtung schenkte – die Sklaven nicht, die
     die Sänfte trugen, und erst recht nicht die Römerin, die sich hinter den Vorhängen verbarg. Wer sie kannte, wusste, dass es
     winzige Schlitze darin gab, durch die sie ihre Umgebung genau beobachtete.
    Die Sänfte verlor sich in der Menschenmenge. Eine Weile noch war der schwankende Baldachin auszumachen, denn die |8| Mitglieder der kaiserlichen Familie besaßen die größten und stärksten Sklaven, damit ihre Sänften alle anderen überragten.
     Dann aber konnte sie aufatmen. Die Gefahr war vorüber!
    Mit bebenden Händen griff sie zu dem wackeligen Holzkarren und schob ihn weiter. Die Früchte, mit denen er beladen war, würden
     unverkäuflich sein. Braun gefleckt waren die Pfirsiche, überreif die Melonen, deren Saft in den Sand tropfte. Wer sich mit
     dem Gedanken trug, erfrischendes Obst mit ins Amphitheater zu nehmen, lächelte verächtlich, nachdem er ihr Warenangebot in
     Augenschein genommen hatte.
    Die Sonne stand hoch über dem Platz, ein gleißendes Silber, das die oberen Ränge des Theaters berührte und auf das Rund hinabbrannte,
     das vermutlich längst mit frischem weißen Sand bestreut worden war. Was heute in der Arena zu sehen sein würde, zog viele
     Römer an. Das Theater würde bis auf den letzten Platz gefüllt sein.
    Schritt für Schritt tastete sie sich auf die Arkaden zu, mit denen sich der Rundbau des Amphitheaters öffnete. Ihr war, als
     schlüge ihr der Geruch des Blutes entgegen, dumpf und schwer, manchmal süßlich, dann wieder bitter wie versengtes Tuch. Fest
     eingeschlossen war er in den Rundbau, dennoch erfasste sie hier, vor den Toren des Theaters, bereits der Ekel. Zu oft war
     sie von dem Geruch gequält worden, wenn die Gladiatorenkämpfe vorbei waren und die Sklaven gerufen wurden, um ihren Besitzern
     den Weg über die Treppen zu bahnen, die zu den Ausgängen führten. Es half nichts, dass die blutbefleckte Arena schleunigst
     mit weißem Sand frisch angerichtet wurde. Der Geruch verging nicht. Was dort vor sich ging, geschah zwar immer wieder aufs
     Neue, aber jeder weitere Tod war doch immer auch ein Teil aller vorangegangenen Leiden. Und wer einmal unter dem Geruch des
     Blutes gelitten hatte, wurde ihn nie wieder los.
    Vorsichtig sah sie sich um. Beobachtete sie jemand? Wurde das Wachpersonal auf sie aufmerksam? Nein, die Tore waren noch geschlossen,
     die Arbeit der Wärter hatte noch nicht begonnen. Die Männer saßen im Schatten, aßen und tranken und |9| betrachteten das Treiben auf dem Platz. Für eine Obstverkäuferin, die verdorbene Waren anbot, hatte niemand einen Blick.
    Während sie sich den Arkadengängen näherte, spürte sie die gespenstische Stille hinter den dicken Gemäuern. Noch hatten das
     Lachen und Plaudern das Innere des Theaters nicht erreicht, das Gekicher der Frauen, das Prahlen der Männer und das Rascheln
     der Kleidung waren noch nicht in das stille Warten eingedrungen, auch das sanfte Rauschen der Fächer nicht, mit denen die
     Sklaven für kühle Luft sorgten. Das Summen der Gespräche und dann die plötzlich einsetzende Stille, wenn in der kaiserlichen
     Loge ein Zeichen gegeben wurde, wenn ein Wort vernommen oder eine Geste entdeckt wurde – das alles wartete noch vor den Toren
     des Theaters. Hunderte von Sklaven hatten gerade erst

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