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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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aufrechterhalten, der Schaden ist zu groß. Das Volk soll die Wahl haben, und zwar eine richtige. Wen jedes einzelne Haus aussucht, werden wir ausführlich besprechen, doch meine fünfte Bedingung ist der Kandidat meiner Wahl.«
    Kyra Braxton, Merú Saintdemar, Ephy Angelis und noch andere Frauen zuckten deutlich zusammen, als sie der Kandidat hörten. Und sie hatten sich nicht verhört.
    Maya Joy Tsuyoshi verlangte etwas seit Bestehen der Mars-Gesellschaft Unerhörtes: »Für das Haus Angelis wird Leto Jolar kandidieren – mein künftiger Ehemann.«
    Nun war es vorbei mit der Ruhe. Alle schrien durcheinander, Fassungslosigkeit und Entsetzen, selbst unter den Männern, machte sich breit.
    Maya hob die Hände und bat mehrmals um Ruhe.
    Schließlich hatten die Damen und Herren Räte sich wieder so weit in der Gewalt, dass sie bereit waren, auch den Rest zu hören.
    »Ich habe dies aus zwei Gründen entschieden«, erklärte Maya. »Zum einen tue ich es in Gedenken an meinen verstorbenen Lebensgefährten Lorres, der mir stets die Bevorzugung der Frauen vorgeworfen hat, und erst recht die bevorzugte Stellung der Häuser, allen voran der Tsuyoshis. Er träumte von einer echten Demokratie, und ich glaube, diese Richtung ist nicht falsch. Zum zweiten halte ich es tatsächlich für möglich, dass Leto zum ersten männlichen Präsidenten gewählt wird, denn er ist absolut integer, er ist unbestechlich und korrekt, und er ist als Held beim Volk beliebt. Leto hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, einen kühlen Verstand und verfolgt keine Ziele zum persönlichen Vorteil. Vor allem, und das weiß ich, solange ich ihn kenne, will er keine Macht. Deswegen ist er genau der Richtige dafür.«
    »Halten Sie das wirklich für möglich?«, fragte Fedor Lux verblüfft.
    »Lassen wir das Volk entscheiden«, meinte Maya. »Mehr Unruhe kann es nicht hervorbringen, und wir durchbrechen ja nicht alle Traditionen, sondern schaffen ausgewogenere Verhältnisse.«
    Die übrigen Ratsmitglieder hatten sich wieder einigermaßen beruhigt; sie waren so erschlagen, dass sie sich erst einmal fassen und über alles nachdenken mussten.
    »Wäre das alles?«, fragte Dame Rätin Merú.
    Maya schüttelte den Kopf. »Ich möchte einen neuen Posten schaffen, speziell für mich, den ich als Interimspräsidentin zunächst zusätzlich bekleiden werde. Es geht um das Amt der Friedenssprecherin der Waldleute mit Sitz im Rat, zunächst nur als Interessenvertretung, aber künftige Stimmberechtigung ist angedacht.«
    Sie hob hastig die Hände, bevor der nächste Tumult ausbrach. »Bitte, regen Sie sich nicht auf, ich bin ohnehin am Ende. Meine Damen und Herren Räte und Berater, ich bitte um Entschuldigung für diesen Auftritt, aber ich hielt es für die beste Möglichkeit, Sie darauf vorzubereiten, was Sie erwartet, wenn ich ab morgen hier am Tisch sitzen werde. Eine Mitarbeiterin ist gerade dabei, das Protokoll auszudrucken, damit Sie eine Diskussionsgrundlage haben. Überlegen Sie sich, ob Sie unter diesen Umständen immer noch meine Unterstützung wollen.«
    »Da bin ich ganz sicher«, sagte Fedor Lux in das tiefe Schweigen. »Wir brauchen Sie, Dame Maya, und das wissen Sie genau. Aber lassen Sie uns morgen ins Detail gehen. Ich sehe, Sie haben es in einer anderen Sache eilig.«
    »Danke, Berater Fedor Lux«, sagte sie und nickte der Reihe nach den Anwesenden zu. »Wir sehen uns morgen und sprechen über alle von mir heute vorgeschlagenen Punkte. Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.«
    Damit waren sie beide auch schon wieder draußen.
    Maya lachte. »Hast du ihre Gesichter gesehen? Weiß, rot und grün sind sie geworden!«
    Leto schüttelte den Kopf. »Maya, du bist verrückt. Aber es könnte tatsächlich klappen.«
    »Wir müssen uns der Veränderung anpassen, Leto«, sagte sie nunmehr ernst. »Flexibler werden. Schnell reagieren. Nicht erst tausend Anträge stellen. Eine große Umwälzung steht uns bevor, und wir können froh sein, wenn wir nicht in Anarchie stürzen, bevor wir wieder zur Ordnung kommen.«
    Maya machte sich keine Illusionen über die Zukunft der marsianischen Gesellschaft. Die Zeit, da die Frauen die Dinge in die Hand genommen hatten, war vorüber. Wie einst auf der Erde drängten die Männer jetzt darauf, das Sagen zu haben.
    Maya konnte es nicht verhindern. Gerade deshalb wollte sie Leto an die Spitze des neuen Staates stellen, der mäßigend eingreifen würde und allzu großen Missbrauch zu verhindern wusste. Er war derjenige, der

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