1630 - Das Vampirwelt-Monster
und fuhren hindurch. Es war nur so etwas wie eine schwache Staubwolke zu sehen, die aufpuffte und gleich darauf wieder verschwunden war.
Vernichtet hatte ich sie nicht, aber zumindest dafür gesorgt, dass sie anhielt.
Sie sagte auch etwas. Ich hörte nicht zu, denn jetzt zog ich mein Kreuz hervor. Es hatte sich erwärmt, und ich behielt es in der rechten Hand, die ich zur Faust geballt hatte, denn Loretta sollte es nicht unbedingt sehen.
Sie schaute an ihrem Körper hinab und fing an zu lachen.
»Du kannst es wohl nicht verwinden, dass dir deine Kugeln nichts genutzt haben. Dein Pech, Sinclair.«
Und sie griff erneut an.
Diesmal war die Entfernung zwischen uns kürzer. Sie würde mich schnell erreicht haben, und die Spielereien mit dem Schwert hörten jetzt auf. Sie nahm es in die rechte Hand und registrierte dabei, dass ich meine Waffe verschwinden ließ.
Wahrscheinlich ging sie jetzt davon aus, dass ich mich mit bloßen Händen verteidigen würde. So unrecht hatte sie damit nicht, und ich würde es ihr nicht leicht machen.
Ich wusste, dass sie kämpfen konnte. Sie täuschte an, sie glitt zurück zur Seite und kam mir dabei immer näher. Das schmale Schwert hielt sie locker in der rechten Hand.
Auch ich bewegte mich jetzt. Das Kreuz hatte ich in die rechte Hand gewechselt, die natürlich zur Faust geschlossen war. Meine linke Hand war offen, und ich bewegte mich nach links, um einige der künstlichen Grabsteine zwischen uns zu bringen.
Über diese Finte konnte Loretta nur lachen. Um zu zeigen, wie stark sie war, trat sie einmal wuchtig gegen einen Stein, sodass er zur Seite flog.
»Ich mache dich fertig, Sinclair. Ich schlage dir den Kopf ab, und dann werde ich dich zerstückeln, damit ich Dracula II deine Einzelteile auf einem Tablett servieren kann.«
»Versuch es.«
»Und wie.«
Sie kam wieder einen Schritt auf mich zu, stieß sich ab und schnellte mir entgegen. Die Klinge hatte sie schlagbereit erhoben. Aus ihrem Mund wehte mir ein Schrei entgegen. Sogar ihre hochgesteckte Frisur löste sich auf, und plötzlich wirbelten die Haare um ihren Kopf.
Schräg von links nach rechts schlug sie zu. Sie wollte offensichtlich nicht meinen Hals treffen, sondern meine Körpermitte. Sie hätte mich auch erwischt, wäre ich nicht blitzschnell nach rechts ausgewichen.
Die scharfe Klinge verfehlte mich. Dafür ratschte sie über einen der künstlichen Grabsteine hinweg, an dessen Ecke ein Stück abgeschlagen wurde.
Ich hörte ihren wütenden Ruf, aber sie zögerte nicht eine Sekunde. Aus leicht gebückten Haltung wuchtete sie ihren Körper in die Höhe und sah mich ein Stück entfernt vor sich stehen.
»Du entkommst mir nicht, Sinclair!«
»Abwarten…«
Sie schüttelte den Kopf und schleuderte dabei ihre Haare zur Seite. In der schwachen Notbeleuchtung, deren Lichtinseln sich auf dem Friedhof verteilten, wirkte Loretta wie ein künstliches Wesen, das allerdings vor Hass sprühte.
Sie wollte mich vernichten.
Und sie setzte alles ein!
Wieder rannte sie auf mich zu. Sie verzichtete jetzt auf Finten, denn sie sah einen nach außen hin waffenlosen Menschen vor sich.
Ich ließ sie kommen!
Für mich galt höchste Konzentration. Ich durfte sie nur nicht zu nahe an mich herankommen lassen, denn wenn mein Plan nicht funktionierte, musste mir noch Zeit genug bleiben, um auszuweichen.
Die künstliche Gruft befand sich jetzt dicht hinter mir. Im Notfall konnte sie mir als Deckung dienen.
Lorettas nächster Sprung.
Genau da reagierte ich.
Bisher hatte Loretta das Kreuz in meiner rechten Hand nicht gesehen.
Eine Sekunde später hatte ich den Arm hochgerissen und präsentierte es ihr.
Sie konnte es nicht übersehen und übersah es auch nicht.
Ich erlebte die Reaktion, die ich mir gewünscht hatte.
Das Kreuz ließ mich nicht im Stich, und die Blutsaugerin stoppte ihren Angriff, als wäre sie gegen ein Hindernis gelaufen…
***
Plötzlich hatte sich alles verändert. Es kam mir so vor, als hätte Suko sein magisches Wort Topar gerufen und damit die Zeit für fünf Sekunden angehalten.
Nur mit dem einen Unterschied, dass ich mich diesmal bewegen konnte und Loretta nicht. Das musste ich ausnutzen.
Das Kreuz leuchtete von innen auf. Diese Kraft sorgte dafür, dass Loretta auch weiterhin starr blieb.
Mit der linken Hand griff ich nach ihrem rechten Arm, denn dessen Hand umklammerte den Schwertgriff.
Ich griff hart zu und schaffte es, die Faust der Blutsaugerin zu öffnen.
Das Schwert glitt praktisch von selbst
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