1630 - Das Vampirwelt-Monster
schaffte es auch nicht, mich zu melden, denn die Stimme der Detektivin Jane Collins war schneller.
»Hast du schon geschlafen?«
Ich verdrehte die Augen. »Nein, ich bin noch hellwach, habe mir ein paar Girls eingeladen und treibe es toller, als die alten Römer es getan haben. Zufrieden?«
»Ist Glenda auch dabei?«
»Klar. Sie hat die Mädchen besorgt.«
Jane Collins lachte. »Dann bist du ja aufnahmefähig. Nur nebenbei gesagt, John, auch mich hat man geweckt.«
»Ich nicht.«
»Nein, es war Justine.«
Obwohl mein Mund recht trocken war, musste ich schlucken.
»Konnte sie nicht schlafen?«
»Das wohl auch. Aber dieses Wecken hatte einen anderen Grund. Einen ernsten.«
»Lass hören.«
Jane brauchte nicht viel zu erklären. Über das Wenige allerdings wunderte ich mich auch, denn es war mehr als ungewöhnlich, dass Dracula II seine ehemalige Komplizin und jetzige Todfeindin einlud.
Dahinter musste schon mehr stecken.
»Und du kennst den Grund nicht, Jane?«
»Nein, sie hat mir nichts gesagt. Wahrscheinlich will Mallmann sie selbst überraschen.«
Ich schwieg zunächst mal. Mir fiel wirklich nichts dazu ein.
»Höre ich was, John?«
»Nein, du hörst nichts. Es gibt auch nichts mehr zu sagen. Justine ist losgezogen und damit basta. Da können wir beide nur dumm aus der Wäsche schauen.«
»Aber sie hat den Anruf ernst genommen?«
»Ja«, bestätigte Jane. »Sehr ernst sogar, denn sie ist sofort losgezogen. Dass sie mir allerdings Bescheid gegeben hat, deutet meiner Meinung darauf hin, dass sie sich eine gewisse Rückendeckung schaffen wollte. Und sie hat bei ihrem Verschwinden nicht eben fröhlich ausgesehen.«
»Dann weißt du auch nicht, wann sie ungefähr wieder in dein Haus zurückkommt?«
»So ist es.«
Von meiner Müdigkeit war nichts mehr übrig geblieben. Jetzt wirbelten meine Gedanken. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Cavallo nur auf blauen Dunst losgezogen war. Da musste Mallmann sie schon gelockt haben.
Sorgen brauchte ich mir um die Vampirin nicht zu machen. Das wäre mir sowieso nicht in den Sinn gekommen, auch wenn sie mich immer als ihren Partner ansah, was bei mir auf keine große Gegenliebe stieß.
Ich hörte wieder Janes Stimme.
»Was machen wir, John?«
»Nichts. Wir können nichts tun.«
»Also abwarten?«
»Ja.«
»Dann wünsche ich dir noch einige ruhige Stunden.«
»Ich dir auch. Und melde dich wieder.«
»Werde ich.«
Ich hatte auf der Bettkante gesessen und ließ mich jetzt wieder zurück in eine liegende Stellung gleiten. Der Schlaf war wohl mehr ein frommer Wunsch, denn immer wieder fragte ich mich, was da wohl auf uns zukam.
Zum Lachen war es bestimmt nicht…
***
Justine Cavallo sagte nichts. Es kam selten vor, dass sie sprachlos war.
In diesem besonderen Fall traf es zu.
Sie hatte den Eindruck, dass die anderen auf ihre Reaktion lauerten, und nickte schließlich.
»VampirweltMonster?«, fragte sie dabei mit leiser Stimme.
Mallmann lächelte eisig. »Du hast dich nicht verhört.«
»Schön.« Die Blutsaugerin blieb gelassen. Allerdings wollte sie mehr wissen und fragte: »Wie soll ich das verstehen?«
Dass auch ein Supervampir ins Schwärmen geraten konnte, erlebte sie in den folgenden Sekunden.
»Es ist ein Meisterwerk geworden. Ich habe mich dabei selbst übertroffen. Ich kann mich wie ein zweiter Dr. Frankenstein fühlen. Ich habe lange an meinem Werk gebastelt. In ihm steckt das, was meine Welt präsentiert. Die Finsternis, die ewige Dämmerung und die unstillbare Sucht nach dem Blut der Menschen…«
»Und ein Gehirn«, flüsterte die Cavallo, »hat es auch ein Gehirn? Weiß es, was es tut?«
»Ich bin sein Gehirn.«
»Aha. Das heißt, du lenkst es - oder?«
»Genau. Es wird immer nur das tun, was ich will und was ich von ihm verlange. Es ist etwas, das es noch nie gegeben hat. Ich habe lange daran gebaut. Zuerst schuf ich Loretta. Als ich sah, dass sie mir gut gelungen war, habe ich mich an eine andere Aufgabe begeben. Und so ist das Monster entstanden.«
»Verstehe«, sagte die Cavallo. »Und du hast mich deshalb kommen lassen, um mir das zu sagen?«
»Nicht nur.«
Justine runzelte die Stirn und hörte zugleich das Kichern der Köpf erin.
Da wusste sie, dass die Eröffnungen noch nicht vorbei waren, und ein mehr als ungutes Gefühl beschlich sie.
»Was kommt jetzt noch?«
Dracula II drehte sich auf der Stelle. Er tat, als würde er nach etwas Bestimmtem suchen. Er breitete seine Arme aus, als wollte er sich gegen den
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