1639 - Las Vegas-Wölfe
brach er zusammen.
Abes Finger lag am Abzug, aber er zog nicht durch. Er schaute zu, wie der Wolf verendete und mit einem letzten Heulton sein Leben aushauchte. Erst jetzt atmete er auf.
Die Menschen, die Zeugen geworden waren, schauten aus großen Augen zu. Nur die Frau stieß schrille Jammerlaute aus. Ihr Mund stand offen, die Unterlippe zitterte, aber sie war nicht fähig, ein Wort zu sagen.
Basil Blake stieß einen Pfiff aus. Er ging langsam vor. Dabei nickte er Abe zu und wollte etwas sagen, was nicht mehr möglich war.
Plötzlich stürmten bewaffnete Männer vom Sicherheitspersonal in die Lobby. Ihre Stimmen gellten auf und hinterließen schrille Echos.
»Weg mit den Waffen! Auf den Boden legen!«
Die beiden FBI-Agenten gehorchten. Sicher war sicher. Es dauerte nicht mal eine halbe Minute, da war die Sache aus der Welt geschafft. Dafür hatte Blakes FBI-Marke gesorgt.
Abe Douglas schaute sich einen der Wölfe aus der Nähe an. Ihm schoss viel durch den Kopf.
Durch John Sinclair war er darüber informiert, wie Werwölfe existierten und wie man sie vernichten konnte. Man brauchte dazu geweihte Silber kugeln, mit denen er allerdings nicht geschossen hatte. Beide Tiere waren von normalen Bleigeschossen erwischt worden. Aber es gab keinen Zweifel daran, dass sie nicht mehr lebten, und so konnte er davon ausgehen, dass er es hier nicht mit richtigen Werwölfen zu tun hatte.
Er war irgendwie froh, auch wenn er damit rechnen musste, dass weitere Wölfe in der Stadt herumliefen.
Von einem Mitarbeiter der Security wurde er angesprochen.
»Es sind nicht die einzigen Tiere, die hier in der Stadt unterwegs sind. Wir haben Meldungen gehört, dass sie am helllichten Tag die Straßen überqueren und auch in die Hotels gehen. Die Polizei und wir als Sicherheitsleute sind in Alarmbereitschaft. Ich weiß nicht, ob die andere Seite es geschafft hat, viele der Tiere zu stoppen, aber ich weiß, dass an einigen Stellen Panik ausgebrochen ist.«
»Danke.«
Der Mann in seiner schwarzen Uniform, der nicht aussah, dass er sich die Butter vom Brot nehmen lassen würde, bekam eine Gänsehaut, als er flüsterte: »Ich weiß nicht, wie so etwas überhaupt geschehen kann. Das ist mir ein Rätsel. Hier gibt es doch keine Wölfe.«
»Sie sehen das Gegenteil.«
»Ich weiß.«
Es wurde wieder stiller. Auch Abes Adrenalinspiegel war gesackt, und er konnte sich mehr auf das konzentrieren, was an Geräuschen von draußen in die Lobby drang.
Polizeisirenen bestimmten die Geräuschkulisse. Die Wagen würden durch die Straßen auf der Suche nach den Wölfen fahren, damit die Männer sie abschießen konnten.
Das war nicht Abes Sache. Er wollte noch mit dem Kollegen über den Fall sprechen, sah aber, dass Basil Blake telefonierte, und verschob das Gespräch.
Abe Douglas dachte daran, dass er gern John Sinclair in seiner Nähe gehabt hätte. Ob der Geisterjäger sein Ziel schon erreicht hatte, wusste er nicht, aber er verspürte den Drang, mit John Kontakt aufzunehmen.
Dabei ging er davon aus, dass er sich in der Pyramide aufhielt.
Die ersten Befürchtungen hatten sich bestätigt. Die Wölfe waren da.
Aber noch waren es völlig normale Tiere. Das würde anders aussehen, wenn plötzlich Werwölfe die Stadt überfluteten. Das musste auf alle Fälle verhindert werden…
***
»Ja…«
»Bist du es, John?«
»Sicher, Abe. Was gibt es?«
Abe Douglas lachte. »Man kann vor einem Ausbruch der Vorhölle sprechen. Es ist furchtbar, denn die Wölfe sind unterwegs, und ich habe…«
»Wölfe oder Werwölfe?«
»Nur Wölfe, zum Glück.«
Abe Douglas berichtete mir, was er erlebt hatte. Zusammen mit den anderen Menschen in seiner Nähe war er den Angriffen von zwei Wölfen ausgesetzt gewesen.
»Aber jetzt sind sie erledigt - tot!«
»Sehr gut, Abe. Sind die Tiere allein aufgetaucht oder hatten sie menschliche Begleitung?«
»Meinst du diese Liz Moreno?«
»Klar.«
»Nein, die habe ich nicht gesehen. Und ich glaube auch nicht, dass sie draußen vor der Tür wartet.«
»Dass stimmt. Ich rechne damit, dass sie hier bei mir erscheint.«
»He, wo bist du denn? Schon in der Pyramide?«
»Ja.«
»Und?«
»Ich habe noch nichts Verdächtiges gesehen. Stella Moreno wartet in ihrer Garderobe auf mich. Von ihrer Schwester habe ich nichts zu Gesicht bekommen. Die Vorstellung fängt gleich an, und ich hoffe nur, dass sie normal abläuft.«
»Was meinst du damit?« Am Klang der Stimme hatte ich erkannt, dass Abe wohl ahnte, was ich damit hatte
Weitere Kostenlose Bücher