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164 - Der vielarmige Tod

164 - Der vielarmige Tod

Titel: 164 - Der vielarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hinter den Baum, der so dick war wie ihr Oberschenkel. Der Eber fegte vorbei.
    Erst nach zehn Metern kam er zum Stillstand, drehte sich um und fletschte die Zähne.
    »Ich will dich nicht töten«, sagte Aruula ruhig, während sie einen weiteren Bolzen aus dem Köcher fischte und einlegte.
    Sie deutete auf die tote Sau. »Sie wird mich und meinen Begleiter ernähren. Mehr brauchen wir nicht. Wenn du also verschwindest, kommst du mit dem Leben davon.«
    Der Eber scharrte mit den Hufen und starrte sie mit blutunterlaufenen Augen an. Doch irgendetwas – vielleicht der Klang ihrer Stimme oder der Anblick der toten Gefährtin – ließ ihn zögern.
    Aruula hob die Armbrust und zielte auf das Tier. »Ich sag's nicht noch einmal«, warnte sie. »Geh und lebe – oder greif mich an und stirb!«
    Der Eber richtete seine Schlappohren auf und wich einen Schritt zurück. Dann grunzte er noch einmal laut, drehte sich um und verschwand im Dickicht.
    Aruula atmete aus. Dann trat sie zu der erlegten Sau und rollte sie mit viel Ächzen und Schnaufen auf den Bauch. Sie brauchte eine Viertelstunde, um ihr zwei Dutzend Schnitzel und Koteletts aus dem Leib zu schneiden. Diese packte sie in einen mitgebrachten Sack und machte sich gut gelaunt auf den Rückweg.
    Als sie aus dem Wald kam, sah sie am Landeplatz des Ballons ein Feuerchen flackern. Die Sonne war schon untergegangen; allmählich breitete sich Finsternis aus.
    Von Kapitän Pofski war keine Spur zu sehen. Ein Blick auf den Feuerholzvorrat sagte Aruula, dass er wohl noch einmal in Busch gegangen war, um mehr zu holen.
    Sie ließ die Schnitzel und Koteletts neben dem Feuer ins Gras fallen, dann schwang sie sich in den Korb, kniete sich vor Pofskis Seesäcke und durchsuchte sie nach Zutaten, die sie für eine Mahlzeit brauchte. Sie fand Gewürzstreuer, zwei Bestecke, Blechteller und einen Kochtopf mit einer Aufhängevorrichtung. Sie packte alles zusammen, warf es über den Korbrand und schwang sich schließlich selbst hinauf.
    Als sie oben war, verdunkelten Schatten den Mond. Eine Hand packte sie am Genick. Eine andere machte den Versuch, ein stark riechendes Handtuch auf ihr Gesicht zu drücken.
    Aruula biss in die Hand und ließ sich fallen. Ein Schrei gellte in ihren Ohren. Sie rollte sich übers Gras und erblickte die Beine dreier Männer. Sie trugen schwarze Umhänge und Kapuzen. Ihre Gesichter waren nicht zu sehen, dafür sah Aruula Lederpeitschen und Schlingen in ihren Händen. Sie bezweifelte nicht, dass sie unter den Umhängen auch bewaffnet waren, aber im Moment legten sie es wohl darauf an, sie lebend zu schnappen.
    Wenn das kein Vorteil ist… Aruula hechtete zum Feuer und packte ihr Schwert, das dort stak. Als sie es hochriss, drang ein Schwall fremdsprachiger Flüche auf sie ein: Die Männer waren herumgewirbelt, zogen ihre Umhänge auf und griffen nach den krummen Säbeln, die an ihren Gurten hingen.
    Aruulas Schwerthand beschrieb einen Kreis.
    Die Banditen stießen weibische Schreie aus und wichen zurück. Einer stolperte über das Feuer und fiel auf seinen Hintern. Aruula sprang vor und stieß einen Kampfschrei aus, um die Angreifer zu verwirren und Pofski zu warnen. Ihre Klinge fetzte einem der Burschen den Ärmel auf. Sein Blut spritzte in ihr Gesicht.
    Plötzlich sprang der Gestürzte Aruula an die Beine. Er erwischte ihre linke Wade und versuchte sie zu Fall zu bringen.
    Gleichzeitig drangen die beiden anderen mit ihren Säbeln vor.
    Aruulas Bein flog hoch und traf die Nase des Kerls, der sich an sie klammerte. Es knackte laut. Der Mann heulte auf, ließ sie los und griff sich ins Gesicht. Im gleichen Moment bohrte sich Aruulas Schwert ins Herz eines anderen Angreifers.
    Der Dritte wich bestürzt zur Seite. Aruula holte aus. Ihre Klinge zischte auf den Burschen mit der blutenden Nase zu, der im gleichen Moment das Gleichgewicht verlor und auf den Bauch fiel.
    Dadurch ging ihr Schlag ins Leere. Und nicht nur das – sie verlor das Gleichgewicht und musste einen Ausfallschritt machen. Möglicherweise war dies der Grund, warum sie die Stiefelspitze nicht sah, die der dritte Gegner gegen ihr Kinn zielte.
    In ihrem Kopf blitzte es auf, dann verlor sie das Bewusstsein…
    ***
    Alexander Pofski hatte sich gerade einen oberschenkeldicken Baumstamm auf die Schulter gewuchtet, als er den Schrei hörte.
    Aruula war in Gefahr!
    Der kleine Aeronaut erstarrte. »Verfluchter Mist!«
    Wenn er ganz ehrlich mit sich war, war er kein Held. Was aber auch nicht hieß, dass er seine

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