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164 - Der vielarmige Tod

164 - Der vielarmige Tod

Titel: 164 - Der vielarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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können ohne die Natur nicht auskommen – die Natur aber sehr wohl ohne uns.
    Maddrax… Sie wollte sich keine Illusionen machen. Das Leben ging weiter, auch ohne ihn.
    Meine letzte Hoffnung ist der brennende Felsen, dachte sie.
    Ob er mir Maddrax zurückbringt oder nicht – wenn ich dort anlange, muss ich mich entscheiden, wie mein weiteres Leben verlaufen soll.
    »Ich Holz, du Futter?«
    »Was?« Aruula zuckte zusammen.
    Kapitän Pofski schaute zu ihr auf. »Ich habe nur gefragt, wie wir uns die Arbeit teilen wollen. Gehst du jagen, wenn ich Holz sammle?«
    Aruula grinste. »Willst du mich auf den Arm nehmen?« Sie deutete auf den Korb. »Das Ding ist doch voll mit Brennholz!«
    »Brennholz?« Der Russe schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Das ist kostbarer Treibstoff! Ich werde doch keinen Treibstoff für so etwas Schnödes wie ein Abendessen vergeuden…«
    ***
    Zehn Minuten später pirschte Aruula mit Pofskis Armbrust in der Hand und einem Köcher mit Bolzen auf dem Rücken durch die Ruinen einer Tempelanlage. Für den Kampf war ihr Schwert weitaus besser geeignet, hatte aber Nachteile auf größere Distanzen.
    Die Sonne ging unter, aber noch fielen wärmende Strahlen über das Land. Nach den Schrecken der vergangenen Nacht empfand Aruula die Atmosphäre als sehr angenehm. Auch die Gegenwart des verschrobenen Ballonfahrers hob ihre Laune. In den Monaten seit dem Krieg gegen die Daa'muren hatte sie nicht oft Gesellschaft gehabt, und wenn doch, war sie eher unangenehm gewesen.
    Nur mit Schaudern dachte sie an die Schimären der Wüste zurück. Sie hatte die Erlebnisse dort in der Kruste so weit wie möglich verdrängt. Das klappte ganz gut; sie hatte schon so vieles in ihrem Leben verdrängen müssen – Dinge, die sie sonst bis in ihre Tagträume verfolgt hätten. Seit dem Start des Ballons kreisten ihre Gedanken um die Jünger der Göttin Kaàli, die sie anscheinend auserkoren hatten, ihrem irdischen Dasein zu entsagen.
    Kapitän Pofski wusste einiges über die in diesem Land hausenden Völker und Kulte. Er verdankte sein Wissen einem Steuermann aus Deeli, mit dem er im Nordmeer gefahren war.
    »Er wusste viel mehr über die Kaàliten als Layla«, hatte Pofski hoch oben in der Luft erzählt.
    »Und wieso?«
    »Er hat's zwar nicht gesagt, aber ich vermute, er war einst selbst ein Kaàlit.«
    »Und ist dann ausgestiegen?«
    »So ungefähr. Deswegen ist er zur See gefahren. ›Wer sich von Kaàli trennt, ist des Todes‹, hat er gesagt. ›Wer ihren Bund verrät, wird bei lebendigem Leibe in kochendes Wasser getaucht und dann ihren Torwächtern zum Fraß vorgeworfen.‹«
    »Ihren was?«
    »Ich weiß nicht genau.« Pofski schüttelte sich. »Es geht um eine Monstrosität, die angeblich den Eingang zu Kaàlis unterirdischem Reich bewacht. Ich habe nicht genauer nachgefragt, denn ich wollte mich nicht mit Albträumen belasten.«
    Grunz.
    Aruula verharrte. Da stand eine gescheckte Wisaau. Sie war unter dem Baum mit dem Rüssel in der Erde zugange.
    Der Wind stand günstig. Aruula kniff die Augen zusammen.
    Ein Eber? Ja.
    Sie hob die Armbrust, nahm lautlos einen Bolzen aus dem Köcher. Als sie ihn einlegte, knackte es neben dem Biest im Gebüsch und eine kapitale Sau trat ins Gelände.
    Shiit, dachte Aruula. Angenommen, ich treffe ihn mit einem Blattschuss. Hab ich dann noch genug Zeit, um einen Bolzen einzulegen, bevor die Sau heran ist? Sie hätte wohl doch besser ihr Schwert mitgenommen.
    GRUNZ!
    »O nein…«
    Die Sau hatte Aruula erspäht und hob den Kopf. Ob sie Konkurrenz befürchtete oder verhindern wollte, dass der Vater ihrer Ferkel an einem Spieß landete, erfuhr Aruula nie. Schon galoppierte die Sau los. Ihre roten Augen waren tückisch zusammengekniffen, ihre langen Fänge entblößt. Der Speichel spritzte aus ihrem Maul.
    Aruula löste die Armbrust aus. Der Bolzen bohrte sich ins offene Maul der Sau, als sie noch fünf Schritte von ihr entfernt war. Sie starb nicht sofort. Ihre Vorderläufe knickten ein – was ihren Vorwärtsdrang nur geringfügig minderte. Drei Zentner Borstenvieh rutschte quiekend auf sie zu.
    Aruula sprang zur Seite. Die Sau krachte gegen einen Baumstamm, was ihr das Genick brach.
    Aruula verlor keine Zeit, griff in den Köcher und nahm einen weiteren Bolzen heraus. Schon donnerte der Eber auf sie zu – das Haupt gesenkt, die Hauer gefletscht.
    Der Bolzen fiel Aruula aus der Hand!
    Eine Schrecksekunde konnte sie sich nicht leisten – gedankenschnell sprang Aruula zurück und

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