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164 - Der vielarmige Tod

164 - Der vielarmige Tod

Titel: 164 - Der vielarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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fortwährend ducken musste. Gleichzeitig stieg eine neuerliche Woge aus dem Becken empor, überflutete den Saal und spülte ihn durch die Tür hinaus.
    Als er wieder halbwegs klar denken konnte, schwammen Karan Khan, Kira und ein langer Tentakel in Richtung Treppenhaus an ihm vorbei. Alle überholten ihn. Pofski hielt sich an einer Säule fest, rang nach Luft und drehte sich um.
    Aruula kam aus dem Turmsaal gelaufen, hielt jedoch plötzlich inne und drehte sich um.
    »Schnell!« Pofski schwenkte den erbeuteten Säbel. »Wir müssen sofort hier raus!«
    »Gleich!« Aruula winkte ihm zu. Sie hielt etwas in der Hand.
    Die fünfte Handgranate!
    »Wahhh!« Pofski löste sich von der Säule. »Raus! Alle Mann raus!« Er lief die Treppe hinunter, über die Karan und Kira schon verschwunden waren.
    Aruula warf die Handgranate hinter sich. Pofski hatte keine Ahnung, was sie getroffen hatte, aber die Auswirkungen waren nicht zu verachten…
    ***
    Der Tempel der Mördersekte stand in Flammen.
    Die wenigen Kaàliten, die dem Inferno entkommen waren, das die letzte Explosion ausgelöst hatte, liefen, von ätzendem Rauch ins Freie getrieben, vor ihrem Heiligtum auf und ab, rauften sich das Haar und stampften vor Wut mit den Füßen auf.
    Der Korb, in dem Kapitän Pofski einen erklecklichen Teil der Erde bereist hatte, war leider nur noch Asche. Nur Aruulas Schwert lag unbeschädigt bis auf das Griffband, das sie erneuern musste, in den rauchenden Überresten. Sie nahm es erleichtert an sich.
    Zum Glück war es Karan Khan gelungen, seinen Tornister zu retten: In ihm befanden sich nicht nur Streichhölzer und andere überlebenswichtige Dinge, sondern auch das Landkartenmaterial des ehemaligen Karawanenführers. Somit bestand keine Gefahr, dass sie sich im Urwald verirrten.
    »Wohin gehen wir jetzt?«, fragte Pofski, als er und Aruula von dem hohen Baum heruntergestiegen waren, aus dessen Krone sie das Chaos in der Umgebung des Tempels beobachtet hatten.
    »Es gibt da einen gewissen Felsen, den ich besuchen muss«, erwiderte Aruula ausweichend. »Ich kann es nicht erklären, aber ich habe das Gefühl, dass er für mein weiteres Leben sehr wichtig sein könnte.« Sie schaute nach Nordosten, wo, wie Pofski wusste, ungeheure schneebedeckte Berge in den Himmel ragten. »Vielleicht liegt er im Land Ti'bai, in dem angeblich alles heilig sein soll – sogar die Steine.«.
    »Tja, dann wünsche ich dir Glück.«
    »Danke.«
    »Wie willst du in dieses Land kommen?«,fragte Kapitän Pofski. »Auf dem Rücken eines Kamshaas?«
    Aruula schaute ihn an, und ihm fiel ein, dass er ihr etwas schuldete. »Oder dürfte es auch ein Yakk sein?« Karan Khans Familie besaß massenhaft Yakks. Es würde bestimmt nicht schwierig sein, seinem Freund eins dieser Tiere abzuschwatzen.
    »Besser schlecht geritten als gut gelaufen«, erwiderte Aruula.
    Pofski mochte sie. Von Dingen, die Menschen für heilig hielten, hatte er allerdings die Nase voll. In den nächsten hundert Jahren wollte er nichts damit zu tun haben. »Pass auf dich auf«, fügte er hinzu, »damit du gesund und munter bist, wenn wir uns wieder treffen.« Er warf sich in die Brust. »Denn natürlich werde ich die Welt auch weiterhin bereisen – vermutlich bis ans Ende meiner Tage.«
    »Auf dem Rücken eines Kamshaas?« Aruula lachte.
    »Nein, die gehen so komisch, da würde mir nur übel.«
    Kapitän Pofski zwinkerte ihr zu und rückte seine Pilotenkappe gerade. »Karan möchte, dass wir erst mal alle mit zu seiner Familie nach Deeli kommen. Er ist reich und hat zwölf Tanten. Sie sollen allesamt begnadete Schneiderinnen sein. Ich wette, ich kann sie dazu bewegen, mir einen neuen Ballon zu schneidern…«
    »Und was wird aus Kira?«
    Pofski und Aruula blieben am Rand der kleinen Lichtung stehen, auf die es sie verschlagen hatte.
    Karan Khan und Kira Kapoor hockten vor einer am Boden ausgebreiteten Landkarte und schauten sich gedankenverloren in die Augen. Kapitän Pofski hatte den Eindruck, dass sie stumm miteinander redeten. Und dafür kam nur eine Sprache in Betracht…
    »Nun, Kira wird sich wohl Karan anschließen, wenn ich mich nicht irre. Und was ihn anbetrifft…« Er zuckte die Achseln. »Er behauptet zwar, die Gesellschaft von Männern sei ihm lieber als die von Frauen… aber wie heißt es so schön bei uns Sibirjaken? Jemand, der gern Voydka trinkt, muss deswegen ein Getränk wie Kafi nicht zwangsläufig verschmähen…«
    ENDE

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