Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1649 - Projekt Coma

Titel: 1649 - Projekt Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
waren keine Schmerzen, Nadja. Das ist schon wahr ... Aber ich konnte nicht mehr hinter den Spiegel sehen."
     
    *
     
    Am nächsten Tag trafen sich die drei früh zum ersten Experiment. Mila schluckte ihre grünen Kapseln, und schon ging es getrennt auf beiden Sesseln los. Die Kappen nahmen jeden Impuls ihrer Gehirne auf, die Entfernungsmarken bewegten sich auseinander. „Alles klar bei euch?" wollte Robans Flüsterstimme wissen. „Alles klar", antworteten die Schwestern zugleich.
    Die Hälfte der Strecke war geschafft. 600 Meter, allmählich rückte die kritische Marke näher.
    Mila verfolgte die Zahlen so genau, als hänge allein davon der Erfolg des Experiments ab. Sie versuchte, Nadjas Gesicht zu erkennen, doch es war diesmal genauso aussichtslos wie zuvor.
    Ein Schmerz durchzuckte ihren Körper.
     
    880.
     
    890. „Es ist soweit, Mila", hörte sie Roban verhalten murmeln. In seiner Stimme lag soviel Spannung, daß Mila eines begriff: Er war sich seiner Sache unsicher. Die Fassade, die er vor den Zwillingen ausgebreitet hatte, zerbröckelte mit einemmal. „Mila, hörst du mich? Hörst du mich noch?"
    Sie gab keine Antwort mehr.
    Der Schmerz dehnte sich in ihren Eingeweiden aus, bis der Leib zu platzen drohte.
     
    890.
     
    Die Organe strebten auseinander, und sie bildete sich ein, in tausend Fragmente zu zersplittern.
    Der eigene Körper veränderte sich unter ihrem Blick. Das Innere wurde nach außen gekehrt, während sich Schiene und Gurte zu einer einzigen, vierdimensionalen Fessel verbanden. „Stopp, Porque! Stopp!"
    „Versuche auszuhalten, Mila! Die Schmerzen existieren nicht. Denke an das Medikament."
    Nun schrie auch Nadja; vielleicht, weil sie die Qual ihrer Schwester über 900 Meter Distanz spüren konnte. Mila hörte ihre Stimme, doch die Worte ergaben keinen Sinn. „Ihr könnt es", raunte der Parapsychologe. „Ihr schafft es. Denkt daran, was ich euch sage ..." 950 Meter.
    Es war zu weit.
     
    1000.
     
    Ein Kilometer. Von nun an wurde es nicht schlimmer, doch die Kuppel zerfiel vor ihren Augen in ein komplexes Muster, das sich selbst von allen Seiten zu durchdringen schien.
    Mila wurde wahnsinnig. Ihr Geist war nicht dazu gemacht, derart widersinnige Wahrnehmungen zu einem begreiflichen Bild zusammenzusetzen. Die Fähigkeit, hinter den Spiegel zu sehen, besaß sie ganz gewiß - aber was nützte das, wenn ihr menschliches Gehirn zu sehr beschränkt war? „Stopp, Porque. Bitte!"
    Sie konnte nicht mehr reden. Hätte sie sich wenigstens bewegen können, dann wäre sie wie früher herumgerannt und hätte einen Teil der Spannung abgebaut. So aber spürte Mila den Schaden, der ihrem Geist angetan wurde. Und sie konnte nichts dagegen tun. Tränen rannen über ihr Gesicht, vor dem Mund bildete sich Schaum. Nadja. Hilf mir. Töte ihn. In diesem Augenblick verlor sie endgültig den Verstand. Mila glaubte, vor ihren Augen aus dem Nichts eine Gestalt entstehen zu sehen; es handelte sich um ein braunbepelztes Gebirge mit einem riesigen, weißen Zahn, der aus der Mitte des endlosen Gesichtes ragte. Doch plötzlich verschwand der Zahn in einer Höhlung.
    Das Gesicht des Riesen verzerrte sich zu mörderischem Zorn. Sie konnte ihn sehen. Doch was sie sah, begriff sie nicht. „Porque Roban! Was tust du?" Es war nicht ihre Stimme, auch nicht die von Nadja.
    Und ein Riese, dessen war sie sicher, könnte niemals diese helle Stimme haben. „Nicht! Du machst alles kaputt!" In derselben Sekunde fühlte sich Mila nach vorn gerissen.
    Aus dem Kopf des Riesen hatte sich eine Hand gelöst, die immateriell und machtvoll den Sessel samt ihrem Körper gepackt hielt.
     
    900.
     
    890.
     
    850.
     
    Und endlich schwand der Schmerz.
    Der Wahnsinn, der ihren Geist umklammert gehalten hatte, löste sich.
    Vor ihr stand eine Gestalt von nicht mehr als einem Meter Größe, mit braunem Pelz und blauer Kleidung. In der Mitte des Gesichts erschien zaghaft wieder der Nagezahn. „Erkennst du mich nicht?" piepste der Zwerg. „Ich bin's, Gucky! Dein telepathischer Hilferuf war so laut, daß das halbe Solsystem gewackelt hat. Natürlich nur im übertragenen Sinn, weil es außer mir hier keinen Telepathen gibt. Na, was sagst du? Geht's schon besser?"
    „Hmm."
    Das war alles, was sich Mila im Augenblick abringen konnte. Ihre Kleidung und der Sessel waren mit halbverdauter Nahrung bedeckt. Sie mußte sich übergeben haben, dachte sie, irgendwann in diesen fürchterlichen Sekunden. Porque Roban hatte ihr Vertrauen mißbraucht.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher