1652 - Das Eiszeit-Erbe
Beispiel. Da bin ich auch schon gewesen. Und einige von ihnen werden die Nordroute genommen haben, um dort etwas loszuwerden, was sie nicht mehr länger in ihrem Besitz haben wollten, was auch niemand bekommen sollte. Wo gab es ein besseres Versteck als im ewigen Eis?«
»Gut gefolgert, John«, lobte Sir James. »Stellt sich die Frage, was mit der Kiste geschehen soll. Deshalb habe ich Sie zu mir gerufen, meine Herren. Zum Glück hat man die Kiste noch nicht geöffnet. Einer der Geheimdienstchefs hat nachgedacht und sich an mich erinnert. Wir haben uns hin und wieder im Club zu einem Gedankenaustausch getroffen und konnten uns gegenseitig respektieren. Dieser Mann hat dafür gesorgt, dass die Kiste bisher noch geschlossen ist. Er weiß ja über meine Arbeit gut Bescheid.«
»Das ist also unser Fall«, sagte Suko.
»Davon können Sie ausgehen.«
»Und wann kommen wir an den Fund heran?«
Sir James hob die Schultern. »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Dazu muss ich erst einige Telefonate führen. Meine Kompetenzen hören an der Tür des Secret Service auf. Ich hoffe, dass ich es noch heute hinbekomme.«
»Das wäre gut.«
Bei mir hatte sich eine bestimmte Idee festgesetzt, und die behielt ich nicht für mich.
»Ich denke, dass wir uns mit Godwin de Salier in Verbindung setzen sollten. Möglicherweise weiß er mehr. Er hat im Mittelalter gelebt, zwar nicht genau im vierzehnten Jahrhundert, aber er könnte uns einen Hinweis geben.«
Sir James streckte mit seinen rechten Arm entgegen. »Bitte, John, tun Sie alles, was zur Aufklärung dieses Falls beiträgt. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Und Sie sorgen dafür, dass wir an den Fund herankommen?«
»Keine Sorge.«
»Dürfen wir die Fotos behalten?«
»Bitte.«
»Wir werden Godwin eines mailen.« Ich stand auf.
Was wir hier erfahren hatten, war in der Tat mehr als eine Überraschung. Das war wie ein Schlag in die Magengrube gewesen.
Sir James hatte noch eine Frage. »Hätten Sie denn eine Idee, was sich in der Kiste befinden könnte?«
»Nein«, sagte ich, »die habe ich nicht. Ich kann nur sagen, dass der Inhalt wohl nicht gefunden werden sollte, wenn es nach den Templern gegangen ist. Dann muss er brisant sein.«
»Sie hätten ihn auch verbrennen können«, meinte Suko. »Dann wären sie alle Probleme los geworden.«
»Ja, das stimmt auch.«
»Oder man hat gewollt, dass die Kiste eines Tages gefunden wird. Kann ja auch sein.«
»Dann müsste es sich um Templer gehandelt haben, die auf Baphomets Seite standen.«
»Ist das so unwahrscheinlich?«
»Nein«, sagte ich und machte mich auf den Weg zur Tür.
Die Lockerheit, die mich noch im Büro erfüllt hatte, war dahin. Jetzt stand ich wieder unter Strom und war gespannt, was sich aus diesem Fund entwickeln würde. Wir gingen langsam und in Gedanken versunken zu unserem Büro zurück. Dabei stellte mir Suko eine Frage.
»Hast du mir nicht mal von einem Prinz Henry Sinclair erzählt, einem Templer und Seefahrer?«
Ich blieb stehen. »Ja, das habe ich.«
Suko lächelte. »Es ist zwar eine verrückte Idee,, aber könnte es nicht sein, dass dein Ahnherr auf dem Weg nach Amerika die Nordroute genommen und diese Kiste versteckt hat?«
Ich sagte nichts und atmete auch kaum. Durch meinen Kopf schössen zahlreiche Gedanken, und ich gab zu, dass ich durch meinen Ahnherrn schon belastet war. Wenn ich ehrlich gegen mich selbst gewesen wäre, hätte ich eigentlich Nachforschungen anstellen müssen, denn der Name Sinclair war in Schottland nicht gerade selten. Er hatte bei Freimaurern und Templern eine große Rolle gespielt. Ein Sinclair war Baumeister der berühmten Rosslyn-Kapelle gewesen, andere hatten sich als Anführer und Kriegsherren einen Namen gemacht.
Das alles wusste ich, aber das hatte ich auch tief in meinem Hinterkopf vergraben. Ich wollte bewusst daran nicht denken, denn dann würde sich mir gegenüber eine Welt öffnen, die mich von meinem eigentlichen Beruf ablenkte.
»Du denkst nach?«
»Klar!« Ich lächelte etwas verloren. »Du hast das Thema schließlich angerissen.«
»Es lag auf der Hand.«
Ich legte Suko meine Hand auf die Schulter. »Das weiß ich, aber ich habe es verdrängt, es würde mich zu sehr durcheinander bringen, obwohl mir klar ist, dass ich immer wieder mal mit dem konfrontiert werde, was mein Name in der Vergangenheit hinterlassen hat. Das ist ein verdammt schweres Erbe.«
Suko hob die Schultern. »Okay, John. Vielleicht ist auch alles ganz anders. Wir werden
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