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1657 - Der weibliche Golem

1657 - Der weibliche Golem

Titel: 1657 - Der weibliche Golem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte damit gerechnet, dass sich etwas tat, dass er die Folgen seines Tuns erleben würde. Aber nichts war passiert, obwohl er die Bedingungen erfüllt hatte. Es ging schon in die vierte Nacht, und er hatte auch mitbekommen, dass man noch immer nach den verschwundenen Frauen suchte. Sogar nach dieser Greta Müller: Da hatte ihn ein Typ ihretwegen besucht. Hawelka hatte auf den Teufel gesetzt und auf dessen magischer Kraft. Der Tod sollte keinen Stich mehr haben und auf eine bestimmte Weise überwunden werden. Er hatte den weiblichen Golem zu Ehren des Teufels geschaffen, aber was hatte dieser getan?
    Ihn im Stich gelassen, und das war etwas, was er zutiefst hasste. Wütend drückte er die Kippe in dem Metallascher aus. Er verschränkte die Arme und legte sie auf den Tisch. Dabei starrte er auf die Tür zu seinem Atelier. Dort hielt er sein Meisterwerk verborgen. Den Traum seines Lebens, und er sollte sich endlich erfüllen, das war ihm von der anderen Seite versprochen worden. Wann würde es so weit sein?
    Er wusste keine Antwort. Aber er würde sie finden. Noch in den nächsten Stunden. Mit einer ruckartigen Bewegung stand der Künstler auf und stierte die Tür zu seinem Atelier an.
    Er hatte sich eigentlich vorgenommen, so schnell nicht mehr nachzuschauen, aber diesen Vorsatz warf er jetzt über Bord.
    Irgendwann musste er doch einen Erfolg sehen. Eine weitere Nacht, in der sich nichts tat, wollte er nicht mehr hinnehmen. Er dachte sogar daran, sein Werk zu zerstören. Aber diesen Gedanken schob er beiseite, als er vor der Tür anhielt. Sich sammeln, sich fassen, das Atelier betreten und schauen, ob sich etwas verändert hatte.
    Pavel Hawelka drückte die Tür auf.
    Die Finsternis vor ihm verschluckte alles. Es hatte ihn nie gestört, nun aber verharrte er auf der Schwelle. Ihn überfiel zudem das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. Etwas Gefährliches lauerte in der Dunkelheit, als würde es darauf warten, geweckt zu werden.
    Seine Hand zitterte ein wenig, als sie sich dem Lichtschalter näherte. Hawelka rechnete mit einer Veränderung, aber da konnte er aufatmen, als er sah, dass er sich geirrt hatte.
    Der weibliche Golem bildete nach wie vor den Mittelpunkt des Ateliers. Obwohl die Augen ihn nicht direkt anschauten, überkam ihn ein unangenehmes Gefühl, weil er fürchtete, von dieser Gestalt unter Kontrolle gehalten zu werden. Dass sie etwas Besonderes war, wusste er. Das-hatte er sich auch gewünscht, doch nun fühlte er sich wie ein Mensch, der Angst vor der eigenen Courage bekam. Ist es endlich soweit? Habe ich mein Ziel erreicht?, fragte er sich.
    Wenn ja, was würde geschehen?
    Es ärgerte Pavel, dass sein Herz schneller klopfte. Obwohl er nicht im Freien stand, hatte er das Gefühl, von einem leichten Nebel umgeben zu sein, der seine Bewegungen beeinflusste, denn er traute sich nicht weiter. Das Licht gab dem hellen Körper der Frauenstatue einen eigentümlichen Glanz. Da er den Marmor poliert hatte, wirkte die Oberfläche an verschiedenen Stellen wie ein Spiegel. Der Staubgeruch hatte sich nicht verflüchtigt. Er gehörte einfach zu seiner Werkstatt, und so war er froh, dass es diese Normalität gab. Er musste sich einen inneren Ruck geben, um sein Atelier normal zu betreten. Das Ziel war natürlich sein Meisterwerk, das er mit der Unterstützung des Leibhaftigen geschaffen hatte. Er war sicher, dass die Veränderung im Atelier von dieser Gestalt ausging. Anders konnte es gar nicht sein, und so ging er langsam auf den Golem zu. Er hatte die Figur noch nicht ganz erreicht, da wusste er hundertprozentig, dass es eine Veränderung gegeben hatte. Und zwar mit seinem Meisterwerk. Er blieb davor stehen und richtete seinen Blick auf das Gesicht der Gestalt. Ja, es war ein Frauengesicht. Ein steinernes. Und er konnte es genau sehen. Den Mund, die Nase, die Augen - alles sah sehr starr und leblos aus. Alles?
    Nein, das traf nicht mehr zu, denn beim zweiten Hinschauen entdeckte er die Veränderung, und die hatte mit den Augen zu tun.
    Sie lebten. Oder auch nicht? Jedenfalls hatten sie sich verändert. Die Pupillen zeigten nicht mehr nur dieses grünschwarze Schimmern, es war etwas völlig Neues, was ihn ziemlich beunruhigte.
    Er schaute in eine tiefe Schwärze hinein. Und es war nicht nur die Schwärze, die ihn irritierte, es war auch die Botschaft, die ihn von dort erreichte. Er sah sie als abgrundtief böse an. Das war etwas, das es auf dieser Welt nicht gab. Das hatte aus einer unheimlichen Sphäre

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