1657 - SOS für Mystery
es schwarz vor den Augen. Sein Körper war nur noch ein einziger Schmerz. Er bekam keine Luft mehr. „Dafür bringe ich ihn um, den verdammten Zwerg!"
„Ihr braucht nur Ruhe und Pflege, und dann werdet ihr euren Schlüssel von ganz allein finden!" schrie Mordrer junior mit der letzten Luft seiner Lungen. „Im Solsystem! Im Medocenter auf Mimas!"
„Wen interessiert das?" brüllte der Krieger. „Du Wurm hast es gewagt ...!"
„Laß ihn los, Poulkar!" herrschte Lyndara ihn an. „Aber er hat...!"
Sie richtete den Strahlenkarabiner auf ihn. Der Ertruser starrte sie an wie einen Geist, dann schüttelte er den Schädel, stieß einen groben Fluch aus und ließ Mordrer einfach fallen. „Solsystem?" fragte Lyndara. In ihrem Blick lag plötzlich großes Interesse. „Mimas, der Saturnmond? Das Medocenter? Dorthin sollt ihr uns mit der HAITABU bringen?"
„So lautet unser Auftrag", bestätigte Mordrer.
Er blieb liegen und wartete ab, was weiter geschah. Allmählich bekam er wieder Luft. Die schwarzen Kreise vor den Augen verschwanden. „Das ist es", sagte Lyndara langsam. Ihre Augen leuchteten, der neblige Schleier darin war verschwunden. - „Ja, Kameraden, das ist es ..."
„Ich verstehe dich nicht", meldete sich die, die sie Seyna genannt hatte. „Der einzige Ort, wo wir den Schlüssel 'finden können, Kameraden", sagte Lyndara. Sie sah jeden einzelnen ihrer Begleiter in der Hütte an, und es war, als legte sie einen Bann auf die Ertruser. Keiner konnte sich ihrer Ausstrahlung und ihren Worten entziehen. Mordrer beobachtete es fassungslos. „Den Schlüssel zur anderen Seite. Zu uns selbst. Zur Verwirklichung."
Die Ertruser nickten, einer nach dem anderen. Mordrer verstand nichts von dem, wessen er Zeuge wurde. Aber er registrierte rein gefühlsmäßig, daß die Ertruser jetzt wußten, was ihre Chefin meinte.
Nun kamen auch diejenigen, die sich in den anderen Hütten oder im Freien aufgehalten hatten. Lyndara wiederholte, was sie den anderen schon gesagt hatte. Es war wie eine Zeremonie, und als sich die Anführerin wieder an Mordrer wandte, schien zwischen allen fünfzehn Ertrusern ein tiefes, stummes Einverständnis zu bestehen. „Wir werden uns von euch in die Milchstraße bringen lassen, Springer", eröffnete Lyndara ihrem Gefangenen. „Wir haben eingesehen, daß es so besser ist. Wir werden euch keine Schwierigkeiten mehr machen."
Mordrer staunte. Aber irgend etwas sagte ihm, daß etwas nicht stimmte.
Dieser Stimmungsumschwung kam ihm doch etwas zu plötzlich. Fünfzehn wilde Ertruser, geistig total verdreht, die auf einmal lammfromm wurden.
Aber jetzt wollten sie heim in die Milchstraße, und er glaubte nicht, daß sie sich diesen „Wunsch" von irgend jemandem versagen ließen
9.
HAITABU: l. Mai 1206 NGZ Mordrer Keyn senior, der Patriarch, dachte natürlich ganz anders darüber.
Zunächst einmal war er froh, daß am Ende alles noch so glimpflich für ihn ausgegangen war.
Er lebte, und er war wieder auf seinem Schiff. Die beiden Space-Tubes waren eingeschleust worden, und zwar mit den fünfzehn Ertrusern, und die HAITABU würde in wenigen Minuten die erste Überlichtetappe antreten.
Niemand aus seiner Sippe war ernsthaft zu Schaden gekommen. Er würde die Ertruser auftragsgemäß auf Mimas abliefern und ein gutes Geld verdient haben - einschließlich einiger zusätzlicher Zusatzprämien, die ihm inzwischen noch eingefallen waren.
Das war die eine Seite der Medaille, die gute.
Die schlechte bestand darin, daß dieses Biest Claudia offenbar tatsächlich als Agentin von Adams wirkte, während der Abwesenheit des Sippenchefs an Bord zurückgekehrt war und fröhlich das ausgeplaudert hatte, was niemals hätte erzählt werden dürfen.
Es war den Gesichtern der Söhne anzusehen. Allesamt hatten sie Mühe, ihre grenzenlose Schadenfreude nicht offen zu zeigen. Ihre verstohlenen Blicke, als er im Kommandantensitz thronte, ihr heimliches Kichern, wenn sie glaubten, er bemerke es nicht.
Sie wußten Bescheid. Adams hatte Claudia von Traevon erzählt, und diese neunmal verfluchte Ennox hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als die Geschichte brühwarm an die Sippe weiterzugeben.
Das war gemein und hinterhältig, denn Mordrer hatte seinen Teil der Abmachung erfüllt. Die Ertruser waren im Passagiertrakt der HAITABU untergebracht. Mordrer hatte darauf verzichtet, sie zu narkotisieren und in die Schlaftanks zu legen. Wahrscheinlich hätten sie sich das auch gar nicht gefallen lassen. Was sie
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