1659 - Falsches Spiel auf Makkom
zahlen war für ihn so selbstverständlich wie das tägliche Brot. Er hatte niemals Widerstand gegen die Organisation geleistet, gehörte ihr jedoch nicht an. Er zahlte seit mehr als zwanzig Jahren Schutzgelder und hatte dafür immer Ruhe vor den PayGuas gehabt.
Weshalb nun der Anschlag auf seinen Sohn, den Stolz seines Lebens? Er begriff es nicht.
Mit tränenfeuchten Augen sah der Überschwere zu, wie der Medosyn die Behandlung beendete und wie seine Frau dann seinen Sohn in die Arme nahm, um mit ihm zu verschwinden. Er blieb noch eine Weile auf der Bank vor den Sanitärräumen sitzen, und als er sich endlich erhob, um in die Halle zurückzukehren und der Wettkampfleitung zu sagen, daß Parfjun nicht zur Siegerehrung kommen würde, fand er die Halle leer vor.
Man hatte nicht auf ihn oder seinen Sohn gewartet. Man war gegangen, ohne ihnen etwas zu sagen.
Warum?
War Konstjun der Sohn eines Paylaczer Guardians?
Nein! Das war keine Erklärung. Er kannte den Vater Konst schon seit vielen Jahren, und er war überzeugt davon, daß er nicht zu den PayGuas gehörte.
Doch warum dann?
Er fühlte einen Schauder der Furcht über seinen Rücken laufen. Die Paylaczer Guardians verübten Terror gegen ihn und seine Familie. Die auf Neu-Paricz allgegenwärtige Macht der Organisation griff nach ihm. Sie war nicht gewillt, ihn in Ruhe leben zu lassen.
Er mußte in der Halle bleiben und warten. Das war das ungeschriebene Gesetz der PayGuas.
Verstieß er dagegen, hatte er schon verloren.
Er versuchte, die Gedanken zu verdrängen und sich nicht auf Spekulationen einzulassen, doch das konnte er nicht.
Sie lassen dich warten, damit du nachdenkst und nach Gründen suchst, erkannte er. Das ist Teil des Terrors, den sie ausüben!
Mehr als eine Stunde verging, dann öffnete sich die Tür, und ein Bote kam herein. Parf erkannte ihn sofort, obwohl er ihn nie zuvor gesehen hatte.
Dieser Bote hatte ein rotes Feuermal auf der Stirn. Es sah aus wie ein Frosch. Er hätte es leicht entfernen lassen können, doch das wollte er nicht, denn es war sein Markenzeichen.
Kühllächelnd kam der Bote auf ihn zur Das war der Verbindungsmann zu den PayGuas, und Parf wußte, daß er nun erfahren würde, was hinter dem Anschlag auf seinen Sohn steckte. Er richtete sich ein wenig auf, und er spürte, daß sich seine Brustmuskulatur spannte, als erwarte er einen Dolchstoß von vorn. „Beim Patriarchen", grüßte der Bote. „Ich hoffe, es geht dir gut, Parf."
„Beim Patriarchen", erwiderte Parf. „Es geht mir glänzend. Es könnte nicht besser sein."
Eine andere Antwort wäre grob unhöflich und somit höchst gefährlich gegenüber einem Mann gewesen, von dem man annehmen konnte, daß er mehr als fünfzig Morde auf dem Gewissen hatte. „Wie geht es deinem Sohn?"
„Er hat es gut überstanden. Der Medosyn war rechtzeitig da, um seine Wunde zu versorgen."
„Was ist passiert?" fragte der Bote.
Das weißt du genau, du Teufel! hätte Parf ihm am liebsten ins Gesicht geschrien. Doch er sagte nur: „Parfjun hat sich geschnitten."
„Ich bin froh, daß es nichts Ernsthaftes ist", behauptete der PayGua. Es war eine Bemerkung, die zynischer in den Ohren Parfs nicht hätte klingen können, doch der Bote tat, als meinte er es wirklich so. „Wie leicht hätte es sehr viel schlimmer werden können."
„Unter welchen Umständen?" Parf fühlte sich erleichtert. Endlich war er bei der entscheidenden Frage angekommen, denn nun hoffte er zu erfahren, worum es eigentlich ging. „Setzen wir uns!" schlug der Bote vor, und als beide auf einer Bank saßen fuhr er fort: „Karlanczer hat eine Forderung an dich."
„Ich habe alles bezahlt, was ich bezahlen mußte."
„Diesmal nicht", korrigierte der Gangster ihn. „Du hast eine Kuppelstadt verkauft und dabei einen hohen Ertrag erzielt."
„ „Von dem ihr wie üblich 15 Prozent bekommen werdet."
„70 Prozent", widersprach der Bote.
Parf erbleichte. Er hatte das Gefühl, daß ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. „Das kann ich nicht", stammelte er. „Ich muß von dem vollen Gewinn Steuern zahlen, und die betragen 44 Prozent. Wenn dann 70 Prozent an Karlanczer gehen, mache ich einen Verlust, der mich ruiniert!"
Der Bote erhob sich. Freundlich lächelnd beugte er sich zu Parf hinab und tätschelte ihm die Wange. „Ich habe mich doch ganz deutlich ausgedrückt", sagte er. „Siebzig Prozent - oder war die Warnung noch nicht deutlich genug? Möchtest du, daß dein Sohn sich an anderer Stelle
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