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166 - Medusenfluch

166 - Medusenfluch

Titel: 166 - Medusenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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die Hexe hier früher gewohnt hatte.
    Ich glaubte nicht, daß ich einen Hinweis auf ihren derzeitigen Aufenthaltsort finden würde, ging aber dennoch auf den Bus zu. Ich schlich einmal rund um das Fahrzeug.
    Schon lange kam dieser Autobus keinen Meter mehr weit.
    Die Reifen waren platt wie Pfannkuchen, das Gefährt stand auf den Felgen, die der Rost ziemlich hungrig angeknabbert hatte.
    Das Glas der Scheinwerfer war eingeschlagen, die Reflektoren waren blind. Wenig einladend sah diese »Villa«
    aus.
    Hinter den Heckleuchten summten Fliegen, und eine Menge Wespen tanzten durch die Luft. Dort mußte es für sie Nahrung geben. Ich machte drei Schritte und entdeckte Speisereste.
    Angefaulte Tomaten und Pfirsiche, Hühnerknochen, ein Stück schimmeliger Käse, die Gräten eines Fischs, daneben sein Kopf und der eingetrocknete Schwanz.
    Wurde ich beobachtet, oder bildete ich es mir nur ein? Ich blickte mich unauffällig um, entdeckte aber niemanden.
    Dennoch blieb ich auf der Hut, damit man mich nicht überraschen konnte.
    Meine Hand glitt ins Jackett, und ich prüfte kurz den Sitz meines Colt Diamondback. Sollte mich die Teufelsbraut angreifen, würde ich mich mit geweihten Silberkugeln verteidigen.
    Ich bog mit angespannten Nerven um die Ecke. Wieder reagierte mein sechster Sinn. Ich witterte Gefahr. Im Laufe der Zeit hatte sich mein Instinkt – der bei anderen Menschen durch ein sicheres, ereignisloses Leben verkümmerte – besser ausgeprägt.
    Es erstaunte mich oft selbst, was er wahrnahm. Ohne ihn hätte ich so manche Gefahr nicht überlebt.
    Wer schon so oft in der Klemme steckte wie ich, lernt auf die bedeutungslosesten Wahrnehmungen zu reagieren wie ein Seismograph auf die dünnen Ausläufer eines Erdbebens.
    Wieder ließ ich unmerklich meinen Blick schweifen. Nichts.
    Manchmal reagierten meine Sinne auch überempfindlich – und irgendwann stellte sich dann ein falscher Alarm heraus.
    Aber es war gesünder, einmal zuviel als einmal zuwenig vorsichtig zu sein. Ich begab mich zur Tür und drückte sie auf.
    Staubige Luft legte sich schwer auf meine Lungen.
    Ich rümpfte die Nase und erklomm die erste Stufe. Im
    »Erdgeschoß« befand sich eine primitive Küche. Über den Campinggasherd lief eine graue Maus, auf der Suche nach Eßbarem.
    An die Küche schloß sich – getrennt durch eine schäbige, zerschlissene Decke, die als Vorhang diente – ein Wohnraum an. Das »Schlafzimmer« mußte sich demnach im Obergeschoß befinden.
    Ich stieg die steile Treppe hinauf. Es hätte mich nicht gewundert, wenn ich dort oben ein Skelett gefunden hätte. Es hätte hervorragend hierher gepaßt.
    Oben angelangt, sah ich alte, durchgelegene Matratzen, zu einer Liegestatt zusammengeschoben.
    Selbstverständlich gab es kein Laken, und an mehreren Stellen gaben die Matratzen ihr Innenleben preis.
    Hier also hatte Abby Vymax einmal gehaust. Es lag lange zurück, aber viel gemütlicher war es früher bestimmt auch nicht gewesen. Höchstens ein bißchen sauberer.
    Wie hatte sich die Hexe hier wohlfühlen können? Sie mußte ein sehr anspruchsloses Weib sein, und als solches hatte sie absolut nicht zu Robert Dalton gepaßt. Abby Vymax mußte ihre Hexenkunst kräftig strapaziert haben, daß Dalton ihr verfiel. Hexen verstehen sich auf die Kunst, ganz besondere Tränke zu brauen.
    Auf den einen wird man krank, auf den andern liebestoll, bösartig oder aggressiv. Sie kennen alle Kräuter, denen man eine magische Wirkung nachsagt, wissen, wann man sie pflücken und zu welcher Stunde man sie kochen muß.
    Darüber hinaus sind ihnen böse Sprüche und pechschwarze Beschwörungsformeln geläufig, List und Tücke machen sie besonders gefährlich.
    Sehr oft schaffen sie es mühelos, einen Menschen zu täuschen, und wenn sie ihre Maske dann fallenlassen, ist es in den meisten Fällen zu spät, denn dann sind ihnen ihre Opfer schon verfallen.
    Robert Dalton hatte großes Glück, daß es ihm gelang, sich von Abby Vymax zu trennen. Er mußte zufällig einen günstigen Augenblick erwischt haben, als der Einfluß der Hexe ein bißchen nachgelassen hatte.
    Ein eigenartig knurrendes Geräusch ließ mich heftig zusammenzucken. Es brachte den Stockautobus kurz zum Vibrieren und verstummte gleich wieder.
    Trotzdem riß ich meinen Revolver aus der Schulterhalfter und blickte mich mißtrauisch um. Durch die Fenster konnte ich kaum sehen. Es nützte nichts, sie sauberzuwischen, denn der Dreck befand sich nicht nur innen, sondern mehr noch außen am Glas.

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