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SGK236 - Die Mordwespen des Dr. X

SGK236 - Die Mordwespen des Dr. X

Titel: SGK236 - Die Mordwespen des Dr. X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    »Komm mit«, flüsterte der Mann mit den dunklen Augen, die sich
nervös in ständiger Bewegung befanden. »Du redest doch immer von Wespen, nicht
wahr? Komm - ich will dir etwas zeigen .«
    Um die Lippen des Sprechers spielte ein überhebliches Lächeln.
Kalt glitzerten die Augen.
    »Was hast du vor, Richard ?« fragte ihn
der kleine, untersetzte Mann mit dem struppigen Haar. Sein Gesicht war blaß,
und auch die Lippen waren erschreckend blutleer, so daß er schon zu Lebzeiten
wie eine Leiche aussah.
    »Ich möchte noch mal in den Garten gehen .«
    Mathew Wilkins richtete sich im Bett auf. Heftig schüttelte er den
Kopf. Seine Augen waren groß wie Untertassen. Das Weiß der Augäpfel leuchtete
gespenstisch im Dunkeln des kleinen Zimmers.
    »Aber Rich das dürfen wir doch nicht, es ist doch schon dunkel .«
    Wilkins sprach mit seltsam flacher Stimme. Er rollte die Augen.
»Ich möchte nicht mitgehen .«
    Richard Hoggart lachte leise. »Du bist ein Feigling! Du traust
dich nicht, aber ich hab’ was entdeckt, was dich interessieren wird !«
    Das Gespräch zwischen den beiden Männern spielte sich ab wie unter
unternehmungslustigen Halbwüchsigen, die sich vorgenommen hatten, einen Streich
auszuhecken. Die Art und Weise, wie Mathew Wilkins und Richard Hoggart
miteinander sprachen, ließ den Schluß zu, daß sie nicht ganz zurechnungsfähig
waren.
    Als Patienten in Dr. Roderick McClaws Sanatorium lebten rund
hundertdreißig psychisch Kranke und Geistesgestörte. Manche waren so schlimm
dran, daß sie in abgeschlossenen Stationen untergebracht wurden, die sie nicht
verlassen konnten. Sie galten als gemeingefährlich.
    Mathew Wilkins und Richard Hoggart wurden bisher wie harmlos
psychisch Kranke behandelt und konnten sich deshalb im Südflügel des
Sanatoriums jederzeit frei bewegen, das Haus verlassen und Spaziergänge durch
den Park machen. Ihnen war es sogar erlaubt, sich stundenweise jenseits der
hohen Mauer aufzuhalten, die das riesige Anwesen umgrenzten.
    Hoggart stand am Fenster. Es war nicht vergittert wie jene im
Nordflügel des ehemaligen Castles, das McClaw zu einem Sanatorium hatte umbauen
lassen.
    Der Blick des hageren Mannes schweifte hinunter in den nächtlichen
Park und heftete sich dann auf einen nur schemenhaft wahrnehmbaren Turm, der
weiter seitlich stand und zu dem es früher einen direkten Zugang vom Castle aus
gab.
    Doch diese Zwischenverbindung existierte schon lange nicht mehr.
Der über dreißig Meter hohe Turm war für McClaws Sanatorium zu einer Art
Wahrzeichen geworden. Er allein erinnerte überhaupt noch daran, daß in dieser
menschenleeren, hügeligen Heidelandschaft einst eine Burg gestanden hatte.
    Die Nacht war still. Weit und breit kein Geräusch. In der Nähe gab
es weder eine Ortschaft noch eine belebte Verkehrsstraße.
    Im Umkreis von zwanzig Meilen war das Sanatorium das einzig
bewohnte Gebäude.
    Hoggart wandte sich um, schlüpfte in seinen Morgenmantel und
schlang den Gürtel enger um die Hüften. »Ich geh auf jeden Fall. Ich muß mir
das ansehen. Jeden Tag sprichst du davon, und jetzt hast du keine Lust, es dir
anzusehen ... Ich bin enttäuscht, Mathew, richtig enttäuscht ...«
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, näherte er sich der Tür,
öffnete sie und huschte auf leisen Sohlen in den schwach beleuchteten Korridor
des Südflügels.
    Mathew Wilkins saß noch immer in seinem Bett. Er fuhr sich mit
einer fahrigen Bewegung durch das schüttere Haar, warf dann die Decke zurück,
schlüpfte in die Pantoffeln, in den flauschigen Morgenmantel und folgte seinem
hageren Zimmerkollegen.
    Wortlos schloß er sich Hoggart an - wie ein Schatten.
    Die Tür zum Zimmer der Nachtschwester stand offen. Hier verharrten
beide Männer einen Augenblick und lauschten. Hoggart warf dann einen raschen
Blick in das beleuchtete Zimmer.
    Am Schreibtisch saß eine Frau in deren Haaren sich die ersten grauen
Strähnen zeigten. Die Schwester las in einem Buch und registrierte ihre
Beobachter nicht, die gerade lautlos an der Tür vorbeihuschten.
    Unbemerkt konnten Hoggart und Wilkins durch einen der zahlreichen
Kellereingänge den Bau verlassen und gelangten in den kühlen, nächtlichen Park,
in dem Totenstille herrschte.
    Nur das Knirschen der Schritte auf dem Kiesboden war zu hören.
Doch auch dieses Geräusch verschwand, als die beiden weit genug vom Sanatorium
entfernt waren und die gepflegten Sandwege gingen, die in den Park führten.
    Ihr Ziel war der alte, hochragende Turm.
    Der einzige Eingang

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