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1660 - Geistersturm über London

1660 - Geistersturm über London

Titel: 1660 - Geistersturm über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten, konzentrierten wir uns wieder auf den Golf. Die Straße war keine Rennbahn, danach musste sich auch Jane Collins richten. Sie konnte nicht so schnell fahren wie sie es vielleicht gewollt hatte. Wir hatten noch einen Nachteil zu verkraften. Unser Wagen parkte in der entgegengesetzten Richtung. Um Jane Collins zu verfolgen, mussten wir erst wenden, und das auf einem Boden, der an manchen Stellen glatt wie eine Spiegelfläche war.
    Suko wusste, was er zu tun hatte, und er machte es perfekt. Er nutzte die glatte Oberfläche aus und sorgte dafür, dass wir uns auf der Stelle drehten. Als wir dann in der entsprechenden Richtung standen, war Jane Collins mit ihrem Golf verschwunden. Sie hatte das Ende der Straße erreicht und wir hatten nicht gesehen, in welche Richtung sie abgebogen war.
    »Jetzt brauchen wir Glück«, erklärte Suko, der etwas zu viel Gas gab und für ein leichtes Schleudern sorgte, was uns aber nicht von der eigentlichen Strecke abtrieb. Gegenverkehr war nicht vorhanden, und so kamen wir recht gut durch. Wir erreichten das Ende der Straße. Der Blick nach rechts. Nein, da war nichts zu sehen.
    Wir schauten nach links.
    Da hatten wir Glück. Es fuhren sicherlich einige rote Golf in London herum doch der, den wir sahen, der musste einfach Jane Collins gehören. Vor uns auf der linken Seite stand ein Streuwagen und kam nicht weiter, weil ein anderes Fahrzeug dagegen gerutscht war. Beide hatten die Hälfte der Straßenbreite eingenommen, und wer vorbei wollte, der hatte nur wenig Platz. Ein Bus oder Lastwagen würde es nicht schaffen. Dafür die normalen Fahrzeuge. Jane war vor uns an der Reihe. Zwischen dem Golf und unserem Rover befanden sich vier weitere Fahrzeuge. Sie fuhren im Schritttempo, und genau das brachte mich auf eine Idee. Jetzt war ich froh, dass ich nicht selbst das Lenkrad hielt. Auch wenn der Untergrund nicht eben perfekt war, zu Fuß würde ich immer schneller sein als die schleichenden Autos.
    »Ich steige aus!«
    Sukos Kopf ruckte herum. Er wollte eine Frage stellen, da hatte ich bereits den Gurt gelöst und die Tür aufgestoßen. Ab jetzt war jede Sekunde wichtig. Ich wollte Janes Golf erreichen, bevor er die Engstelle hinter sich gelassen hatte. Ein normales Laufen war es nicht. Ich entdeckte bereits vom Eis befreite Stellen auf dem Gehsteig, und so verwandelte ich mein Laufen in ein regelrechtes Hüpfen, ich musste mich anstrengen, um die Stellen zu treffen, und ich hatte Glück. Dabei ließ ich den roten Golf nicht aus den Augen. Er fuhr wieder an, weil der Wagen vor ihm die Enge passiert hatte. Ein Polizist winkte den Verkehr weiter. Es war möglich, dass Jane mich im Innenspiegel entdeckte, aber das war auch egal. Der Wagen tauchte plötzlich vor mir auf. Er fuhr dicht am Gehsteig entlang und es war für mich kein Problem, das Tempo zu halten. Ich packte den Türgriff und zerrte die Tür auf. Zwei, drei Sekunden lief ich neben dem Golf her. Jane hatte ihren Kopf nach links gedreht, ich sah in ihr überraschtes Gesicht, duckte mich und wuchtete mich von der Seite her auf den Beifahrersitz. Das klappte sogar. Ich zog die Beine an und wuchtete einen Moment später die Tür zu…
    ***
    »Fahr nur weiter, Jane«, sagte ich, »denn ich möchte wirklich nicht stören.«
    »John!«
    Nur dieses eine Wort hatte sie gesagt und hatte es ausgesprochen mit einer Stimme, die zwar ihr gehörte, die mich aber trotzdem erschreckte, denn sie hatte alles anderes als freundlich geklungen. Darin hatte ein rauer Unterton gelegen. Man konnte auch von einem bösartigen Klang sprechen. »Ja, ich bin es.«
    Sie lachte und fuhr weiter. »Was willst du?«
    »Bei dir sein.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein, ich möchte nur an deiner Seite bleiben. Dagegen hattest du doch nie etwas.«
    Sie gab keine Antwort, sondern kümmerte sich einzig und allein um die Fahrerei. Es war sinnlos, wenn ich jetzt etwas unternahm. Meine Nerven waren gut genug, um abzuwarten. Außerdem war mir die Gegend nicht fremd. Wir fuhren in westliche Richtung. Wenn Jane das nicht änderte, würde sie auf die Ostseite des Hyde Parks zurollen, denn wir befanden uns im Moment auf der recht viel befahrenen Grosvenor Street. Überall in der Umgebung verteilt standen die Botschaften anderer Länder. Von ihnen würde keine als Ziel infrage kommen.
    »Wo willst du hin, Jane?«
    Sie schwieg und fuhr weiter.
    »Willst du es mir nicht sagen?«
    »Halt dein Maul!«
    So hatte sie mich noch nie angesprochen. Zumindest nicht in einem normalen Zustand.

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