1660 - Geistersturm über London
ließ seiner Enttäuschung freien Lauf, gab Gas und hatte das Glück, dass dieses Straßenstück fast völlig frei war. Nur an den Rändern türmten sich noch graue und niedrige Schneewälle. Wohin war Jane gefahren?
Suko wusste es nicht. Er musste sich einfach auf sein Glück und seinen Instinkt verlassen. Er wusste genau, dass man über diese Straße direkt den Hyde Park erreichte, und er konnte sich vorstellen, dass dieses Gelände das Ziel der Detektivin war. Spezielle Gründe dafür sah er nicht. Er ging einfach seinem Gefühl nach und fuhr geradeaus weiter.
Schon bald erschien die weiße Winterkulisse vor ihm. Er war auch nicht der einzige Fahrer, der den Park als Ziel hatte. Obwohl bald die Dämmerung einsetzen würde, waren noch Familien mit ihren Kindern unterwegs, um ihnen ein kurzes Schneevergnügen bieten zu können, denn bald würde die weiße Schicht wieder weg sein.
Er hielt immer wieder Ausschau nach dem roten Golf. Leider tauchte der Wagen in seinem Blickfeld nicht mehr auf. Er hoffte, dass Jane nicht vorher schon abgebogen war, aber das Risiko musste er eingehen. Er fuhr in den Park. Es verging nicht viel Zeit, da hatte er die Zufahrt hinter sich gelassen. Der Weg führte nur nach links, und dort endete er auf einem Parkplatz. Suko rollte auf das Gelände. Er lauschte dem knirschenden Schnee unter den Reifen und fuhr auf den Platz, auf dem zahlreiche Fahrzeugen standen. Es war nicht einfach, den Golf hier zu finden. Er suchte zunächst eine Parklücke, was kein Problem war, stieg aus und schaute sich um. Neben ihm blieb ein Van stehen. Vier Kinder stürmten aus dem Auto, und zwei Mütter sorgten dafür, dass auch die Schlitten ausgeladen wurden. Suko sah dies, und ein etwas unangenehmes Gefühl überkam ihn. Er dachte daran, dass Jane nicht mehr normal war. Sie stand unter einem fremden Einfluss. Aber sie war nicht das ganz große Problem. Suko glaubte einfach nicht, dass die Totengöttin sie aus ihrer Kontrolle lassen würde. Ihr eventuelles Erscheinen in diesem Park bei den vielen Kindern konnte zu grausamen Szenen führen.
Er riss sich zusammen, wollte nicht daran denken, schaute sich um und sah den bleigrauen Himmel über sich, aus dem allerdings keine Schneeflocke mehr fiel. Wo stand der Golf?
Suko überlegte, ob er auf das Dach des Rover klettern sollte. Es war die beste Idee. Über die Motorhaube hinweg erreichte er das Dach, dessen Fläche zwar vom Schnee befreit war, aber noch eine gewisse Glätte aufwies, sodass Suko sich vorsehen musste.
Auf der Mitte hielt er an, streckte seinen Körper so weit wie möglich und drehte sich dann langsam auf der Stelle.
Er sah den Golf!
Er stand sogar in derselben Reihe, nur eben weiter hinten. Sukos Stellung war nicht so gut, als dass er in den Wagen hätte schauen können. So wusste er nicht, ob er noch besetzt war oder nicht. Es spielte keine Rolle. Schneller als beim Aufstieg hatte er den Rover wieder verlassen. Jetzt gab es für ihn nur ein Ziel, Janes roten Golf!
***
Es waren Janes Hände, die meinen Hals umkrallten. Damit musste ich erst mal fertig werden. Die Klauen einer guten Freundin, einer Frau, mit der ich Seite an Seite gegen die Mächte der Finsternis gekämpft hatte und die mir ebenso schon das Leben gerettet hatte wie ich ihr.
Und jetzt wollte sie mich töten!
Der Druck um meinen Hals war ungemein stark. Ich war zurückgedrängt worden und lag in einer halb liegenden und halb sitzenden Haltung. Mein Mund war weit geöffnet, weil ich automatisch nach Luft schnappen wollte, was der harte Druck der Hände nicht zuließ.
Dicht über meinem Gesicht sah ich das der Detektivin. War das noch ein Gesicht? Fast konnte ich es nicht glauben. Es war für mich mehr zu einer Fratze geworden, und das lag an der Anstrengung, mit der Jane ihren Mordplan umsetzen wollte. Ich sah ihre Lippen glänzen. Das lag am Speichel, der ihr aus dem Mund tropfte und auf ihre Hände klatschte. Sie war nicht stumm, sie gab Laute von sich, die auch zu einem Tier gepasst hätten. Dazwischen war immer wieder ein von einem Hecheln unterbrochenes Luftholen zu hören.
Ich musste die Würgehände lösen. Es gab da einige Tricks, die ich auch schon angewandt hatte. Die kleinen Finger zu packen bekommen, sie brechen und so den Druck lösen.
Den spürte ich nicht allein an meinem Hals, er hatte sich auch in meiner Brust breitgemacht. Ich wollte ja Atem holen, aber es war nicht zu schaffen. Meine Lungen schrien danach, und ich merkte, dass sich zwischen unsere
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