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1663 - Insel der Schatten

Titel: 1663 - Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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holen und Unkraut zu jäten. Möchtet ihr sonst noch etwas wissen?"
    Reginald Bull ließ sich seine Verblüffung über die Bereitwilligkeit der beiden Owigos nicht anmerken. Der Schreck über die Reaktion der Häuptlinge und Schamanen vom vorletzten „Abend" steckte noch in seinen Knochen. Aber das zählte hier wohl nicht. „Das ist Mike", antwortete der Rotschopf. „Und ich heiße Bully. Wie nennt ihr die Stadt?"
    „Droovonton", antwortete Jaakytuun. „Die größte und schönste Hafenstadt von ganz Yllaess."
    „Das glaube ich gern", meinte Bull. „Droovonton macht einen imponierenden Eindruck. Was uns wundert, ist, daß ihr euch nicht wundert. Ich meine, über unsere Anwesenheit."
    „Es sind immer wieder viele Fremde an verschiedenen Orten auf Owigorn angekommen", sagte Vialail. „Sie sehen so aus wie ihr. Wußtet ihr das nicht?"
    Nun konnte Reginald Bull seine Verblüffung kaum noch verbergen. „Wir wissen das schon", half ihm Mike Rhodan. „Da aber noch keiner von uns auf Yllaess weilte, könnt ihr es doch gar nicht wissen."
    Jaakytuun und Vialail sprudelten gleichzeitig einige hastige Worte hervor. „Langsam bitte", bat Mike freundlich. „Wir sind dankbar für jede Information."
    „Ihr wißt nicht viel über uns." Es klang, als ob Vialail kicherte. „Aber das macht nichts. Wir Owigos bestehen aus vielen Völkern, Sippen, Stämmen und Familien. Aber wir tauschen ständig all unsere Erfahrungen aus. Wir halten Kontakte zu allen Siedlungen auf der Welt.
    Wußtet ihr das nicht?"
    „So genau war uns das nicht bekannt", antwortete Bully. Er formulierte seine nächsten Worte sehr bedachtsam, denn irgendwie befürchtete er, wieder ein Tabu zu verletzen. „Was wir nicht verstehen, ist, wie ihr den Kontakt haltet."
    Wieder schien Vialail zu kichern. Dann setzte er Eimer und Harken ab, um einen Arm frei zu haben. „Seht dort hinauf auf den Berg, Mike und Bully!" verlangte er. „Erkennt ihr den Turm? Die Spiegel dort sind sogar während der Ruhephase besetzt. Sie empfangen Blinksignale aus großer Ferne. So kommen die Nachrichten zu uns. Oder sie werden von hier aus zu den anderen Orten geschickt. Wenn die Landebrücken zwischen den Kontinenten zu groß sind, so stehen dazwischen Spiegelschiffe, die Botschaften empfangen und weitergeben können. An anderen Stellen sind Spiegeltürme ins Meer gebaut worden, die der Nachrichtenübermittlung ebenso dienen wie den Seefahrern. Das Netz erstreckt sich so über die ganze Welt. So sind wir stets über alles informiert."
    „Über alles?" Bully staunte. „Wie schnell funktioniert das System denn?"
    „Mal schneller, mal langsamer", meinte Jaakytuun. „Gestern gegen Ende der Wachphase wurde uns davon berichtet, daß du auf Kaloytoch ein Tabu gebrochen hast und dich nach dem Weg zur >Insel der Schatten< erkundigt hast, Bully. Wir hier in Droovonton haben darüber gelacht. Wir sind eine Stadt der Seeleute, und da nehmen wir es mit den heiligen Dingen nicht so genau."
    Reginald Bull war bei diesen Worten sichtlich blasser geworden, aber nun kehrte die normale Röte in sein Gesicht zurück. „Das bedeutet", flüsterte er Mike Rhodan zu, „daß die Nachricht in etwa vierundzwanzig Stunden eine Strecke von über 3000 Kilometern zurückgelegt hat, von der mindestens ein Viertel offenes Meer ist. Das ist wirklich erstaunlich. Wieso haben unsere Forschungsteams das nicht früher in Erfahrung gebracht?"
    „Ich weiß es nicht. Die Owigos sind eben in mancher Beziehung nicht gerade mitteilsam.
    Jedenfalls sind wir hier keine Fremden. Du weißt, was das bedeutet? Wir müssen gut aufpassen. „ „Ich rate euch trotzdem zur Vorsicht", bemerkte Vialail wohl zufällig und unterstrich damit unbeabsichtigt Michael Rhodans Worte. „Noch wissen nicht viele von dem Vorfall auf Kaloytoch. Die meisten interessiert die Geschichte auch nicht. Es denkt aber nicht jeder so locker über die heiligen Dinge. Xiorkezz, der Hohe Priester von Droovonton, würde euch am höchsten Mast aufhängen lassen, wenn ihr ihn nach der >Insel der Schatten< fragen würdet."
    „Wir fragen ihn nicht", bekräftigte Bully. „Da ihr früher zur See gefahren seid, wißt ihr vielleicht etwas darüber. Die Geschichte interessiert uns einfach. Wir wollen natürlich kein Tabu verletzen."
    „Eine Legende", antwortete Jaakytuun. Zweifel schwangen in seinen Worten mit. „Vielleicht Wahrheit, vielleicht auch nicht. Es wird viel erzählt." Das half nicht weiter. „Geht unten im Hafen in die Bodegas", riet Vialail.

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