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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erstaunlicher.
     
    *
     
    Eine Riege von Arbeitsrobotern baute entlang der Abbruchkante starke Scheinwerfer auf. So tauchten sie die Wände in grelles Licht: Nur gab es außer ein paar Unebenheiten nichts zu sehen. Nach 500 Metern verschwammen auch die. Was immer sie anstellten, tiefer reichte der Blick nicht.
    Der erste konkrete Hinweis, kommentierte sein Extrasinn. Die Scheinwerfer wären stark genug für drei oder vier Kilometer.
    Der nächste Schritt bestand darin, Sonden in den Schacht zu schicken. Myles Kantor wählte sehr kleine Einheiten, die wenig Energie verbrauchten und mit einem schwachen Antigravfeld liefen. Kurz vor der Zweikilometermarke setzte ein sonderbares Phänomen ein. Die Meßergebnisse der Sonden begannen einander zu widersprechen. Keine zwei Datengruppen waren miteinander vereinbar.
    Daraufhin ließ Kantor die Sonden aufsteigen und untersuchen, aber technisch war alles in Ordnung.
    Der zweite Versuch brachte Bewegung in die Sache. Bis zur Zweikilometermarke lief alles glatt. Dann aber - von einer Sekunde zur anderen - herrschte absolute Funkstille.
    Kantor beorderte die Sonden unverzüglich nach oben zurück. Aber keine einzige tauchte auf.
    Dort unten existierte etwas. Entweder eine unbekannte Macht oder physikalische Verhältnisse, mit denen die Sonden nicht fertig wurden. Atlan lief ein Schauer über den Rücken. Es war, als tönte ein Lockruf zu ihm herauf. Narr. Du wirst es niemals lernen.
    Am nächsten Tag wurde der Versuch, mit anderen, weitaus besseren Sonden fortgesetzt.
    Eine war sogar bewaffnet, andere verfügten über Schutzschirme. Das Ergebnis war dasselbe.
    Keine Wiederkehr für alles, was die zwei Kilometer überschritt.
    Atlan starrte mit gesenktem Kopf in die Leere des Schachts. Das Gemurmel von einem guten Dutzend höchstqualifizierter Fachkräfte erfüllte den Hintergrund. Er selbst, Myles Kantor und Colounshaba hatten sich an den Standort der Feldprojektoren zurückgezogen.
    Hier herrschte relative Ruhe. „Also, Myles? Ihr habt mir eine ganz besondere Überraschung versprochen."
    „Hmmm, ja ..."
    „Das ist richtig", sang die Arcoana an seiner Stelle. „Wir wissen nur selbst noch nicht, wie wir unsere Messungen verstehen sollen."
    Aufgerichtet war die Konstrukteurin drei Meter groß. Der Körper setzte sich aus einem chitingepanzerten Kopf-Brust-Teil zusammen, der auch die Sinnesorgane trug, und einem prallen Hinterleib, dessen Kleiderhülle Leuban genannt wurde. Die Arcoana-Sprache entstand eigentlich aus dem Aneinanderreiben zweier Kieferrudimente - den Überbleibseln einer einst kriegerischen Evolution. Das Ergebnis jedoch konnte sich hören lassen. Einen schöneren Gesang produzierten höchstens die Ophaler von Siom Som. „Habt ihr den Boden des Schachtes gefunden?"
    „Darum geht es ja." Kantor wurde nervös. „Wir haben verschiedene Meßmethoden angewendet, und alle bringen dasselbe Ergebnis: Dieser Schacht reicht exakt 30.004 Kilometer tief."
    Atlans erster Gedanke lautete: Dann waren es wirklich nicht die Trepeccos. Und mit dem zweiten Gedanken erfaßte er, weshalb Kantor so seltsam herumdruckste. 30.004 Kilometer. Ganz Canaxu besitzt einen Durchmesser von lediglich 12.600 Kilometern. „30.004? Das ist Unfug, Myles." Atlan spürte, wie das salzige Sekret der Erregung in seine Augen trat. „Ihr wißt das genau, nicht wahr? Versucht nicht, mir ein Paradoxon zu verkaufen."
    „Das tun wir nicht", mischte sich wieder Colounshaba ein. „Der Schacht ist wirklich 30.004 Kilometer lang."
    „Dann müßte er auf der anderen Seite von Canaxu wieder herauskommen", schloß er. „Das tut er aber nicht. Demnach ist eure Messung falsch. Und ich frage mich, weshalb ich mit Wissenschaftlern eures Formats über solche Kindereien diskutieren muß."
    „Atlan, du verstehst nicht", widersprach Kantor leise. „Wir haben natürlich die entgegengesetzte Stelle von Canaxu überprüft. Da ist nichts als festes Gestein, keine Spur von einem Schacht. Wir sind aber trotzdem völlig sicher."
    Denke an die Ortungen im Hyperbereich. Das ist kein normaler Schacht. „Wir nehmen an", fuhr Kantor fort, „daß hier eine Art hyperdimensionale Strukturverzerrung vorliegt. Mit anderen Worten: Der Schacht ist wirklich 30.004 Kilometer lang, aber diese Kilometer reichen nicht mehr durch unseren Raum und unsere Zeit, sondern irgendwo anders hin."
    „Aber - Wohin denn?"
    Myles Kantor lachte. „Richtig, Atlan, es gibt ein dickes >Aber<. Die dimensionale Verzerrung. Colounshabas Mathematik, du

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