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1670 - Das Tribunal

Titel: 1670 - Das Tribunal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„schmoren" zu lassen, da gaben die Gefangenen überraschend zu, daß die von den Gish-Vatachh vorgebrachten Anschuldigungen zutrafen. Allerdings wollten sie damit keinerlei Schuld eingestehen. Sie selbst gestanden niemanden zu, ihnen das Betreten bestimmter Planeten zu verbieten. „Wir erkennen keine Autorität an außer der unserer Bezirksmänner des Planeten Rochan und der zu ihm gehörenden Siedlungswelten Pechan und Zuchan", stellte ihr Sprecher klar. „Deshalb war der Angriff der Gish-Vatachh auf uns illegal. Wir befanden uns im Recht, als, wir uns verteidigten. Wir verlangen zudem Schadensersatz für unsere Toten und die Auslieferung der Verbrecher, die uns angriffen."
    Chubuk Thean wußte nicht gleich, wie er darauf reagieren sollte.
    Doch wieder meldete sich das GESETZBUCH in seinem Bewußtsein und hielt ihm Pflichtvergessenheit und Laschheit vor. Es erinnerte ihn daran, daß die alten Gesetze eingehalten und notfalls gewaltsam durchgesetzt werden mußten, sollte das unsichtbar in den Tabuwelten schlummernde Böse nicht geweckt und zu neuen Untaten angestachelt werden.
    Einige Zeit fühlte sich Chubuk hin und her gerissen, doch dann siegte die alte Indoktrination. „Da ihr eure Schuld eingestanden habt, aber weder bereut noch freiwillig Buße tun wollt", verkündete er mit spröder Stimme, „dürft ihr auch keine Milde erwarten. Ich spreche deshalb folgendes Urteil: Ihr habt mit eurem Schiff, das auf Sharra instand gesetzt wird, nach Wiederherstellung der Raumtüchtigkeit Kurs auf den Raumsektor Varamus dieser Galaxis zu nehmen und den Sturz ins dortige Gorkhar Black Hole zu programmieren!"
    Die Rochaniden starrten ihn unbewegt an. Da ihre Gesichter keine Mimik zeigten, ließen sich von ihnen auch keine Gefühle ablesen. Und die Augen verrieten diesmal nichts. „Darf ich etwas sagen, Ehrwürdiger Thean?" flüsterte Siodor. „Sprich!" antwortete Chubuk. „Sollen die Verurteilten ohne Aufsicht und bewaffnete Eskorte mit ihrem eigenen Schiff Sharra verlassen können?"
    „So ist es", gab der Thean zurück.
    Chubuk war verwundert. Er hatte während seiner Ausbildung gelernt, daß die Vollstreckung des Urteils vom Delinquenten in eigener Regie erfolgte, sofern er es angenommen hatte.
    Daran hatten sich bisher alle Verurteilten gehalten.
    An die Rochaniden gewandt, fragte er: „Nehmt ihr das Urteil an?"
    Sie wechselten schnelle Blicke miteinander, dann antwortete der Sprecher: „Wir nehmen das Urteil an."
    „Das war gelogen", flüsterte Siodor. „Die Frevler werden fliehen, sobald sie nicht mehr unter unserer Kontrolle sind."
    Er hat recht, übermittelte ihm das GESETZBUCH. Die Rochaniden denken nicht daran, sich selbst in den Tod zu stürzen. Sie haben das Urteil nicht akzeptiert, sondern es nur zum Schein angenommen. „Was soll ich tun?" wandte sich Chubuk an seinen Nachfolger. „Formal haben sie die Bedingung erfüllt, die als Voraussetzung für die Eigenvollstreckung des Urteils dient."
    „Du denkst noch in den alten Bahnen", erwiderte Siodor. „Doch die Zeiten haben sich geändert. Härte ist angesagt.
    Eine Eigenvollstreckung des Urteils darf nur noch unter strenger Bewachung stattfinden. In der Regel sollen Urteile von den Gish-Vatachh vollstreckt werden."
    Chubuk erkannte, daß die Zeiten sich geändert hatten. Wahrscheinlich mußte künftig jeder Thean so handeln, wie Siodor es angekündigt hatte.
    Doch er wollte es nicht tun. Es war sowieso seine letzte Amtshandlung. „Mir muß die formale Erfüllung der Bedingung genügen", sagte er zu Siodor.
    Er wandte sich an die sechs Gish. „Bringt die Gefangenen in ihren Kerker und verwahrt sie dort, bis ihr Schiff wieder raumtüchtig ist", befahl er. „Danach starten sie ohne Bewachung zur Eigenvollstreckung des Urteils!"
    Nachdem die Rochaniden hinausgeführt worden waren, wandte sich Chubuk wieder an Siodor. „Die Last der Verantwortung droht mich zu erdrücken", sprach er zu ihm. „Wenn du dazu bereit bist, werde ich dir ohne Umschweife meine Nachfolge förmlich antragen."
    Das gelbe Auge hinter dem verspiegelten Helm Siodors leuchtete kräftiger. „Ich bin bereit", antwortete er.
    Er ist noch jung und dumm! dachte Chubuk. Skrupellos und ehrgeizig! Sonst würde er nicht so gierig nach dem schwersten Amt greifen, das es zwischen den Sternen am Rand der Großen Leere gibt! Ein Amt, das einen Thean innerlich aushöhlt, bis er nur noch eine leere Hülle ist.
    Er sprach die Formel, die seit Äonen das Übergehen des Amtes eines scheidenden

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