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1670 - Das Tribunal

Titel: 1670 - Das Tribunal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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widersetzten sie sich mit Waffengewalt. Bei dem Kampf wurden neunzehn Rochaniden, siebenundzwanzig Gish und ein Vatachh getötet.
    Chubuk Thean, du bist aufgerufen, über Recht und Unrecht zu entscheiden und deinen Richterspruch zu fällen! Laß dich dabei nicht von Gefühlen leiten!
    Chubuk bewegte die im Winkel von 45 Grad von seinem Körper abstehenden Flughaut-Relikte, als wollte er sich in die Lüfte schwingen. Dazu taugten die im Verlaufe von Jahrmillionen verkümmerten Gebilde allerdings nicht. Das mußten sie auch nicht. Dafür setzte er den kleinen Antigrav ein.
    Es ist alles so sinnlos! grübelte Chubuk. Das namenlose Böse wurde vor zwei Millionen Jahren besiegt und vertrieben. Und trotzdem gibt es Frevler. Es bedrückt mich, daß ich intelligente Lebewesen exemplarisch und gnadenlos richten soll.
     
    *
     
    Chubuk Thean konzentrierte sich darauf, den inneren Konflikt zu verdrängen. Lösen konnte er ihn nicht. Er beruhigte sich nach kurzer Zeit wieder. Die zahlreichen wurmförmigen Segmente seines Kopfes, die eben noch verkrampft gewesen waren, schlängelten sich gelöst über- und untereinander.
    Er beobachtete über andere Monitore den Untergang der gelbweißen Sonne Mosa. Sie stand schon tief über dem Horizont an einem wolkenlosen Himmel, der von einem so dunklen Blau war, daß er beinahe schwarz wirkte. Ihre Strahlen erzeugten auf dem brettflachen Boden der Salzsteppe zitternde, silbrig funkelnde Reflexe.
    Der Planet Sharra, dritter seines Muttergestirns, war alt, ausgelaugt und zum Sterben verurteilt. Wie Mosa auch.
    Das unruhige Leuchten der Sonne war die Folge von Rhythmusstörungen der früher regelmäßigen schwachen Pulsationen, die man auch „Sonnenatmung" genannt hatte. Der Wasserstoffvorrat in Mosas Kern ging unweigerlich zu Ende; das mechanische Gleichgewicht der Sonne wurde gestört.
    In ein paar tausend Jahren würde der Gasdruck in ihrem Innern so stark nachgelassen haben, daß sie sich zusammenzog. Das wäre der Anfang der Entwicklung zu einem roten Riesenstern. Und das endgültige Aus für die inneren vier Planeten.
    Chubuk würde nichts davon erleben. Dennoch erfüllte es ihn mit Trauer, daß der Planet Sharra, der mit der Sternenfestung ASAPHOS vor rund zwei Millionen Jahren ein Bollwerk gegen das namenlose Böse gebildet hatte, in relativ naher Zukunft nicht mehr existieren sollte.
    Seine Wahrnehmung konzentrierte sich auf den stählernen Sockel in der Mitte der Salzsteppe, auf dem sich acht bläulich schimmernde asymmetrische Gebilde in den Himmel reckten: die Türme von ASAPHOS. Sie bildeten die Eckpunkte eines Fünfecks: der Sternenfestung beziehungsweise dessen, was von ihr übrig war.
    Denn die Gewalten, die einst hier wüteten und die Strahlen, welche die Festung bis tief in den Raum geschleudert hatte, waren nicht spurlos an dem mächtigen Bauwerk vorübergegangen. Rückschläge von Normal- und Hyperenergie hatten ganze Sektionen schmelzen und zusammensinken lassen.
    Doch noch erfüllte ASAPHOS einen Zweck.
    Chubuk desaktivierte die Monitore des GESETZBUCHS und bereitete sich darauf vor, sein Richteramt im DAMURIAL der Sternenfestung auszuüben, tief unter dem größten der Türme von ASAPHOS.
     
    *
     
    Mehrere kleine robotische Diener schwebten und kletterten um und auf Chubuk herum.
    Sie putzten und überprüften jeden Quadratzentimeter seines Körpers, mit Ausnahme des Kopfes, an den der Thean sie niemals heranließ.
    Seine Erscheinung hatte bei der Konfrontation mit den Angeklagten makellos zu sein.
    Das war Vorschrift. Auch wenn die Angeklagten den Körper unter der Vermummung nicht sehen konnten.
    Chubuk fand die Prozedur lästig.
    Er lenkte sich davon ab, indem er sich kritisch in der spiegelnden Metallplastikwand des Vorbereitungsraums musterte.
    Im wesentlichen bestand sein Körper aus dem zirka eineinhalb Meter langen, walzenförmigen Rumpf mit rund 30 Zentimeter Durchmesser: rot und schwarz gefleckt.
    An dessen Stirnseite saß sein Kopf: eine ebenfalls 30 Zentimeter durchmessende kugelförmige Ballung dunkelgrauer, wurmförmiger Segmente. Auf ihnen strahlten zahlreiche grellweiße Leuchtpunkte: stechendes, blendendes Licht aus winzigen Quellen.
    Hinter dem Kopf wuchs ein schwarzer Wulst aus dem Rücken: gut elf Zentimeter hoch und elf Zentimeter breit.
    Von der Oberseite dieses Wulstes reckte sich im Winkel von 45 Grad je eine trapezförmige steife Flughaut empor: mit blauweißer Unterseite und graugrüner Oberseite; die Rudimente ehemals funktionsfähiger

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