1671 - Chaos-Kämpfer
Ernst.«
»Womit Sie wahrscheinlich recht haben.«
Er starrte mich an. »Meinen Sie?«
Ich trank einen Schluck Bier aus der Flasche. »Ja, das meine ich. Das nehme ich auch ernst. Aber fragen Sie mich bitte nicht nach den Gründen. Die kenne ich nicht, werde aber versuchen, sie herauszufinden.«
»So - da haben Sie sich aber was vorgenommen.« Er drehte sein fast leeres Glas in den Händen. »Wissen Sie, ich habe ja nie an Geister oder Gespenster geglaubt. Aber das sehe ich jetzt anders, obwohl ich es noch immer nicht so richtig fassen kann.«
»Das kann ich verstehen. Aber ich habe seit Jahren damit zu tun, und ich kann Ihnen sagen, dass es Dinge in dieser Welt gibt, die man nicht so leicht begreifen kann.«
»Ja, das denke ich auch. Wobei ich jetzt darüber nachdenken muss, wie es weitergehen soll.« Er legte seine Stirn in Falten und grübelte. »Ich glaube nicht, dass ich das Lokal lange schließen kann. Ein oder zwei Abende vielleicht. Wie ich jedoch die Menschen kenne, werden sie regelrecht geil darauf sein, dem Schuppen hier einen Besuch abzustatten. So etwas lockt doch.«
Dahatte er nicht unrecht. Es war nur die Frage, ob sich die andere Seite noch mal zeigen würde. Ich wollte das Thema anschneiden und hatte mir die Worte fast zurechtgelegt, als es passierte.
Und wieder spürte ich die Warnung.
Mein Kreuz meldete sich!
***
So etwas wie ein kleiner Hitzestrahl huschte über meine Brust hinweg. Ich zuckte zusammen, denn damit hatte ich nicht mehr gerechnet. Aber ich wusste jetzt, dass ich genau das Richtige getan hatte, indem ich nicht nach Hause gefahren war. Die andere Seite war noch vorhanden, und das hatte ich wohl instinktiv gespürt. Auch Dan Santos hatte gesehen, dass etwas nicht stimmte. »Ist was los, Mister Sinclair?«
»Was meinen Sie?«
»Sie sind plötzlich zusammengezuckt. Als wäre Ihnen eine bestimmte Idee gekommen.«
»Eine Idee wohl nicht. Ich habe eher eine Botschaft erhalten.«
»Und welche?«
»Das weiß ich noch nicht genau. Jedenfalls werden wir jetzt die Augen aufhalten müssen.«
»Und wonach suchen wir?« Santos hatte leise gesprochen. Dafür hatte sich seine Unruhe gesteigert. Er saß auf dem Stuhl und bewegte sich leicht hin und her. In seinem Blick war zwar keine Angst zu erkennen, aber eine gewisse Spannung ließ sich nicht leugnen.
Ich wollte keine direkte Antwort geben und sagte mit leiser Stimme: »Es könnte sein, dass wir Besuch bekommen.«
Ein kurzes Schlucken. Dann die Frage: »Von ihnen?«
»Möglich.«
»Den Gespenstern«, flüsterte er und drückte sich langsam in die Höhe. Sein Blick war unstet geworden, die Lippen lagen dicht aufeinander und er starrte die Tür an.
Die Idee war nicht so schlecht. Das Haus zu verlassen und abzuwarten, was passieren würde. Bisher war nichts geschehen. Ich hatte nur diese eine Warnung erhalten, aber ich brauchte nur an die Szene vorhin im Lokal zu denken. Da hatte es auch mit dieser Warnung begonnen und wenig später war der Überfall erfolgt. Ich stand ebenfalls auf. Santos sprach mich direkt an. »Spüren Sie wieder was?«
»Nein, nicht mehr.«
»Und wenn sie hier wieder erscheinen?«
»Werden wir uns danach richten.«
»Gut, Mister Sinclair. Aber ich möchte nicht länger in diesem Haus bleiben.«
»Das kann ich gut verstehen.«
»Was ist mit Ihnen?«
»Wir gehen gemeinsam.«
Es war beinahe zu sehen, wie Dan Santos ein Stein vom Herzen fiel. Erleichterung breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er war es auch, der als Erster die Bürotür öffnete und nach draußen in den Flur trat, wo er auf mich wartete. Ich blieb noch für kurze Zeit im Büro zurück und wartete darauf, dass sich das Zeichen wiederholte.
Nichts mehr…
Beruhigt war ich trotzdem nicht. Sicherheitshalber hängte ich das Kreuz außen vor meine Brust, was wenig später auch Dan Santos sah und mich aus großen Augen anschaute.
»Was soll das bedeuten?«
»Eine reine Sicherheitsmaßnahme. Kommen Sie!«
»Und wohin?«
»Wir gehen erst mal nach draußen und werden abwarten, was sich noch tut.«
»Bestimmt nichts.«
»Ich hoffe es.«
Das Büro lag im privaten Teil des Lokals. Dort gab es auch die Räume, in denen die mit Flaschen gefüllten Kartons standen oder sich auch das Leergut stapelte. An den Türen gingen wir vorbei und am Ende des Flurs fiel der Lichtschein auf eine Hintertür, durch die wir ins Freie gelangten.
Santos wollte sie aufziehen. Ich hielt ihn zurück.
»Vorsichtig, bitte.«
»Schon gut.«
Ich zog die Tür auf
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