1671 - Chaos-Kämpfer
Dieser Darkroom war anders. Hier gab es keine Szene. Höchstens eine, die gern aß, denn es war plötzlich richtig krass geworden, sich in einem dunklen Raum zu treffen und bei dieser Finsternis eine Mahlzeit einzunehmen.
Dazu hatte mich die Cavallo eingeladen. Ob wir nur essen wollten - sie eingeschlossen als Blutsaugerin, das war mir nicht richtig klargemacht worden. Da hatte sie sich geheimnisvoll gegeben und von einer großen Überraschung gesprochen.
Die richtige Lust hatte ich nicht. Aber Justine hatte nicht lockergelassen, und sp war mir nichts anderes übrig geblieben, als zuzustimmen. Es sollte auch in meinem Interesse sein, war mir gesagt worden, und so war ich mitgegangen. Der Fall des Psychonauten-Gotts lag hinter mir. Das war ein Fall gewesen, der mich nach Hamburg geführt hatte, denn dort war Dagmar Hansen in einen mörderischen Strudel hineingeraten, der sie beinahe das Leben gekostet hätte. Und jetzt dieses Erlebnis. Man hatte schon seine Plätze reservieren müssen und am Eingang mussten wir unsere Namen angeben, was Justine tat. Wir wurden abgehakt, dann nahm uns ein Kellner in Empfang, der uns zu den Plätzen führen sollte. Er war ein blasser junger Mann, der schwarze Kleidung trug. Dazu gehörten die enge Jacke und auch die Röhrenhose.
»Kommen Sie mit.«
Wir folgten ihm in einen Flur hinein, in dem es noch relativ hell war, dann immer dunkler wurde, sodass sich meine Augen allmählich auf das einstellen konnten, was uns erwartete.
Die Cavallo hatte damit keine Probleme. Sie sah auch im Dunkeln. Das war eigentlich ihre Zeit, und so konnte ich sicher sein, dass sie mich perfekt führte. Dann wurde es dunkel. Den Eingang hatte ich gar nicht richtig gesehen. Aber Justine war schon fürsorglich. Sie nahm mich an die Hand und führte mich weiter, wobei der Knabe noch vorging, aber auch im Licht einer Taschenlampe den Weg zu unserem Tisch fand, den man bereitgestellt hatte.
Es war ein Tisch für zwei Personen. Justine und ich setzten uns gegenüber. Und es war wirklich dunkel. Obwohl ich nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie zu berühren, war sie kaum zu sehen. Einen Umriss nahm ich zwar wahr, nicht mehr, aber ich sah ihre Augen. Sie leuchteten schwach.
Ich nahm es mit Humor und sagte: »Was ist denn mit der Speisekarte? Muss man die Gerichte dort abtasten?«
»Nein.«
»Was dann?«
»Es gibt keine Karte.«
»Aha. Aber es gibt Essen?«
»Das schon.«
»Und ich kann wählen? Schlägt man uns was vor?«
»Im Prinzip schon. Aber hier ist es anders. Ich habe bereits das Essen bestellt.«
»Oh! Sehr fürsorglich. Und was ist mit den Getränken?«
»Du hast noch die freie Wahl.«
Nun ja, ich wusste nicht, was noch alles auf mich zu kommen würde, und dachte daran, Mineralwasser zu bestellen. Dagegen hatte Justine Cavallo nichts.
- »Und was bekommen wir serviert?«
Da lachte sie. »Ich habe mich für ein Steak entschieden.«
»Toll! Besonders blutig?«
»Darauf kannst du dich verlassen. Nur kurz angebraten, aber es soll schmecken.«
»Wenn du meinst.«
»Verlass dich auf mich.«
Das hier war mir alles suspekt. Es gab wirklich Menschen, denen es Spaß machte, im Dunkeln zu essen, denn wir waren nicht die Einzigen in dieser Höhle, nur hatte ich dabei keinen Spaß. Ich musste mich an alles herantasten und stellte fest, dass vor mir ein großer Metallteller stand, auf dem dann der andere Teller mit dem bestellten Gericht gestellt werden würde. Neben dem Platzteller lag das Besteck. Wie aus dem Nichts erschien wieder der Kellner und erkundigte sich nach unserem Getränkewunsch.
Ich bestellte das Wasser und auch Justine. Auf einen Blutcocktail verzichtete sie. Na ja, kleiner Scherz.
Stimmen erreichten meine Ohren. Sie kamen aus allen Richtungen. Zu sehen waren die Gäste nicht, nur eben zu hören, und da klang auch manches Lachen hervor. Allein ging wohl keiner hierher. An den Tischen saßen nur Paare. Dass bereits das Essen serviert wurde, nahm ich am Geruch wahr. Wer immer es servierte, der bewegte sich mit einer traumhaften Sicherheit durch das Lokal.
Allerdings glaubte ich nicht, dass alles glattgehen würde. Deshalb lagen auch die großen Stofftücher bereit, die bis zum Schoß reichten, wenn sie vor der Brust der Gäste hingen. Ich hatte mir ebenfalls diese große Serviette umgebunden. Unser Getränk wurde serviert. Ich sah das nicht genau und Justine erklärte mir, dass es eine Kanne war, aus der wir nachschenken konnten.
Die zum Servieren gefüllten Gläser stellte
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