1671 - Chaos-Kämpfer
die sich um Fälle kümmern, die aus dem Rahmen fallen. Dann sind Sie dieser John Sinclair, nehme ich an.«
»Das ist richtig.«
»War es Zufall, dass Sie sich hier im Lokal aufgehalten haben?«
»Ob Sie es glauben oder nicht, es war ein Zufall. Ich wollte mal im Dunkeln essen. Der Appetit ist mir vergangen, wie Sie sich denken können.«
»Das glaube ich Ihnen. Wir dürfen dann ein Protokoll schreiben, nehme ich an.«
»Tun Sie das.«
Die Kollegen verschwanden. Nur Dan Santos blieb noch. Er war völlig verstört. Seine Hände zitterten und er schüttelte immer wieder den Kopf. Ich telefonierte mit den Kollegen, damit der Tote abgeholt wurde. Nach dem Anruf meldete sich Justine, die sich tatsächlich im Hintergrund gehalten hatte.
»Überraschungen gibt es immer wieder.«
Ich ging auf sie zu. »Und das hast du gewusst.«
»Sagen wir geahnt.«
»Und woher?«
»Zufall, John.«
»Das glaube ich dir nicht. Aber darüber werden wir noch reden. Denn ich habe den Begriff Chaos-Kämpfer nicht vergessen.«
»Das solltest du auch nicht.«
»Dann weißt du, woher sie kamen?«
»Aus der Vergangenheit. Du hast sie doch gesehen. Sahen sie aus wie Menschen, die in unsere Zeit gehören?«
»Nein.«
»Und da sollten wir nachhaken.«
Sie lächelte mir zu. »Der Anfang ist gemacht. Es wird weitergehen, aber nicht heute. Ich denke, dass morgen auch noch ein Tag ist.«
»Gut, du kannst verschwinden. Es wäre nicht gut, wenn die Kollegen dich sehen. Das würde nur zu Fragen führen, auf die ich verzichten kann.«
Sie warf mir eine Kusshand zu und ich verzog das Gesicht. Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte sie sich um und verschwand, auch verfolgt von den Blicken des Geschäftsführers. Er konnte seine Bemerkung nicht für sich behalten.
»Sie haben aber merkwürdige Kolleginnen.«
»Sehr richtig. Man kann sich die Leute eben nicht aussuchen…«
Eine halbe Stunde später war alles erledigt. Man hatte den Toten mitgenommen. Er würde untersucht werden, und ich war mir sicher, dass man herausfinden würde, dass er aus der Vergangenheit stammte. Aber damit war mein Problem nicht kleiner geworden. Dan Santos und ich blieben zurück. Der Mann hatte das Personal nach Hause geschickt. Er war geblieben und machte sich Sorgen um die Zukunft seines Hauses.
»Das kann ich schließen. Wenn sich herumspricht, was hier passiert ist, bin ich erledigt.«
»Warten Sie es erst mal ab.«
»Würde ich gern. Aber mir gehört der Laden ja nicht. Ich bin nur als Geschäftsführer eingesetzt worden. Mein Vertrag läuft in einem Monat aus. Dann bin ich…«
»Arbeitslos?«, fragte ich.
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Ich gehe dann in eine andere Stadt, wo ein neues Lokal eröffnet wird. Ein halbes Jahr werde ich eingesetzt, dann muss das Geschäft laufen. So bin ich schon in Europa ziemlich herumgekommen, aber so etwas wie hier habe ich noch nicht erlebt. Das müssen Sie mir glauben.«
Ich nahm es ihm ohne Weiteres ab. Eigentlich hätte ich schon längst auf dem Weg nach Hause sein müssen, aber ich wusste selbst nicht genau, was mich hier noch festhielt. Dan Santos und ich hockten im kleinen Büro des Geschäftsführers. Durch das kleine Fenster strömte die kühle Nachtluft. Santos schien froh zu sein, dass er nicht allein gelassen wurde. Er hatte Getränke geholt und bot sie an. Ich nahm ein Bier. Das hatte ich wirklich nötig. Auf einen Schnaps verzichtete ich, den Wodka ließ ich Santos. Tief in meinem Innern verspürte ich den Wunsch, noch bleiben zu müssen. Ich wollte einfach mehr wissen.
Wir sprachen natürlich über die fast regelmäßig auftretenden Erscheinungen und ich erfuhr, dass sich Dan Santos damit abgefunden hatte. Letztendlich waren sie ja nicht geschäftsschädigend gewesen. Es hatte sich herumgesprochen, dass hier unerklärliche Vorgänge abliefen, und auch die Geldgeber hatten nichts dagegen gehabt. Sie wären froh gewesen, wenn es auch in den anderen Lokalen so gelaufen wäre. Als ich das hörte, setzte ich sofort eine Frage hinterher.
»Und? Ist es auch dort passiert?«
»Nein, Mister Sinclair, nur hier.« Santos lachte. »Ich kann es wirklich nicht begreifen, aber ich muss damit leben. Das hier ist der einzige Ort.«
»Was seinen Grund haben muss.«
»Bestimmt.«
»Haben Sie darüber nachgedacht?«
Er fing an zu lachen. »Unzählige Male. Aber glauben Sie nicht, dass ich eine Erklärung gefunden hätte. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Es ist nicht von dieser Welt. Ja, das meine ich im
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