1671 - Fluchtpunkt Mars
Somer und ihre Helfer die Waren in ihrer Heimat mit etlichen hundert Prozent Gewinn verkaufen."
„Das dauert zu lange", meldete NATHAN sich zu Wort. „Die Somer werden euch monatelang hinhalten, und sie werden die Passage-Gebühren für die Transmittertore so teuer machen, daß ein Flug in die Estartu-Galaxien nur zu einem Verlustgeschäft werden kann. Ich mache einen anderen Vorschlag."
„Sprich!" rief Adams laut. „Wir bauen über Nacht unsere Handelsbeziehungen zu Ertrus massiv aus und forcieren die Meldungen über eine sinnvolle Zusammenarbeit zwischen Terra und den verschiedenen Menschenabkömmlingen. Gleichzeitig berichten wir über die Fortschritte mit den Kranken. Kylk Myneon und seine Helfer werden schimpfen wie die Rohrspatzen, wenn wir ihr Konzept untergraben.
Es wird ihnen nichts nützen, denn wir stellen uns quasi auf ihre Seite."
„Vorsicht vor den Folgen!" warnte Aranja Gilgud. „Die Sache ist ein zweischneidiges Schwert, solange wir nicht wissen, was es mit der Verdrehtheit der Ertruser exakt auf sich hat. Die Ennox tun bekanntlich so, als wüßten sie nichts darüber. Ich bezweifle das."
„Wir können möglichen Gefahren von vornherein aus dem Weg gehen, wenn wir die Ertruser in die Kosmische Hanse einbinden. Dazu bedienen wir uns eines einfachen Werbeslogans", lautete NATHANS Antwort. „Ertruser für die Hanse!" rief Adams. „Das ist es! Und da soll einer kommen und sagen, wir wollten dem ehemaligen Kolonialvolk oder einzelnen Mitgliedern etwas Böses antun. Das hilft uns nicht aus der Wirtschaftskrise, hilft aber weiter."
Diesmal bedurfte es keiner Diskussion. NATHANS Vorschlag und Adams' Slogan wurden angenommen; NATHAN trug das Sitzungsprotokoll vor und beendete dann die Sitzung des STALHOFS.
Homer G. Adams kehrte über den nächstbesten Transmitteranschluß ins HQ-Hanse zurück. Dort lag eine Dringlichkeitsmeldung von Boris Siankow vor.
Siankow legte in einem dreißigseitigen Protokoll die Gründe für eine Verlegung Lyndaras nach Titan dar. Augenblicke später hatte Homer ihn auf einem Holo vor sich. „Nein, Boris", sagte er eindringlich. „Das kommt nicht in Frage."
„Ich habe das erwartet", antwortete der Stellvertreter von Myles Kantor überhastet. Der Nexialist sah Adams nicht direkt an, er wirkte geistesabwesend und ganz und gar nicht bei der Sache. „Das letzte Wort darüber ist noch nicht gesprochen."
„Doch, Boris. Und ich erwarte, daß du mir und uns allen nicht in den Rücken fällst.
Politisch steht zuviel auf dem Spiel."
Ein Seufzer klang auf, dann hatte Siankow die Verbindung aus eigenem Antrieb gelöscht. „Kümmere dich um die wissenschaftliche Seite und sonst um nichts", flüsterte Adams. „Aber das weißt du selbst.
3.
Krellin tobte wieder einmal, und er tat es nicht besonders intelligent. Für Cäsar Totannus als behandelnden Oberarzt stellte dies nichts Besonderes dar. Er sah sich die holographische Übertragung des Syntrons an und gab ein paar akustische Bemerkungen dazu ab.
Krellin war Lyndara in fast hündischer Art ergeben, und deshalb wirkte sich die Einzelhaft auf ihn vermutlich am schlimmsten aus. Bisher hatten sich die Symptome aber in Grenzen gehalten. Doch Tonne, wie der wohlbeleibte terranische Arzt vom australischen Kontinent wegen seines Namens und seines Aussehens gern genannt wurde, sah voraus, daß sie irgendwann eskalieren würden. Vielleicht jetzt, vielleicht später, in Tagen oder Wochen.
Aufmerksam verfolgte er die Verhaltensweise des Ertrusers. Krellin war nicht gerade ein Intelligenzbolzen. Alles, was sein mächtiger Körper zu bieten hatte, waren Muskeln und unbändige Kraft, die er manchmal recht sinnlos einsetzte. Wie sinnlos, das hatte Cäsar Totannus bei etlichen Zwischenfällen mit angesehen.
Der Ertruser hatte sich diesmal die Wand links neben der Tür ausgesucht. Mit dem Kopf rammte er das Material, als verspreche er sich davon ein Loch in der Wand, durch das er kriechen konnte. Sein sorgfältig gebürsteter und gehärteter Sichelkamm in demselben Rot, wie auch Lyndara es benutzte, verbog sich. Die Borsten lagen platt gedrückt am Kopf und standen seitlich ab.
Totannus wußte, daß die Gründe des Verhaltens nicht in der Hoffnung lagen, die Wand eindrücken zu können. Krellin wußte wie alle anderen Patienten, daß es aus diesem Appartement mit seinen Hochenergie-Sicherungsanlagen kein Entkommen gab. Das Verhalten hatte sicher eine andere Ursache.
Das dumpfe Dröhnen der Schläge verursachte dem
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